Außenministerin Annalena Baerbock hat sich für eine engere Verzahnung von Wirtschaft und Staat im Kampf gegen die wachsende Zahl von Cyberattacken ausgesprochen. «Wir sehen, dass eine Regierung alleine oder ein Unternehmen alleine nicht für Cybersicherheit sorgen kann», sagte die Grünen-Politikerin am Dienstag beim Besuch des Cyberabwehrzentrums der Deutschen Telekom in Bonn.
Baerbock ließ sich unter anderem von Telekom-Chef Tim Höttges über digitale Angriffe und die Risiken der Nutzung chinesischer Bauteile in der deutschen Netz-Infrastruktur informieren.
Es gebe bei den Cyberangriffen eine Vermischung zwischen organisierter Kriminalität und Attacken, die Teil der russischen Kriegsführung seien, sagte Baerbock. Man müsse «gemeinsam deutlich besser werden, weil eben die Grauzone zwischen innerer und äußerer Sicherheit mit Blick auf die Cybersicherheit deutlich verwischt». Die Ministerin setzt bei ihrer Reise unter dem Motto «Gemeinsam stark» einen Schwerpunkt auf die Frage der Widerstandsfähigkeit des Landes.
Unter anderem mit Blick auf China sagte Baerbock, es gebe das gemeinsame Interesse zwischen Politik und Wirtschaft, die kritische Infrastruktur besser zu schützen und zugleich bei den technologischen Entwicklungen auf der Höhe der Zeit zu sein. Dabei müsse die nationale Sicherheit stärker als bisher in den Mittelpunkt gestellt werden. Es gehe dabei nicht darum, einen Cyberkrieg zu führen, sondern darum, Cyberattacken abwehren zu können.
Höttges sagte, im Telekom-Abwehrzentrum würden derzeit etwa fünf Cyberattacken mit Schadsoftware pro Minute erkannt. Allein im Monat Juni seien 29 Millionen Attacken erkannt worden. Mit Blick auf China sagte er, weder im Datennetz der Telekom, noch in jenem Netz, in dem Daten verwaltet würden, würden chinesische Komponenten eingesetzt. «Unsere Strategie ist es, dass wir nicht die Chinesen verbannen, sondern dass wir mit den Chinesen zusammenarbeiten, als einem Lieferanten.» Die Telekom setze auf eine Mehr-Lieferanten-Strategie, um Komponenten unterschiedlich austauschen zu können. Zudem würden eigene Software und eigene Steuerungsmöglichkeiten entwickelt, um unabhängiger von einzelnen Lieferanten zu werden.
dpa