Threads, die Twitter/X-Alternative des Facebook-Konzerns Meta, will ins Fediverse. Doch was steckt hinter dem Konzept des dezentralen Netzwerks?
Was ist das Fediverse?
Im Kern ist das Fediverse eine Vereinigung unterschiedlicher Social Networks. Im Zentrum der Idee steht die Dezentralisierung. Das bedeutet, es gibt nicht einen großen Anbieter wie bei Facebook oder X/Twitter, der alles kontrolliert. Stattdessen gibt es viele unabhängige Server, die „Instanzen“ genannt werden. Jede Instanz hat ihre eigenen Regeln und ihre eigene Community. Das ist so, als ob jede Stadt ihre eigenen Gesetze und Kulturen hätte, aber alle Städte sind Teil desselben Landes. Das Fediverse hat vor allem nach der Übernahme von Twitter (nun X) durch Elon Musk einen Popularitätsboost erfahren.
Wer ist Teil des Fediverse?
Das Fediverse ist nicht nur eine Plattform, sondern ein Zusammenschluss vieler verschiedener Dienste. Da gibt es zum Beispiel Mastodon, das ähnlich wie Twitter funktioniert, oder PeerTube, eine Alternative zu YouTube. Jede Plattform hat ihren eigenen Schwerpunkt, aber sie können alle miteinander kommunizieren.
Fediverse | Herkömmliches Soziales Netzwerk | |
---|---|---|
Struktur | Dezentralisiert; besteht aus vielen unabhängigen Servern (Instanzen). | Zentralisiert; kontrolliert von einem Unternehmen oder einer Organisation. |
Kontrolle und Eigentum | Jede Instanz wird unabhängig betrieben und verwaltet. | Zentralisierte Kontrolle durch das Unternehmen, das das Netzwerk besitzt. |
Datenschutz | Höherer Datenschutz durch dezentrale Struktur; weniger zentrale Datensammlung. | Potenziell umfangreiche Datensammlung und -nutzung durch das zentrale Unternehmen. |
Moderationspolitik | Individuelle Moderationsrichtlinien für jede Instanz. | Einheitliche Moderationsrichtlinien, die vom Unternehmen festgelegt werden. |
Interoperabilität | Nutzer können plattformübergreifend interagieren (z.B. Mastodon-Nutzer mit PeerTube-Inhalten). | Interaktionen sind in der Regel auf das jeweilige Netzwerk beschränkt. |
Anpassungsfähigkeit | Hohe Anpassungsfähigkeit und Vielfalt durch unterschiedliche Instanzen und Plattformen. | Eingeschränkte Anpassungsfähigkeit; Nutzer müssen sich an die vorgegebenen Funktionen und das Design halten. |
Nutzerbasis | Relativ klein, aber wachsend; zieht oft technikaffine und datenschutzbewusste Nutzer an. | Sehr groß; umfasst ein breites Spektrum der Bevölkerung. |
Geschäftsmodell | Oft auf Spenden oder Mitgliedsbeiträgen basierend; weniger kommerziell ausgerichtet. | Oft werbebasiert oder durch andere kommerzielle Aktivitäten finanziert. |
Zugänglichkeit | Kann für neue Nutzer aufgrund der Vielfalt und Komplexität der Instanzen verwirrend sein. | In der Regel benutzerfreundlich und für ein breites Publikum leicht zugänglich. |
Threads will ins Fediverse
Wie anderere Dienste auch plant auch der Facebook-Konzern Meta, das kürzlich in der EU gestartete Threads in das Fediverse zu integrieren. Threads werde das ActivityPub-Protokoll verwenden, um mit anderen unterstützenden Servern zu interagieren.
Die Meta-Vision umfasse die Möglichkeit, dass Nutzer von Threads mit Personen auf anderen Fediverse-Plattformen kommunizieren können, die nicht im Besitz oder unter der Kontrolle des eigenen Netzwerks sind. Dies ermöglicht es Nutzern, mit ihrem Threads-Profil Personen auf anderen Servern im Fediverse zu folgen oder von ihnen gefolgt zu werden.
Deine Inhalte und Informationen werden möglicherweise mit diesen Servern geteilt, zum Beispiel wenn du mit Inhalten von anderen Servern interagierst oder wenn du Follower*innen von anderen Servern hast. Wenn du ein privates Profil hast, musst du Follower*innen-Anfragen genehmigen, bevor dir Personen auf oder außerhalb von Threads folgen können. Bei Nutzer*innen von anderen Servern erscheint auf Threads der Name ihres Servers zusammen mit ihrem Benutzungsnamen (Beispiel: [email protected]).
Threads
Interoperabilität: Vernetzung über Plattformgrenzen hinweg
Eine Besonderheit des Fediverse ist die Fähigkeit zur Interaktion über die Grenzen der eigenen Plattform hinweg. Nutzer auf einer Plattform wie Mastodon können beispielsweise mit Inhalten auf PeerTube interagieren. Diese Interoperabilität wird durch Standards wie ActivityPub ermöglicht, die eine einheitliche Kommunikation zwischen den verschiedenen Plattformen sicherstellen.
Datenschutz und individuelle Moderationspolitik
Im Fediverse wird großer Wert auf Datenschutz und die Kontrolle der Nutzer über ihre Daten gelegt. Die dezentralisierte Natur des Netzwerks verhindert die zentrale Sammlung von Nutzerdaten, was die Privatsphäre stärkt. Zudem hat jede Instanz ihre eigene Moderationspolitik, was zu einer vielfältigen Landschaft von Gemeinschaftsstandards führt.
Fazit
Mit seiner Betonung auf Autonomie, Datenschutz und Vielfalt bietet es das Fediverse eine echte Alternative zu den herkömmlichen, zentralisierten sozialen Medien. Es wächst kontinuierlich und gewinnt an Popularität, insbesondere unter Nutzern, die nach Alternativen zu den großen sozialen Netzwerken suchen. Das Fediverse steht aber auch vor Herausforderungen. Die Vielfalt der Instanzen kann für neue Nutzer verwirrend sein, und die unterschiedlichen Moderationsstandards können zu Unregelmäßigkeiten im Umgang mit problematischen Inhalten führen. Zudem ist die Nutzerbasis im Vergleich zu etablierten sozialen Netzwerken noch relativ klein, was die Reichweite und Sichtbarkeit einschränkt.