Die Homeoffice-Pflicht ist mit dem Fall der „Bundesnotbremse“ vorbei. Ein Großteil der Angestellten möchte dennoch weiterhin, zumindest temporär in den eigenen vier Wänden arbeiten. Doch beim Thema Homeoffice scheiden sich die Geister.
Denn sowohl das Arbeiten von zuhause als auch die Präsenzarbeit bieten Vorteile. Hier einige Beispiele:
Vorteile von Homeoffice für Arbeitnehmer:
- Bessere Work-Life-Balance: Mitarbeiter können daheim ihre Arbeitszeit und die Pausen freier einteilen: Kinder abholen, einen Spaziergang machen, abspülen – zu Hause kann man Arbeit und Privatleben leichter unter einen Hut bekommen.
- Entspannt zum Arbeitsplatz: Ohne Arbeitsweg entgehen wir dem Stau auf den Straßen und dem Kampf um einen Platz in der U-Bahn. Der Weg zur Arbeit kann zu blankliegenden Nerven führen – ein Stressfaktor, der im Homeoffice wegfällt.
- Konzentriertes Arbeiten: Daheim klingelt nicht ständig irgendein Telefon. Die Geräuschkulisse ist geringer. Die Ruhe fördert die eigene Kreativität und Produktivität.
Vorteile von Homeoffice für Arbeitgeber:
- Zufriedene Mitarbeiter: Über die Möglichkeit zum Homeoffice freuen sich viele Mitarbeitende. Gleichzeitig steigt die Attraktivität des Unternehmens für künftige Arbeitskräfte.
- Effiziente Arbeitskräfte: Gerade in Großraumbüros werden Angestellte oft durch Lärm gestört. Arbeiten sie zu Hause, können sie ihre Aufgaben häufig effizienter erledigen.
- Geringere Fixkosten: Arbeiten weniger Angestellte vor Ort, wird eine geringere Fläche benötigt. So können sich Unternehmen Fixkosten, wie die Miete, sparen. Bürokonzepte wie Shared Desks sind aus meiner Sicht eine logische Folge von mehr Heimarbeit.
Vorteile der Präsenzarbeit für Arbeitnehmer:
- Räumliche Trennung von Arbeit und Privatleben: Im Homeoffice verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. Nach getaner Arbeit im Büro gewinnen Mitarbeitende dagegen buchstäblich Abstand von den beruflichen Aufgaben.
- Kontakt zu Kollegen: Ein kleiner Plausch in der Kaffeeküche oder ein schneller Rat auf Zuruf – im Büro trifft man die Kollegen. Das stärkt den Gemeinschaftssinn. Gleichzeitig kann der Input von Kollegen hilfreich sein.
- Ergonomische Arbeitsplätze: Daheim wird manchmal der Küchentisch zum Arbeitsplatz. In Büros sind Arbeitsplätze nach Arbeitsschutz-Kriterien eingerichtet. Dazu gehören zum Beispiel ausreichende Beleuchtung, ergonomische Stühle und eine Mindestgröße der Arbeitsfläche.
Vorteile der Präsenzarbeit für Arbeitgeber:
- Angestellte sind „greifbar“: Im Büro können Arbeitgeber mit ihren Mitarbeitenden direkt in Kontakt treten. So lässt sich beispielsweise die Aufgabenverteilung leichter vornehmen und Feedback einholen. Zudem können Arbeitgeber ihrer Fürsorgepflicht besser nachkommen, etwa Probleme bei der Arbeit oder gesundheitliche Beschwerden leichter erkennen.
- Team-Building: So praktisch sie sind, Videokonferenz-Tools können den direkten zwischenmenschlichen Kontakt nicht ersetzen. Neben dem Austausch über Arbeitsinhalte sind es die zwischenmenschlichen Faktoren, etwa der Small Talk über das Wochenende oder Hobbys oder einfach das Gefühl „im gleichen Boot zu sitzen“, das, was den Teamspirit ausmacht.
- Sicherheit für Unternehmenswerte: Stationäre Unternehmensnetzwerke und Geräte in ihnen sind meistens recht gut geschützt. Sobald ein Gerät das Unternehmen verlässt und Mitarbeitende aus öffentlichen oder Heimnetzwerken arbeiten, steigt die potenzielle Angriffsfläche.
Gemeinsam den optimalen Arbeitsplatz finden
Homeoffice oder Büro – ich würde mich davor hüten zu sagen, dass eines von beiden der bessere Arbeitsplatz ist. Laut einer Studie der Krankenkasse DAK können sich mehr als die Hälfte der befragten Arbeitnehmer vorstellen, die Hälfte ihrer Zeit in Zukunft von zu Hause zu arbeiten. Viele Unternehmen suchen und versuchen daher hybride Lösungen. Denn um es mit dem Harvard-Konzept zu halten: Wichtiger als die Frage nach der Position (Wo arbeite ich?) ist doch die Frage nach dem Interesse (Wo kann ich produktiv arbeiten?).
Arbeitgeber sollten bei der Entscheidungsfindung ihre Belegschaft mit ins Boot holen, um die optimale Lösung finden. Das kann zum Beispiel über anonyme und wiederkehrende Online-Befragungen geschehen. So können Arbeitgeber regelmäßig mit ihren Angestellten in Kontakt treten und erhalten ein ehrliches Feedback. Wenn sie dann die Interessen ihrer Mitarbeitenden einbeziehen, fördern sie deren Zufriedenheit und damit auch ihre Produktivität.
Andreas Hermann, Mitgründer und Geschäftsführer von Business Beat