Als Reaktion auf die heftigen Unwetter in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Juli mit zahlreichen Toten und schweren Verwüstungen soll es ein neues Mobilfunk-Warnsystems geben. Nach dem Kabinettsbeschluss ist zunächst der Bundestag am Zug.
Im Umgang mit schweren Unwettern und anderen Katastrophen könnte ein neues Mobilfunk-Warnsystem ab nächstem Jahr dafür sorgen, dass die Bevölkerung besser informiert ist und Todesfälle vermieden werden können. Die Einführung des Systems «Cell Broadcast» sei bis zum Ende des Sommers 2022 machbar, teilte der Netzbetreiber Vodafone auf Anfrage mit. Bei dem System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle Handys geschickt, die in einer Zelle eingebucht sind – daher der Name «Cell Broadcast». Im Gegensatz zu anderen Warnsystemen wie Nina oder Katwarn muss man keine App haben, um alarmiert zu werden.
Als Reaktion auf die heftigen Unwetter in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Juli mit zahlreichen Toten und schweren Verwüstungen brachte das Bundeskabinett in der vergangenen Woche neben einem Hilfsfonds auch die Einführung des neuen Mobilfunk-Warnsystems auf den Weg. Am Mittwoch soll das Vorhaben in den Bundestag kommen. Als weiteren Schritt bereitet die Bundesnetzagentur eine Richtlinie mit technischen Anforderungen vor.
Hohe Kosten übernimmt der Bund
Auf diese technischen Vorgaben warte man noch, sagte ein Vodafone-Sprecher. Die Einführung des neuen Systems sei keine simple Sache. Vielmehr müsse ein komplettes technisches System bei den Netzwerkherstellern bestellt und in den Mobilfunknetzen und Behörden implementiert werden. «Wir befinden uns bereits im Dialog mit den deutschen Behörden zu Detailthemen wie technischen Realisierungsmöglichkeiten, gesetzlichem Rahmen, Datenschutz, Sicherheitsanforderungen an die Systeme, Prozesse und Schnittstellen.» Der Schutz vor Hackern sei sehr wichtig.
Sind die Behörden mit ihren Vorgaben fertig, machen sich die Netzbetreiber an die Implementierung – das wird nach Angaben eines Telefónica-Sprechers mehrere Monate dauern. Die Kosten für die Einführung liegen laut Telefónica schätzungsweise bei 40 Millionen Euro insgesamt für alle Betreiber und bei einer Million Euro Betriebskosten pro Netzbetreiber pro Jahr. Die Kosten trägt der Bund.
Die Netzbetreiber sehen das neue System positiv. Der Vodafone-Sprecher ordnete seine Bedeutung aber etwas ein. «Es ist nicht das Allheilmittel, sondern ein weiterer wichtiger Baustein für die gezielte Warnung aller Bundesbürger in Notfällen», sagte der Sprecher des Netzbetreibers. Die Warnungen über Radio, Fernsehen und Apps blieben sehr wichtig. «Aber es ist gut, dass Deutschland nun auch auf „Cell Broadcast“ setzt.» In Italien und Großbritannien hat Vodafone zusätzliche Warnsysteme auf der Basis der «Cell Broadcast»-Technologie bereits eingeführt und gute Erfahrungen gemacht – dort sei hierbei alles reibungslos verlaufen.
dpa