Fachleute fordern einen besseren gesetzlichen Schutz der Rechte und der Privatsphäre von Kindern in den sozialen Medien. So sieht das Deutsche Kinderhilfswerk Reformbedarf beim Jugendarbeitsschutzgesetz in Bezug auf Kinder und Jugendliche, die zum Beispiel mit ihrem Youtube-Kanal Geld verdienen. Spätestens dann, wenn die Kinder zum Einkommen der Familie beitragen, verschwimme die Grenze zwischen Freizeit und Arbeit, sagte Expertin Sophie Pohle. Das Internet müsse als Arbeitsort aufgenommen werden.
Das zuständige Bundesarbeitsministerium sieht dagegen keinen Bedarf für Nachbesserungen. Die Ausnahmeregelungen für die Mitwirkung von Kindern im Kultur- und Medienbereich könnten auch auf die Beschäftigung von Influencern im Kinder- und Jugendalter angewendet werden, teilte ein Sprecher mit.
Die Hamburger Politikwissenschaftlerin Sara Flieder fordert außerdem Regeln für das Veröffentlichen von Kinder-Bildern und -Videos auf Youtube, Instagram und Co. Gewerblich agierende Influencerinnen und Influencer sollten keine Bilder von halbnackten oder nackten Kindern posten dürfen, sagte sie. Auch deren Kinderzimmer sollten für die Öffentlichkeit tabu sein. Dasselbe müsse für Videos gelten, in denen Kinder zur Belustigung anderer bloß gestellt werden.
Eine entsprechende Petition mit rund 50 000 Unterschriften hatte Flieder im März an das Bundesfamilienministerium überreicht. Das Ministerium teile die Ansicht, dass Kinderrechte auch in der digitalen Welt gelten und dass das Teilen von Informationen und Bildern durch Eltern in vielerlei Hinsicht bedenklich sei, teilte eine Sprecherin mit. «Die Verantwortung liegt in allererster Linie bei den Eltern.» Deshalb setzt das Ministerium auf eine bessere Aufklärung von Eltern und Influencern.
dpa