Corona initiiert bei IT-Verantwortlichen ein Umdenken. Die aktuelle wirtschaftliche Extremsituation verschärft zwar Notwendigkeiten und Aufmerksamkeiten, ist aber keineswegs zeitlich limitiert. Im sgTalk diskutieren wir mit Experten, was dies für die Storage- und IT-Branche bedeutet. Tenor: Der Markt fordert neue Preisstrukturen. Das Ende der Edel-EDV ist eingeleitet, doch was ist das überhaupt?
sgTalk #05: Das Ende der Edel-EDV: Kunden fordern neue Preisstrukturen für Storage & ITIm speicherguide.de-Talk haben die Experten aus unterschiedlichen Bereichen die Faxen dicke: Etablierte Anbieter in Soft- und Hardware verlangen seit Jahren überzogene Preise, und werden nun durch kleinere und jüngere Unternehmen ersetzt. Ein Marken-Label tut es nicht mehr, um übertriebene Preise aufzurufen, wenn das Leistungs- und Service-Portfolio das nicht hergibt. Auch die Maintenance-Fesseln stehen in Rechenzentren auf dem Prüfstand, so der Tenor.
Carsten HaakGeprägt hat den Slogan vom »Ende der Edel-EDV« Doc Storage. Carsten Haak, ausgewiesener IT-Branchenkenner von technischer Seite, unter anderem langjährig leitend tätig bei EMC und IBM, ist da ganz bei ihm. Für aktuelle Rechenzentren und deren Verantwortliche stellt er fest, das altherkömmliche Vertriebsmodelle etablierter Hersteller nicht mehr greifen. Und zwar weder im Hard- noch im Software-Bereich. Ärgernis ist unter anderem die Komplexität der Produkte: »Es gibt auch deutsche Hersteller, mit drei Buchstaben, aus deren Produkten Kunden ohne teure Berater keinen einzigen Bit herausholen können.«
Mumpitz – oder die Selbstreinigung durch Krise?
Für Haak ist deshalb die Edel-EDV am Ende, weil Commodity-Produkte, quasi von der Stange, dasselbe leisten, zu einem Bruchteil der Kosten: »Mindestens in den letzten drei Jahren haben wir in den Rechenzentren festgestellt, dass wir mit preisgünstigen Lösungen dieselbe Produktivität erreichen, wie mit hochpreisigen. Dazu kommt, dass diese Produkte dermaßen komplex sind, dass man ohne den Einkauf von Dienstleistungen die Systeme gar nicht vernünftig zum Laufen bekommt.«
Jens LeischnerLaut Haak führt die aktuelle Situation zu einem Umdenken. Eigentlich spät genug. Jens Leischner, Mitbegründer der User-Vereinigung sanboard, betont die massive Intransparenz, die eben jenen Anwendern von den Anbietern im IT-Bereich geboten wird: »Server- und Speichersysteme sind heute aus Standardkomponenten zusammengefügt. Das könnte ich selbst machen oder mir einen Experten holen, der es kann. Dieses Angebot gibt es aber nicht. Ich wünsche mir mehr Preistransparenz.« Haak stimmt zu: »Mumpitz!«
KMU und die Verantwortung der Reseller
Stefan von DreuscheStefan von Dreusche, zuletzt bei DataCore Software und davor IBM-Reseller, betont dazu die Rolle der Wiederverkäufer und Systemhäuser gerade für kleine und mittlere Unternehmen im deutschen Markt. Jener Dienstleister sei »Trusted Advisor« viel mehr als im Enterprise-Segment. Seiner Meinung nach sind die klassischen Anbieter unter Druck bei den Einkaufspreisen. Und er wirft das Thema Third-Party-Maintenance in die Runde, als Mittel, Kosten zu sparen.
Die Experten sind sich darin einig, dass sich der Kostendruck massiv verstärkt. Wöchentliches Vorsprechen auf C-Level und Vorschläge zu 25 Prozent Kostensenkung sind demnach Normalität geworden. Folge ist die Tendenz zu niedrigen Anschaffungspreisen. Ob sich das langfristig auszahlt, können auch unsere Experten nicht zuverlässig beurteilen. Sie tun es, weil es gefordert wird.
Was wirklich allen aufstößt, sind die Rabatt-Schlachten diverser Hersteller. »Wie kann es sein, dass Anbieter und Dienstleister plötzlich 60 oder 70 Prozent Rabatt einräumen?«, frägt sich nicht nur Leischner.
Aufzeichnung sgTalk #05: Das Ende der Edel-EDV: Kunden fordern neue Preisstrukturen für Storage & IT
In der speicherguide.de-Talkrunde diskutieren wir ausführlich über die Zukunft von Storage- und IT-Strukturen. Ändern sich nun vieles wirklich nachhaltig, oder doch nur temporär?
Mit dabei sind die Branchenkenner Carsten Haak, Jens Leischner, Andreas Raum und Stefan von Dreusche.
Auch diesmal benötigen wir rund 50 Minuten, aber nehmen Sie sich die Zeit, wir diskutieren wirklich ausführlich verschiedene Aspekte. Bringen Sie sich gerne mit Ihrer Meinung ein. Halten Sie sich nicht zurück. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare.