Der Berliner Think Tank Agora Verkehrswende fordert beim Ausbau der Ladeinfrastruktur eine Konzentration auf Schnelllader. Zugleich müsse das Ausbautempo erhöht werden.
Schnelllader haben eine Leistung von mehr als 150 Kilowatt. Damit lässt sich die Ladezeit bei neueren Elektroautos deutlich verkürzen. Der Bundesverband eMobilität (BEM) hat den Vorschlag begrüßt. Damit lasse sich die Zunahme von Elektrofahrzeugen in Deutschland pushen.
An hochfrequentierten Standorten
Ladestationen sollen vor allem an hochfrequentierten Standorten wie Supermärkten und Shopping-Zentren im Vordergrund installiert werden, damit Kunden ihre Fahrzeugbatterien aufladen können, während sie einkaufen und andere Besorgungen machen. Experten erwarteten für diese Standorte sowohl in den Städten als auch auf dem Land eine gute Auslastung bei geringerer Nutzungsdauer, so BEM. Die Ladesäulen müssten allerdings für alle frei zugänglich sein, ohne Vertragsbindung oder sonstige Exklusivitäten.
„Jetzt ist die richtige Zeit, starke Zeichen für eine gesicherte Ladeinfrastruktur zu senden, um die Elektromobilität in der Breite zu unterstützen“, kommentiert BEM-Vorstand Markus Emmert den Agora-Vorschlag. „Die Ladeinfrastruktur muss dem Bedarf immer einen Schritt voraus sein“, fordert Christian Hochfeld, Direktor der Agora Verkehrswende. Dafür sei staatliche Unterstützung nötig. „Ängste über fehlende Lademöglichkeiten hemmen die Entwicklung der Elektromobilität und damit das Erreichen der Klimaziele im Verkehr.“
Im Netzparallelbetrieb errichten
Investoren von Ladeinfrastruktur sind nicht nur mit den Investitionskosten befasst, sondern auch mit der Sicherheit der Stromversorgung. Hier entstünden durch „alte“ Energiegesetze erhebliche Ausgaben, klagt Emmert. Nach seiner Ansicht könnte den Ladepunkt-Betreibern, die zur direkten Erzeugung von erneuerbarer Energie eigene Fotovoltaikanlagen errichten, eine erhöhte Treibhausgasminderungsquote zugestanden werden. Allerdings lohne sich dieser Aufbau nur, wenn die Ladeparks nicht als Inselanlagen fungieren, wie das gegenwärtig festgeschrieben sei, sondern zur Netzdienlichkeit beitragen, indem sie im Netzparallelbetrieb installiert werden dürfen. Das heißt etwa, dass Solarstromanlagen Strom ins Netz einspeisen, wenn mehr Strom erzeugt wird, als die gerade angeschlossenen Fahrzeuge abnehmen können.
Die deutsche Bundesregierung hat sich dafür ausgesprochen, bis 2030 rund 15 Mio. reine E-Autos in Deutschland auf die Straße zu bekommen. Derzeit prüfen die zuständigen Ressorts den Masterplan Ladeinfrastruktur auf seine Leistungsfähigkeit. Der BEM rät, neben dem Schnellladen auch den Ausbau von privaten und Arbeitgeber-Ladestationen nicht zu vernachlässigen. Entsprechende Förderprogramm müssten neu aufgelegt werden. Bei der Bundesnetzagentur waren zum 1. Dezember 2021 rund 51.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektrofahrzeuge gemeldet. Der Anteil an Schnellladepunkten lag bei rund 15 Prozent.
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