Der US-amerikanische Threat-Intelligence-Spezialist Recorded Future wurde von der russischen Generalstaatsanwaltschaft als „unerwünschte Organisation“ eingestuft. Das Unternehmen zeigt sich von der Entscheidung wenig beeindruckt.
Die russische Generalstaatsanwaltschaft wirft Recorded Future vor, eng mit der CIA und der Ukraine zu kooperieren und westliche Propagandakampagnen gegen Russland zu unterstützen. Konkret soll das Unternehmen Daten über Aktivitäten der russischen Streitkräfte sammeln und analysieren. Zudem stelle man ukrainischen Spezialisten kostenlos Tools für „offensive Informationsoperationen“ gegen Russland zur Verfügung, heißt es in der Begründung.
Christopher Ahlberg, CEO von Recorded Future, reagierte auf die Einstufung gelassen und bezeichnete sie auf X (ehemals Twitter) als „seltenes Kompliment“. Das Unternehmen dürfte der erste Cybersecurity-Anbieter sein, der unter das 2015 eingeführte Gesetz über „unerwünschte Organisationen“ fällt. Nach Angaben von Ahlberg hatte Recorded Future aber nie ein Büro oder Mitarbeiter in Russland.
Verschärfung der Cybersecurity-Spannungen
Die Entscheidung reiht sich ein in die zunehmenden Spannungen zwischen Russland und westlichen Technologieunternehmen. Erst kürzlich hatte das US-Handelsministerium dem russischen Antiviren-Hersteller Kaspersky den Verkauf seiner Software in den USA untersagt, woraufhin das Unternehmen sein US-Geschäft im Juli einstellte.
Das russische Gesetz über „unerwünschte Organisationen“ wurde in diesem Jahr noch verschärft und kann nun auf alle ausländischen Unternehmen angewendet werden, nicht nur auf Nichtregierungsorganisationen. Organisationen, die als „unerwünscht“ eingestuft werden, drohen Geldstrafen, Gefängnisstrafen und die Zwangsschließung. Auch die Zusammenarbeit mit solchen Organisationen wird unter Strafe gestellt.
Recorded Future wurde erst kürzlich für 2,65 Milliarden Dollar von Mastercard übernommen. Das Unternehmen ist einer von rund 200 Organisationen, die bisher von Russland als „unerwünscht“ eingestuft wurden.