Mehr Cybercrime aus dem Ausland: GdP fordert Digitalisierungsschub

Internetwache

Angesichts der steigenden Zahl von Cybercrime-Delikten aus dem Ausland fordert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) einen Digitalisierungsschub bei den Sicherheitsbehörden.

Kriminelle verlagerten ihre Aktivitäten schon seit Längerem in den virtuellen Bereich, sagte der stellvertretende GdP-Vorsitzende, Alexander Poitz, der Deutschen Presse-Agentur. Die Täter profitierten einerseits von mangelnden digitalen Kompetenzen oder fehlendem Risikobewusstsein in der Bevölkerung und in Unternehmen. «Andererseits wissen sie, dass sie den Ermittlern mehr als einen Schritt voraus sind», fügte er hinzu.

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Die Digitalisierung der Sicherheitsbehörden sollte höchste Priorität erhalten, mahnte der GdP-Vize. Auch bei dem großen Digitalprojekt Polizei 2020 sei mehr Tempo geboten. «Ermutigende Ergebnisse stehen noch aus», bilanzierte Poitz. Das 2017 initiierte Projekt – damals hieß der Bundesinnenminister noch Thomas de Maizière (CDU) – soll das polizeiliche Informationswesen harmonisieren und neu aufstellen, sowie ein gemeinsames Datenhaus schaffen. Poitz schlug die Einrichtung eines «Digitalisierungsfonds» vor. Dieser solle besonders dem Bundeskriminalamt (BKA) zugutekommen, das bei der Bekämpfung der Internet-Kriminalität eine zentrale Funktion habe.

Laut der am Dienstag veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für 2023 ist die Zahl der Cybercrime-Straftaten zwar im vergangenen Jahr um 1,8 Prozent auf rund 134 000 Fälle gesunken. BKA-Präsident Holger Münch sagte bei der Vorstellung der Zahlen in Berlin jedoch, die Zahl der Betrugs- und Cybercrime-Fälle, die aus dem Ausland heraus begangen würden, bei denen die Geschädigten aber in Deutschland lebten, seien zuletzt gestiegen. Dies würde aber in dieser Statistik nicht berücksichtigt. 

Beim Betrug sei es so, dass immer dann, wenn es erfolgreiche Ermittlungen in bestimmten Regionen gegeben habe, seine Verlagerung in ein anderes Land zu beobachten sei. «Es gab Callcenter, die aus Israel operiert haben, wir haben mit den israelischen Behörden sehr gut zusammengearbeitet, ähnlich war es auch mit den türkischen Behörden», sagte Münch. Die Täter, die ihre Opfer beispielsweise über den sogenannten Enkeltrick oder andere Betrugsmaschen schröpfen, sitzen laut Münch oft im Ausland und haben in Deutschland nur «Läufer», die dann Geld abholen oder dafür sorgen, dass Geld abgehoben wird. «Wir müssen ständig dranbleiben, es verlagert sich», sagte Münch.

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dpa

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