Das breite Spektrum von Frachttypen und Services, Termin- und Planungszwängen und eine Vielzahl von externen Einflüssen machen die Arbeit bei Antwerp Euroterminal NV (AET), dem größten Hafenterminal in Europa, hochgradig komplex.
Weil zudem die Kunden ein immer größeres Maß an Services und Flexibilität erwarten, wollte Tim Pieters, der bei AET für den alltäglichen IT-Betrieb verantwortlich ist, möglichst viele Prozesse automatisieren. Sein Ziel: unnötigen Arbeitsaufwand zu vermeiden und Ressourcen besser zu nutzen.
Daten erfolgreich matchen
Als eine neue Terminal Operating System-Umgebung eingeführt wurde, bot sich die Möglichkeit, gleichzeitig ein zuverlässiges und sicheres IoT-Gateway zu implementieren. Diese Lösung sollte nicht nur den Datenaustausch zwischen den einzelnen Anwendungen der Infrastruktur des Terminals ermöglichen, sondern auch die Kommunikation mit Kunden und Partnern auf die nächste Ebene bringen. Zusätzlich sollte die Plattform neue Möglichkeiten eröffnen, indem sie Daten unterschiedlicher Quellen korreliert.
Genauso wichtig war es, die Abhängigkeit von spezifischen Entwicklerfähigkeiten und das Risiko von immer stärker fragmentiertem und isoliertem Wissen zu senken sowie die Datensicherheit zu erhöhen, denn bis dahin hatte man beim Antwerp Euroterminal sämtliche Integrationen selbst programmiert.
In Zusammenarbeit mit HPC Hamburg Port Consulting und den Spezialisten von compacer entwickelte man ein Konzept für die Implementierung einer innovativen Datendrehscheibe. Neben den Sicherheitsaspekten und der Zukunftssicherheit, die bei den Überlegungen wichtig waren, spielten die Wünsche der Kunden eine große Rolle. War man in der Vergangenheit oft erst dann aktiv geworden, wenn ein Kunde einen konkreten Service angefragt hatte, sollte sich das in Zukunft ändern. Tim Pieter, der das gesamte Projekt verantwortet, hatte bereits wiederverwendbare Codes in Bibliotheken ausgelagert und die Basis für eine neue Messaging-Infrastruktur geschaffen. Sein Ziel: eine Prozessumkehr hin zu einem proaktiven Service-Angebot.
Das kam sowohl bei den Kunden als auch in der Chefetage gut an. Das Besondere: Im Grunde wussten und wissen viele Hafenmitarbeiter überhaupt nicht, was die neue „Datendrehscheibe“, nämlich das Business Integration Cluster edbic von compacer, eigentlich leistet. Sie nehmen nur die Verbesserungen wahr und sind begeistert. Das neue System konsolidiert die Daten vollumfänglich und vollautomatisch, was die IT immens entlastet. Die IT-Kollegen von Pieters profitieren davon, dass die Arbeitslast und die Verantwortlichkeiten für die Datenintegration nun auf mehrere Schultern verteilt sind und Prozesse ohne deren Zutun ablaufen.
Aha-Effekte dank aussagekräftiger Daten
Die richtige Balance in Sachen „zu viel“ oder „zu wenig“ Integration ist nicht einfach zu finden. Das liegt daran, dass die Automatisierung von Prozessen oder das Zusammenführen von Daten immer Begehrlichkeiten weckt. Mark Engels, CTO bei AET, hat Pieters und sein Team von Anfang an unterstützt. Auch ihm lag und liegt viel daran, die IT-Struktur des Hafenterminals innovativ und zugleich zukunftssicher zu gestalten. Engels kennt ebenfalls die Herausforderungen im Umgang mit aussagekräftigen Daten, denn auch er ist interessiert daran, diese für möglichst detaillierte Analysen und neue Auswertungen zu nutzen. Sein Ziel: noch bessere Entscheidungen für die Zukunft des AET zu fällen. Aber im ersten Schritt ist er damit zufrieden, dass er dadurch in der Lage ist, Kunden proaktiv mit Services zu versorgen, etwa im Bereich Cargo Bundling oder Labeling.
Auch Pieters zeigt sich mehr als zufrieden mit der Zusammenarbeit, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die neue IT-Struktur die Zusammenarbeit mit dem Zoll erleichtert. Als zertifiziertes Hafenterminal ist der Antwerp Euroterminal NV gesetzlich verpflichtet, den Zollbehörden bestimmte Transaktionen zu melden. Das war in der Vergangenheit nicht immer einfach. So hatte man beispielsweise nach einem Technologie-Upgrade durchaus Schwierigkeiten, für die teilweise eher exotischen Sicherheitsanforderungen des Zolls einen funktionierenden Ansatz zu finden. Seit edbic im Einsatz ist, läuft das Ganze wie von allein. Hilfreich war dabei, dass die Experten des AET, von HPC sowie von compacer kooperativ und kreativ eine Lösung gefunden haben.
Next steps
Darüber hinaus konnten durch den automatisierten Datenaustausch auch in anderen Bereichen weitere Mehrwerte erzielt werden. Dazu zählt, dass seither beispielsweise die Datenströme der Wägesensoren in die TOS-Anwendungen einfließen, so dass Be- und Entladungen vereinfacht werden. Ebenfalls ist das Perimeter-Sicherheitssystem mit dem Netzwerk aus Überwachungskameras und der Einbruchmeldeanlage verbunden und das System kann alle Daten nun mit einer Nummernschilderkennung sowie hinterlegten Informationen zur Zugangskontrolle und TOS-Transaktionen abgleichen. Das erhöht die Sicherheit, denn mögliche Sicherheitsvorfälle werden frühzeitig identifiziert und die Verkehrsströme auf dem Gelände können besser gesteuert werden.
Auch im Bereich HR sind bereits positive Effekte zu beobachten – insbesondere bei der Zeiterfassung und der Lohnabrechnung. Wie kann das sein? Ein Großteil der Arbeit in der HR-Abteilung besteht aus der Schichtplanung und Verwaltung sowie der Kontrolle von Arbeitszeitnachweisen und Lohnzahlungen für den Pool hochspezialisierter Terminal-Facharbeiter. Mit edbic konnte der Hafenbetreiber diese komplexen und zeitraubenden Aufgaben automatisieren und deutlich vereinfachen. Die Integration der HR-Anwendungen mit der Zutrittskontrolle und dem TOS erspart der Abteilung viel mühselige Arbeit und hat den Abrechnungsprozess wesentlich beschleunigt.
Zukünftig sind weitere Automatisierungs- und Digitalisierungsprojekte geplant. Zusätzlich zu der wachsenden Anzahl von edbic-Integrationen plant AET bald auch die Einführung eines Process Event Monitoring-Tools. Davon verspricht man sich eine Ausweitung der Analysemöglichkeiten und zusätzliche Prozessoptimierungen.
Zitat von Tim Pieters, IT-System Engineer der Antwerp Euroterminal NV
„edbic hat uns erstmals in die Lage versetzt, Dienstleistungen anzubieten, noch bevor ein Kunde überhaupt danach gefragt hat. Inzwischen ist die Weiterentwicklung neuer Services schon zu einer Selbstverständlichkeit geworden. So etwas wäre früher nicht möglich gewesen.“