Um die Chancen von Künstlicher Intelligenz (KI) zu nutzen und gleichzeitig ihre Risiken einzudämmen, wollen die EU und die USA stärker zusammenarbeiten. So soll unter anderem eine Expertengruppe zur Überwachung und Messung bestehender und neuer KI-Risiken eingesetzt werden, wie aus einem am Mittwoch beim Handels- und Technologierat von EU und USA veröffentlichten gemeinsamen Statement hervorgeht.
Die gemeinsamen KI-Begriffe sollen erweitert, die Fortschritte bei der Weiterentwicklung von KI-Standards und -Instrumenten für das Risikomanagement fortgesetzt und ein Katalog bestehender und neu entstehender Risiken entwickelt werden, hieß es.
EU-Kommissionsvize Margrethe Vestager bezeichnete die Vorhaben als «großen Schritt in einem Wettlauf, den wir uns nicht leisten können zu verlieren». Verantwortlichkeit könne nicht warten, schrieb sie auf Twitter: «Wir werden mit unseren wichtigsten Partnern und der KI-Community an Sicherheitsmaßnahmen arbeiten, um KI verantwortungsvoll, sicher und vertrauenswürdig zu machen.»
Daneben wollen die Vereinigten Staaten und die EU ihre Kooperation bei der KI-Forschung in bestimmten Bereichen wie der Extremwetter- und Klimavorhersage, dem Notfallmanagement oder der Optimierung von Landwirtschaft und Energienetzen weiter vorantreiben.
«Wir sind entschlossen, das meiste aus dem Potenzial der aufstrebenden Technologien herauszuholen und gleichzeitig die Herausforderungen zu begrenzen, die sie für die allgemeinen Menschenrechte und gemeinsamen demokratischen Werte darstellen», hieß es in dem Statement.
Die transatlantische Initiative steht im Kontext von dramatisch klingenden Warnungen: In einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme hatte eine Reihe führender KI-Experten dazu aufgerufen, die Risiken ernst zu nehmen. Zu den Unterzeichnern der kurzen Stellungnahme gehört auch der Chef des ChatGPT-Erfinders OpenAI, Sam Altman. Der Chatbot ChatGPT, der Sätze auf dem Niveau eines Menschen formulieren kann, löste in den vergangenen Monaten einen neuen Hype rund um Künstliche Intelligenz aus. Die Nonprofit-Organisation, auf deren Website der Text erschien, nennt als mögliche Gefahren von Künstlicher Intelligenz ihren Einsatz in der Kriegsführung.
Auch bei weiteren Technologien wie etwa dem künftigen 6G-Mobilfunkstandard oder Online-Plattformen wollen die EU und die Vereinigten Staaten demnach enger kooperieren.
EU- und US-Spitzenpolitiker einigten sich bei dem Treffen im schwedischen Luleå darüber hinaus auf eine gemeinsame, internationale Norm für Megawatt-Ladesysteme zum Aufladen von Elektro-Schwerlastfahrzeugen. Dies werde Herstellungs- und Einsatzkosten senken und somit den transatlantischen Handel und Investitionen erleichtern, erklärte die EU-Kommission.
Angesichts des zunehmenden Drucks auf die globale Umwelt, Sicherheit und Wirtschaft sei die Zusammenarbeit zwischen EU und USA wichtiger denn je, sagte Kommissionsvize Valdis Dombrovskis. «Durch das Schmieden eines grünen und digitalen transatlantischen Marktplatzes können wir den Wohlstand und die Schaffung von Arbeitsplätzen auf beiden Seiten des Atlantiks vorantreiben und gleichzeitig gemeinsam an verbesserten globalen Standards und Regeln arbeiten.»
Der bilaterale Handel zwischen der EU und den USA erreichte den Angaben zufolge mit 1,55 Billionen Euro im Jahr 2022 einen historischen Höchststand, davon mehr als 100 Milliarden Euro im digitalen Handel. Seit 2021 trifft sich der europäisch-amerikanische Handels- und Technologierat, um das gemeinsame Vorgehen in wichtigen globalen Handels-, Wirtschafts- und Technologiefragen abzustimmen. Das fünfte Treffen soll Ende des Jahres in den USA stattfinden.
dpa