Interview mit Rico Barth, c.a.p.e. IT GmbH

Mit Open Source zu serviceorientierten Geschäftsmodellen

Für eine moderne Unternehmensstrategie ist die IT eine wesentliche strategische Komponente. Aber wie gelingt es insbesondere mittelständischen Unternehmen, ihre IT als Basis neuer, service-orientierter und zukunftsweisender Geschäftsmodelle aufzustellen? Ein Interview mit Rico Barth, Geschäftsführer der c.a.p.e. IT GmbH.

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Herr Barth, Sie sind Geschäftsführer eines mittelständischen Softwareunternehmens. Wenn man sich mit Ihrem Unternehmen und Ihrem Produkt beschäftigt, kristallisiert sich heraus, dass Sie dem Mittelstand eine enorme Bedeutung zusprechen. Was genau verstehen Sie unter Mittelstand?

Rico BarthRico Barth (Foto): Der deutsche Mittelstand ist in meinen Augen der wichtigste Eckpfeiler der deutschen Wirtschaft, der entscheidend für Wachstum und Wohlstand unseres Landes ist. Sowohl im Bereich der Innovation und Technologie ist der Mittelstand ein enormer Antrieb und sichert den Menschen in Deutschland viele Arbeitsplätze.
In einigen Nischen sind aufgrund einer hohen Spezialisierung so genannte Hidden Champions entstanden, aber der gesamte Mittelstand besticht in Deutschland durch seine Grundwerte wie Vertrauen, Verstehen und Verlässlichkeit und gilt in ganz Europa immer noch als Vorbild und Erfolgsmodell.

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Dem gegenüber stehen allerdings auch Großkonzerne. Wie würden Sie die Unterschiede hier definieren?

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Das große Plus der Großkonzerne ist ihre Finanzkraft. Das schafft dort Sicherheit, um auch mal durch Krisen hindurch zu kommen und zieht Mitarbeiter an. Personelle Engpässe, wie sie der Mittelstand oftmals beklagt, findet man bei Großkonzernen wenig bis gar nicht. Der Mittelstand hingegen besticht mit tiefer Fachkenntnis, entwickelt seine Produkte mit großer Kundennähe und kann schnell auf die individuellen Bedürfnisse seiner Kunden reagieren, weil die Hierarchien flach und die Wege kurz sind. Dabei vermittelt der Mittelstand auch noch echte Werte und setzt auf eine starke und vertrauensvolle Bindung zwischen Firmenleitung und Belegschaft. Diese familiäre Atmosphäre, die hier noch herrschen kann und oft Antrieb eines Unternehmens sind, findet man bei Großkonzernen nicht mehr.

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Sie sind mit Ihrem Unternehmen mit der IT der Mittelständler konfrontiert. Was zeichnet Ihr Haus aus bzw. was ist der Garant Ihres Erfolges?

Da die Belange unserer Kunden sich oft auch bei uns selbst bereits gezeigt haben, können wir diese Herausforderungen sehr gut meistern und wir agieren mit unseren Kunden auf Augenhöhe mit beidseits vorhandener Offenheit und großem gegenseitigem Vertrauen. Elementar ist dabei auch, dass der Nutzen einer IT-Lösung immer im Kontext des jeweiligen Bedarfs dargestellt werden kann, denn ohne sichtbaren Mehrwert entscheidet sich kein Unternehmen für eine IT-Lösung. Dabei sind wir nicht nur Software-Hersteller, sondern begleiten und beraten unsere Kunden beim Aufbau und der Optimierung ihrer technischen Service-Angebote – intern, aber auch extern.

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Hat die IT in Deutschland bereits den Stellenwert, der ihr in anderen Teilen der Welt bereits zuteil wird?

Aus unserer Sicht hat Deutschland hier zwar aufholen können in den vergangenen Jahren, aber im Vergleich zu anderen Industrienationen ist die IT noch nicht state of the art. Wir stellen immer noch fest, dass die IT in den Unternehmen oftmals unterbesetzt und unterfinanziert ist und das Bewusstsein, dass eine moderne IT enorme Mehrwerte für die Unternehmen bringt, noch nicht so vorhanden ist. Die IT wird immer noch häufig als Mittel zum Zweck angesehen. Darunter leidet dann natürlich auch die IT-Ausstattung eines Unternehmens und es liegen Potenziale brach, die man wesentlich besser nutzen könnte. Die Erkenntnis, dass durch serviceorientierte Geschäftsmodelle neue Einnahmequellen erschlossen werden, stellt sich erst langsam ein. Wir versuchen hier ein Stück weit auch Wegbereiter zu sein und nehmen auch sukzessive ein Umdenken in dieser Richtung wahr.

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Wenn Sie also mit Ihrem Team in solche Unternehmen kommen, wie muss man sich das vorstellen bzw. was erwartet Sie da?

Zumeist stehe da eigene Serversysteme, die die eigene IT-Abteilung betreibt und verwaltet, allerdings liegt das Feld, die klassische Inhouse-IT mit Cloud-Angeboten zu kombinieren, noch sehr oft brach. Dies wäre für die Unternehmen wesentlich ressourcenschonender, da Sekundärdienste ausgelagert wären und die IT sich ausschließlich um ihr eigentliches Kerngeschäft kümmern könnte. Gleichzeitig stellen wir oftmals noch fest, dass gegenüber Open-Source-Lösungen eine gewisse Skepsis vorherrscht, die – genauer betrachtet – vollkommen unbegründet ist. In direkten Gesprächen sind diese dann recht schnell auszuräumen, weil die Vorteile von Open Source unstrittig sind. Beispielsweise können die Quellcodes durch unabhängige Dritte auditiert werden und der Einsatz einer Open Source Lösung ist wesentlich nachhaltiger und kostenbewusster. Wir veröffentlichen unser Service System KIX beispielsweise auch als Open Source, stehen aber als Hersteller transparent dahinter und bieten langjährige Erfahrung und Verlässlichkeit.

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Was sind dann die häufigsten Faktoren, die die Unternehmen dann doch dazu bringen, umzudenken?

Im Grunde sind das die ganz klassischen Beweggründe: „Kosten senken“, „Zeit sparen“ oder „Qualität verbessern“. Das große Ziel, das über allem steht, ist immer die Verbesserung des Kerngeschäfts über eben diese drei Faktoren. Strategische IT-Vorhaben werden inzwischen aber nicht mehr nur auf Fachebene geplant und umgesetzt, sondern auch das Unternehmensmanagement ist hier Teil des Entscheidungsprozesses. Dadurch dauern diese Vorhaben insgesamt länger, aber das ist insofern nachvollziehbar, dass sich ein mittelständisches Unternehmen ein gescheitertes IT-Projekt schlichtweg nicht leisten kann. Großkonzerne können dies abfedern, ein Mittelständler nicht.

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Sie finden dann aber sicherlich kein freies Feld vor, sondern werden mit Problemen konfrontiert. Gibt es hierbei ein bestimmtes Muster oder wiederkehrende Problemstellungen?

Nun ja, wie eingangs erwähnt, ist die IT ja zumeist noch nicht den heutigen Standards entsprechend aufgebaut. Meist sind es gewachsene Lösungen, bei denen jede Strategie dahinter fehlt. Das führt zu Datenbeständen in mehrfacher Ausführung, die dementsprechend auch aufwändig gepflegt werden müssen. All das ist dann oft auch von Schnittstellen geprägt, die aktuellen internationalen Anforderungen und Ansprüchen, vor allem von offenen Standards, nicht entsprechen. Eine Homogenisierung der Datenhaltung und der Pflege der Daten, dazu das Aktualisieren der IT-Landschaft auf webservice-basierte Kommunikationsschnittstellen kann viele Probleme der Vergangenheit lösen. Wir bevorzugen hier dann den Einsatz von flexibler IT, die sich am Bedarf, dem Wachstum und dem Geschäft als solches orientiert und angepasst werden kann. Dabei ist eine Kombination aus lokalen und Cloud-Diensten sinnvoll.

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Und hier ist Open Source eine Ideallösung?

Es ist nicht eine Ideallösung, sondern die Ideallösung schlechthin. Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen nämlich auch, dass moderne Software-Systeme über offene, standardisierte und webservice-basierte Schnittstellen kommunizieren und idealerweise selbst Open Source sind, da nur dadurch sogenannte Silos vermieden werden können. In dieser Zusammensetzung ist es mittelständischen Unternehmen am einfachsten möglich, ihre IT als Basis neuer, service-orientierter und zukunftsweisender Geschäftsmodelle aufzustellen. Wir versuchen bei unseren Kunden immer wieder ein Umdenken, dass IT nicht länger als Kostenfaktor betrachtet wird, sondern dass auch die Chancen gesehen werden, die eine moderne IT einem mittelständischen Unternehmen bieten kann, in Gang zu setzen. Schließlich kann die IT eine wesentliche strategische Komponente sein und ist damit ein wichtiger Teil moderner Unternehmensstrategie. Um die Digitalisierung übergreifend umsetzen zu können, ist sie schließlich Dreh- und Angelpunkt. Es können neuen Geschäftsmodelle entwickelt werden, Potentiale im eigenen Unternehmen, aber auch den Kunden können aufgedeckt und gestärkt werden und nicht zuletzt kann auch dem Fachkräftemangel mit gezieltem Wissensmanagement entgegengewirkt werden.

www.kixdesk.com

Stephanie

Helfen

Leiterin Öffentlichkeitsarbeit und Marketing

c.a.p.e. IT GmbH

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