Der anhaltenden Lieferengpässe von Chips und die Abhängigkeit von außereuropäischen Produzenten sind ein Risiko für die europäische Wirtschaft. Ein Kommentar von Bitkom-Präsident Achim Berg.
Der Mangel betrifft nicht nur einzelne Industriesektoren, sondern die gesamte digitale Wirtschaft. Besonders groß sind die internationalen Verflechtungen und Abhängigkeiten, wenn es um besonders leistungsfähige Spezialchips geht, die vor allem für Telekommunikation, Cloud-Infrastruktur und Künstliche Intelligenz benötigt wird. Die Corona-Pandemie und die damit gestörten Lieferketten sind nur ein Teil der Erklärung. Der Mangel hat im Wesentlichen auch strukturelle Ursachen. Es ist höchste Zeit, dass in der Europäischen Union eigene Kapazitäten zur Chip-Produktion aufgebaut werden. Europa muss ein starker, selbstbewusster, digital souveräner Player auf dem Weltmarkt werden, und dafür sind Halbleiter aus und für Europa unabdingbar. Zugleich muss allen bewusst sein, dass europäische Chip-Hersteller für den Weltmarkt produzieren müssen, um erfolgreich sein zu können. Sie werden also auch mit Abnehmern außerhalb der EU verbindliche Verpflichtungen eingehen und können nicht auf einen Fingerschnipp hin ihre Lieferungen zu EU-Kunden umlenken. Ebenso wichtig wie Produktionskapazitäten innerhalb der EU sind deshalb vorausschauende Planungen und rechtzeitige Bestellungen der europäischen Kunden.
Der Bitkom begrüßt die bereits laufenden Initiativen zur Stärkung der langfristigen Resilienz Europas in der digitalen Wirtschaft und speziell im Bereich Halbleiter. Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, muss die EU ihre Kräfte bündeln und gemeinsam die notwendigen Investitionen in tatsächliche Produktionskapazitäten sowie Forschung und Entwicklung am Standort Europa tätigen. So kann digitale Souveränität in Europa konkret gestärkt werden. Die Initiative der EU zur Schaffung eines europäischen Wirtschaftssystems kann diesen Prozess unterstützen und bestehende Strukturen und Arbeitsstrukturen ergänzen und zusammenführen.
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