Sind Lösungen auf Low-Code-Basis die Zukunft?

ERP: The next big thing

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Rendering on the fly

Viel spannender ist jedoch die Variante, bei der zunächst kein ausführbarer Code generiert wird. Vielmehr werden alle erforderlichen Informationen in Textdateien (zum Beispiel JSON) und einer SQL-Datenbank abgelegt. Wenn der Endnutzer die Webseite aufruft, interpretiert der Webserver die Informationen und generiert den Code für den Browser „on the fly“, der die finale Seite rendert. Diese State-of-the-Art-Webtechnologien kennen wir beispielsweise vom Content-ManagementSystem WordPress.

Die Entwicklung von ERP-Lösungen mit Low-Code

Low-Code-Plattformen können für die Entwicklung verschiedenster Anwendungen eingesetzt werden. Ein Bereich, wo Low-Code bislang kaum genutzt wird, ist die Entwicklung von ERP-Lösungen. Das mag daran liegen, dass der Markt für ERP-Systeme sehr breit und vielfältig ist und einige Hersteller schon sehr viele Jahre am Markt sind und mit ihnen die eingesetzten Softwaresysteme.

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Wie eingangs beschrieben, existieren ihre Lösungen zum Teil schon viele Jahre und wurden kontinuierlich weiterentwickelt, angepasst, erweitert, modernisiert und dadurch immer komplexer und schwerfälliger. Gängige ERP-Systeme decken heute nahezu alle Standard-Prozesse im Unternehmen ab, können aber nur schwer „customized“ werden. Sie schleppen durch den jahrelangen Aufbau einen Ballast an Code und Funktionen mit, von dem im Einzelfall nur 20 Prozent im Kundenprojekt benötigt wird. Oft hören die Kunden den Satz “Sie müssen Ihre Prozesse leider ein wenig anpassen. Sonst wird der Aufwand für eine individuelle Anpassung der Software sehr aufwendig und teuer“.

Die fortschreitende Digitalisierung zwingt Unternehmen aller Größen und Branchen aber dazu, immer flexibler auf Kundenwünsche einerseits und auf Marktveränderungen andererseits reagieren zu können. Die Anforderungen an die Unternehmen werden immer vielfältiger und komplexer. Ein modernes, schlankes, flexibles und schnell anpassbares ERP-System ist erforderlich. Hier stoßen viele der etablierten, jedoch oft veralteten Systeme an ihre Grenzen.

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Mit Low-Code den Entwicklungsprozess neu denken

Diesen Mangel erkannten die Gründer der Aachener GEBRA-IT GmbH und schafften eine eigene cloudbasierte Entwicklungsplattform auf Basis von Low-Code (GEBRA Suite). Diese bietet wie alle Low-Code-Plattformen die typische intuitive grafische Benutzeroberfläche und arbeiten interpretativ mit modernen Technologien wie JSON, SQL und JavaScript. Auf dieser Grundlage wurde dann der gesamte Entwicklungsprozess einer ERP-Lösung umgekrempelt und neu gedacht.

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Selbstverständlich haben die Gründer das „ERP-Rad“ nicht komplett neu erfunden. Vielmehr flossen über 30 Jahre Erfahrung mit ERP-Projekten in die neue Lösung ein. Der Ansatz ist, auf Basis von Erfahrung und Best-Practice mit Hilfe der Low-Code-Plattform viele Grundmodule für einen Baukasten zu entwickeln, die grundsätzlich in jeder ERP-Lösung wiederkehren. „Wir beginnen nicht mit einem weißen Blatt, sondern starten bei der ERP-Lösung für Kunden mit unserem Basis-Baukasten“, erklärt Geschäftsführer Udo Hensen. „Im Unterschied zur herkömmlichen ERP-Entwicklung übernehmen unsere ERP-Berater die Konfiguration der endgültigen Kundenlösung. Dies geschieht auf Basis des Baukastensystems“.

Solche „Laien-Programmierer“ werden in der Branche als Citizen Developer bezeichnet. Sie stehen in engem Kontakt mit dem Kunden, den Abteilungen und Mitarbeitern. Die vorhandenen Prozesse und die Wünsche des Kunden werden im Grunde „Stein für Stein“ zu der ERP-Lösung zusammengebaut. Dabei sind Anpassungen, Veränderungen, Ergänzungen durch den Low-Code-Ansatz in Windeseile umgesetzt. Am Ende steht eine dem Kunden auf den Leib geschneiderte ERP-Lösung zur Verfügung.

Nachteile von ERP auf Low-Code

Selbstverständlich ist Low-Code nicht der Stein der Weisheit, wenn auch die Technologie einige Vorteile gegenüber der klassischen Softwareentwicklung mitbringt. Die neue „Freiheit“ bei der Entwicklung von Applikationen bedeutet auch Verantwortung. Wer völlig flexibel eine Lösung konstruieren kann, dem kommen immer neue Wünsche und Anforderungen in den Sinn. Es besteht die Gefahr, dem Kunden jeden „goldenen Henkel“ zu bauen, obwohl es nicht der optimale Weg wäre. Das Beraterteam braucht Führungsstärke sowie ein großes Prozess- und IT-Wissen. Werden zu Beginn eines Projekts die Anforderungen, Ziele und Meilensteine nicht genau in einem Lastenheft definiert, besteht das Risiko, immer wieder neue Anforderungen nachzulegen und sich beim Aufbau von neuen Prozessen zu verzetteln. Daher sollte ein Lastenheft unabhängig vom Low-Code bei einem jeden ERP-Projekt vorhanden sein.

Citizen Developer klicken eine maßgeschneiderte ERP-Lösung zusammen. (Quelle: GEBRA-IT GmbH)
Bild 2: Citizen Developer klicken eine maßgeschneiderte ERP-Lösung zusammen. (Quelle: GEBRA-IT GmbH)

Fazit

Sicher ist Low-Code ein spannender und vielversprechender Ansatz, um zukünftig zentrale Unternehmensanwendungen schneller und flexibler zu entwickeln als bisher. Low-Code wird aber den klassischen Entwicklungsweg vorerst nicht komplett ersetzen, allein weil es viel zu viele Unternehmensanwendungen gibt, die immer noch zuverlässig ihren Dienst verrichten und vorerst nicht gelöst werden (können). Die Gartner-Prognose, dass bis 2024 mehr als 65 Prozent aller SoftwareProgramme mit Low-Code realisiert werden, erscheint realistisch.

Für Unternehmen, die in neue Unternehmensanwendungen wie ERP-Software investieren wollen/müssen, stellt der Low-Code-Ansatz jedoch eine ernstzunehmende Alternative zu den klassischen Lösungen dar. Die Vorteile von Low-Code-Entwicklung gegenüber klassischer ERP-Entwicklung wiegen schwer, die Nachteile sind gut beherrschbar. Warten wir ab, ob Gartner recht behält.

Frank Bärmann conpublica

Frank

Bärmann

freier Journalist und PR-Berater

conpublica

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