Von der Profil-Definition, Auswahl der Bewerbungen, Lebenslauf- und Job-Matching, Terminvergabe bis hin zur Analyse der Emotionen im Zuge der Video-Interviews. Künstliche Intelligenz hält Einzug in die Personalabteilung und sorgt damit für einen enormen Zugewinn.
Nicht nur, dass passende Talente effizienter und schneller gefunden werden können und der Arbeitsaufwand für Recruiter sinkt, auch kognitive Fehler können deutlich reduziert werden, da die Entscheidungen auf rein objektiven Kriterien beruhen. Trotzdem stehen Unternehmen und Recruiter in Bezug auf den Einsatz von KI immer wieder vor der Frage: Wertvolle Hilfe oder besorgniserregende Innovation? Klar ist, KI kann den Bewerbungsprozess auf beiden Seiten (Unternehmen und Bewerber:innen) beschleunigen, doch es gibt auch Grenzen, die zeigen, dass ein Roboter längst nicht den Menschen ersetzen kann und wird.
Der erste Klick entscheidet
Was im Online-Shopping bereits gang und gäbe ist, wird auch im HR-Bereich immer wichtiger: Die Experience. Es gilt, das potenzielle Talent von der ersten Sekunde an für sich zu gewinnen. Das gelingt mit einem positiven Erlebnis, einem einfachen und reibungslosen Bewerbungsprozess und einem modernen HR Management. Um den Kandidaten beispielsweise die Suche nach der passenden Stelle so einfach wie möglich zu machen, sollte die Karrierewebsite über einen Suchfilter verfügen – je nach Standort, Beruf, Qualifikationen oder Suchbegriff – und von jedem Endgerät für die Bewerbung erreichbar sein. Video- und Bildformate steigern zudem die Attraktivität der Seite, ein Chatbot kann schnell Antworten auf häufig gestellte Fragen liefern.
Längst hat das Suchen und Finden geeigneter Kandidaten eine neue Dimension angenommen. Moderne Arbeitsmodelle wie Remote Work, die demographische Entwicklung und die immer größere werdende Bereitschaft zum Jobwechsel (Great Resignation) haben die Entwicklung weiter entfacht. Und die Zahlen sind erschreckend: 95 % der Bewerber:innen springen aufgrund einer schlechten End-to-End-Erfahrung auf den Karriereseiten und entlang der Candidate Journey ab. Es liegt jetzt mehr denn je an den Unternehmen, sich entsprechend zu rüsten und attraktiv aufzustellen, um Talente vom ersten Klick an zu überzeugen und eine Candidate Experience zu bieten, die bereits auf ihrem Karriereportal beginnt.
KI bei der Jobsuche – Die Matching-Technologie
Mit einer Personalmanagement-Software wie ATS (Applicant Tracking System) als zentrales System für die Personalabteilung kann der Recruiting-Prozess digitalisiert werden. Über dieses System können Bewerberdaten wie Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse usw. digital in einem Bewerberpool dokumentiert und gepflegt werden. Mit diesem Tool ist es möglich ein evtl. hohes Bewerbungsaufkommen einfach zu bewältigen.
Ob ein Talent wirklich passend für ein Unternehmen ist, entscheidet sich anhand vieler Variablen, allen voran, die Hard Skills. Eine intelligente Lösung, wie sie u.a. CleverConnect bietet, kann hier eine echte Unterstützung sein, denn sie vergleicht auf Basis der Lebensläufe der Bewerber:innen die absolut notwendigen fachlichen Fähigkeiten für die jeweilige Stelle und trifft so eine Vorauswahl. In kürzester Zeit können somit unzählige Bewerbungsunterlagen gescannt und analysiert werden. Der manuelle Vorgang ist im Vergleich dazu ein echter Zeitfresser. Dadurch generiert nicht nur das Unternehmen einen Mehrwert, auch Bewerber profitieren, denn so bekommen sie mit nur einem Klick die passenden Jobangebote des Unternehmens angezeigt, ohne eine aufwändige Suche nach den passenden Stellen starten zu müssen.
KI im Vorstellungsgespräch – Das zeitversetzte Interview
Durch die Pandemie haben sich Video-Calls weitestgehend durchgesetzt. Auch bei Bewerbungsgesprächen hat das virtuelle Vorstellungsgespräch dafür gesorgt, dass trotz Lockdown und der Pflicht zum Homeoffice, Einstellungen weiter durchgeführt werden konnten. Die nächste Stufe, die sowohl dem virtuellen, als auch dem Vor-Ort-Gespräch vorgezogen wird, ist das zeitversetzte Video-Interview. In diesem beantwortet der Kandidat oder die Kandidatin vordefinierte Fragen und wird dabei über eine Online-Plattform per Video aufgezeichnet. Das spart Zeit in der Vorauswahl-Phase auf der Seite des Personalverantwortlichen für die Organisation und Durchführung eines ersten Gespräches und gibt dem Bewerber oder der Bewerberin die Möglichkeit, sich in einer entspannten Atmosphäre den Fragen zu stellen.
Wann KI an ihre Grenzen stößt – Ein nützlicher Begleiter, aber kein Alleingänger
Daten, Fakten und Zahlen – im Abgleich und der Analyse von harten Kompetenzen (Hard Skills) ist die KI eine wertvolle Hilfe für Personaler. Geht es aber um weiche Faktoren (Soft Skills) wie Empathie, Sympathie und emotionale Intelligenz der BewerberInnen, ist das Zwischenmenschliche im Bewerbungsprozess immer noch das Nonplusultra.
Auch bei der Analyse und dem Erkennen von Emotionen beispielsweise in einem Video ist die künstliche Intelligenz noch nicht so leistungsstark. Im Moment gibt es Lösungen, die sich rein auf die Lexik, den Klang der Stimme und die Mimik konzentrieren. Da sich KI an vordefinierte Muster orientiert und nur mit Problemen umgehen kann, für die sie trainiert wurde, ist sie nicht in der Lage, Emotionen zu identifizieren und zu verwerten.
Vorsicht ist geboten, wenn sich Unternehmen bei der Wahl der passenden Talente rein auf den smarten Assistenten verlassen, denn kein Algorithmus ist neutral. Ein Beispiel dafür ist der Fall bei Amazon. Dort musste die künstliche Intelligenz im Bewerbungsprozess deaktiviert werden, da aufgrund des Algorithmus Frauen bei der Auswahl diskriminiert wurden.
Als Fazit lässt sich sagen: Die KI ist ein nützlicher Begleiter im HR-Bereich, der aufwendige, manuelle Aufgaben automatisieren und damit wichtige Resourcen im HR-Team freisetzen kann. So können z.B. Initiativbewerbungen automatisiert bearbeitet, mit den aktuellen Stellenausschreibungen abgeglichen und beantwortet werden.
Aber entgegen allen Befürchtungen, was die Übernahme von Robotern im Recruiting angeht, lässt sich klar sagen, KI ist noch lange kein Alleingänger in diesem Prozess. Letztendlich geht es um viel mehr als um harte Fakten, es ist der Mensch, der in ein Unternehmen, seine Kultur und das Team passen muss und das kann nur von Angesicht zu Angesicht entschieden werden.