Kommentar

Wo bleiben die konstruktiven Ansätze für mehr digitale Souveränität?

Das jüngste Bitkom-Papier „Nachhaltig, souverän, resilient: Deutschlands digitale Dekade“ wiederholt alte Muster. Es erschöpft sich in einem umfassenden Forderungskatalog an staatliche Institutionen: mehr Fördermittel, mehr Programme, mehr Gremien, weniger Regulierung.

Welche Beiträge die IT-Branche selbst in den weiteren Prozess der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft einzubringen gedenkt, etwa beim Thema flächendeckende Breitbandausstattung, fehlt völlig. Das ist zu wenig, um nicht nur als fordernder Lobbyverband, sondern als fördernder, aktiver Mitgestalter unserer digitalen Zukunft wahrgenommen zu werden.

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Immerhin, es gibt auch positive Ansätze, wie etwa beim Thema Open Source. Es ist evident, dass offene Software von der weltweiten Community nicht nur im Krisenfall weitaus schneller adaptiert, geändert und gesichert werden kann als das mit den limitierten Ressourcen und systemimmanenten Einschränkungen von Closed Source möglich ist. Um so wichtiger sind konkrete Vorschläge, wie der dramatische Mangel an qualifizierten IT-Experten und -Entwicklern mittel- und langfristig behoben werden kann. Nur mit hochattraktiven Arbeitsplätzen und verlockenden Entwicklungschancen lässt sich der Brain Drain der zweifellos vorhandenen Intelligenz stoppen – oder sogar umkehren. Auch hier steht die IT-Branche in der Pflicht, nicht nur zu fordern, sondern selbst zu fördern und eigene kreative Konzepte zu entwickeln.

Gerade die Erfahrungen in der Pandemie zeigen, dass eine höhere Krisenresilienz nur mit neuen, konstruktiven Ideen angepackt werden kann. So wie die mangelhafte Stabilität von Lieferketten in Krisenzeiten dort bereits die Prämissen verändert hat, gelten neue Maßstäbe auch für die IT-Infrastruktur. Souveränität und Sicherheit sind mit fremdgesteuerten und -kontrollierten Plattformen nicht vereinbar. Robuste, ausfallsichere IT-Infrastruktur kann nur mit einem hohen Anteil von Technologie und Software aus Deutschland und Europa samt eigenem Hosting und Personal erreicht werden. Initiativen dazu sind überfällig und eine anspruchsvolle und der gesellschaftlichen Entwicklung dienliche Aufgabe für einen der größten Digitalverbände der Welt. Bei der Entwicklung und Umsetzung der digitalen Souveränität Deutschlands und Europas steht die IT-Branche selbst in der Pflicht und darf sich nicht in einen Forderungscodex flüchten.

Andrea

Wörrlein

Geschäftsführerin und -Verwaltungsrätin

VNC

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