Digitale Dinos hemmen unseren Fortschritt

Vom Fortschritt zur Resignation: Warum New Work kurz vor dem Aus steht

New-Work

Noch vor wenigen Jahren schien die Arbeitswelt vor einem tiefgreifenden Wandel zu stehen. Die Pandemie hatte Unternehmen gezwungen, neue Wege zu gehen: Homeoffice wurde zum Standard, flexibles Arbeiten zur Selbstverständlichkeit und das Konzept von New Work schien sich endlich durchzusetzen.

Die Hoffnung war groß, dass Unternehmen aus der Krise heraus eine bessere Arbeitswelt formen würden – eine Welt, in der nicht die Stechuhr zählt, sondern Sinn und Produktivität, ganz im Sinne von New Work. Doch nun erlebt die Arbeitswelt ein böses Erwachen.

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Aus der Traum vom zukunftsorientierten Wandel

Immer mehr Unternehmen rudern zurück – in Deutschland und weltweit. In den USA hat Donald Trump angeordnet, dass große Unternehmen ihre Mitarbeitenden wieder ins Büro holen müssen. Auch in Europa zeichnet sich ein ähnlicher Trend ab: Konzerne und Mittelständler fordern Präsenzpflicht, reduzieren Homeoffice-Möglichkeiten oder kehren zu alten, starren Strukturen zurück. Die schöne neue Welt, die nach der Krise geschaffen wurde, scheint auf einem instabilen Fundament zu stehen.

Aber warum? Vielleicht, weil nicht alles auf Anhieb geklappt hat? Weil einige Unternehmen sich überfordert fühlten, statt mutig den Wandel zu gestalten? So rudern viele zurück in altbekannte Gewässer, anstatt Neues auszuprobieren. Unternehmen wollen nachhaltiger werden, eine bessere Work-Life-Balance und ihren Mitarbeitenden mehr Zeit für wirklich sinnvolle Aufgaben bieten – und doch scheint die Idee von New Work schon gescheitert, bevor sie sich richtig entfalten konnte.

New Work: Utopie versus Realität?

New Work stand für eine Vision: eine Arbeitswelt, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Eine Welt, in der Flexibilität, Sinnhaftigkeit und Eigenverantwortung nicht nur Schlagworte, sondern gelebte Realität sind. Doch stattdessen erleben viele Beschäftigte einen Rückfall in alte Muster. Die Gründe dafür sind vielfältig.

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1. Misstrauen statt Vertrauen: Viele Unternehmen befürchten, dass Mitarbeitende außerhalb des Büros weniger produktiv sind. Sie setzen wieder auf Kontrolle statt auf Eigenverantwortung. Dabei zeigen Studien wie der Gallup-Engagement-Index, dass zufriedene Mitarbeitende produktiver sind. Dennoch herrscht Misstrauen: Fehlende physische Präsenz wird oft automatisch mit Ineffizienz gleichgesetzt – ein fatales Missverständnis.

2. Fehlende Organisation und Struktur: New Work funktioniert nicht von selbst. Es braucht klare Regeln, digitale Infrastrukturen und neue Leadership-Ansätze. Doch stattdessen wurde New Work vielerorts halbherzig umgesetzt – und als es nicht reibungslos lief, wurde wieder zurückgerudert, statt an den Strukturen zu arbeiten. Führungskräfte sind oft nicht auf dezentrale Führung vorbereitet und verfallen in alte Muster.

3. Der Wunsch nach Sicherheit: Wandel bedeutet Unsicherheit. Unternehmen, die nach der Pandemie wirtschaftlich zu kämpfen haben, suchen Stabilität. Und Stabilität wird oft mit bewährten (sprich: alten) Strukturen verwechselt – auch wenn diese längst ineffizient sind. Fortschritt aber braucht Mut, nicht Rückzug.

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Verpasste Chance: KI und die Zukunft der Arbeit

Besonders paradox ist dieser Rückschritt in einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz (KI) unsere Arbeitsweise revolutionieren könnte. KI kann helfen, repetitive Aufgaben zu automatisieren, kreativer zusammenzuarbeiten und datenbasiert bessere Entscheidungen zu treffen. Theoretisch könnten Unternehmen durch KI endlich mehr Zeit für wichtige strategische Aufgaben gewinnen.

Laut einer aktuellen McKinsey-Studie kann der Einsatz neuer Technologien zu einem Produktivitätswachstum von bis zu drei Prozent pro Jahr führen. Ohne eine Qualifizierungsoffensive bei den Beschäftigten könne KI ihr Potenzial aber nicht entfalten, so McKinsey. 

Unternehmen sind also dazu angehalten, sich den neuen Technologien zu öffnen, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken und zukunftsfähig zu machen. Dennoch setzen viele Unternehmen auf die Rückkehr ins Büro und mehr Kontrolle, anstatt die Chancen neuer Technologien zu nutzen. 

Die Kosten der Ignoranz

Der Rückschritt bei New Work ist nicht nur eine kulturelle Fehlentscheidung – er belastet die gesamte Volkswirtschaft.

1. Durch Produktivitätsverluste: Zufriedene, intrinsisch motivierte Mitarbeitende in koordinierten, hybriden Settings sind oft deutlich produktiver. Unternehmen, die auf Kontrolle setzen, riskieren nicht nur demotivierte Mitarbeitende, sondern auch messbare Leistungseinbußen.

2. Durch erhöhte Fluktuation: Mitarbeitende ohne emotionale Bindung an das Unternehmen sind laut Gallup bis zu viermal wahrscheinlicher wechselbereit. Wer moderne, flexible Arbeitsformen abschafft, riskiert die Abwanderung der besten Talente.

3. Durch Burnout und Fehlzeiten: Mehr Kontrolle, mehr Büropräsenz, weniger Work-Life-Balance – das führt langfristig zu mehr Erschöpfung, mehr Krankenständen und damit höheren Kosten.

4. Durch Innovationsstau: Wer sich gegen Veränderungen sträubt, bleibt stehen. Unternehmen, die New Work abschaffen, statt es zu optimieren, laufen Gefahr, von agileren Wettbewerbern überholt zu werden.

Fazit: Unternehmen haben es selbst in der Hand

New Work ist keine Erfolgsgarantie, sondern ein Lernprozess. Doch statt aus Fehlern zu lernen, ziehen viele Unternehmen vorschnell die Notbremse. Dabei zeigen unzählige Best Practices, dass flexible Arbeitsmodelle funktionieren, wenn sie richtig umgesetzt werden. Ob höhere Zufriedenheit unter Mitarbeitenden oder weniger Burnout – die positiven Effekte sind vielfältig. Nicht zuletzt sorgen moderne Arbeitsmodelle, die auch den neuesten Stand der Technologie integrieren, dafür, dass nachhaltige und sinnstiftende Tätigkeiten in den Fokus rücken.

Die Frage ist also nicht: Ist New Work gescheitert? Sondern: Sind wir bereit, den notwendigen Wandel zu gestalten? Unternehmen haben es selbst in der Hand. Sie können es sich leicht machen und sich in überholte Strukturen zurückziehen – oder sie haben den Mut, die Arbeitswelt aktiv zu gestalten. Noch ist es nicht zu spät, die Vision von New Work weiterzuentwickeln. Dafür muss jetzt gehandelt werden.

Götz

Kerstin

Götz

CEO

Troi GmbH

Kerstin Götz ist seit 2017 CEO der Troi GmbH, einem innovativen Softwareanbieter aus München. Die KI-basierte ERP-Lösung unterstützt Unternehmen dabei, flexible Arbeitsmodelle zu etablieren und nachhaltig zu implementieren.
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