Generation Remote

Gegen die Büropflicht: Je jünger, desto wichtiger ist das Homeoffice

In den letzten Jahren haben viele große Unternehmen wie Amazon, SAP oder die Deutsche Bank ihre Mitarbeitenden wieder ins Büro gerufen. Die Hoffnung dahinter ist klar: Durch die Rückkehr ins Büro soll die Produktivität steigen, der Teamgeist gestärkt und eine bessere Kontrolle über die Arbeit möglich gemacht werden.

Doch diese Entwicklung könnte mehr als nur eine pragmatische Entscheidung des Managements widerspiegeln. Es stellt sich die Frage, ob dies nicht auch ein Symptom für zunehmende autoritäre Tendenzen in unserer Gesellschaft ist. Gleichzeitig zeigen immer mehr Arbeitnehmer, dass sie ihre Arbeitsumgebung selbst wählen möchten. Studien belegen, dass vor allem junge Menschen bei strengeren Büro-Regelungen ihre Arbeitsplätze wechseln.

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Der Freelancer als Vorreiter flexibler Arbeitsmodelle

Besonders im Bereich der Freiberufler wird dieser Trend deutlich. Für viele Selbstständige ist Remote-Arbeit längst nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Der „Freelancer-Kompass 2025“, die größte Befragung von Freelancern im deutschsprachigen Raum, zeigt eindrucksvoll, wie sehr sich die Arbeitswelt von Freelancern von der der Festangestellten unterscheidet. Demnach arbeiten 60 Prozent der befragten Freelancer ausschließlich im Homeoffice, 33 Prozent bevorzugen hybride Arbeitsmodelle, bei denen sie zwischen Büro und Heimarbeitsplatz wechseln. Lediglich fünf Prozent der Befragten sind regelmäßig beim Kunden vor Ort.

Junge Generation fordert mehr Flexibilität

Besonders unter den jungen Freelancern ist der Trend zur Remote-Arbeit stark ausgeprägt. 72 Prozent der unter 30-Jährigen arbeiten ausschließlich ortsunabhängig, während bei den 31- bis 40-Jährigen immer noch 69 Prozent diesen Arbeitsstil bevorzugen. Auch die Altersgruppe der 41- bis 50-Jährigen zeigt mit 63 Prozent eine deutliche Tendenz zu Remote-Arbeit. Selbst unter den über 60-Jährigen arbeiten mehr als die Hälfte noch remote (51 Prozent). Diese Entwicklung ist nicht nur eine Reaktion auf die Corona-Pandemie, sondern ein langfristiger Trend. Eine interessante Beobachtung ist auch, dass 56 Prozent der Freelancer ein Projekt ablehnen würden, wenn dieses keinen Remote-Anteil bietet.

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Ortsunabhängigkeit als Antrieb für Selbstständigkeit

Der Wunsch nach mehr Selbstbestimmung über den Arbeitsort ist für viele Freelancer ein zentraler Grund, warum sie sich für die Selbstständigkeit entschieden haben. Fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) gibt an, dass Remote-Arbeit ein Hauptmotiv für den Schritt in die Selbstständigkeit war. Für viele steht dies in direkter Verbindung mit anderen Faktoren wie einem höheren Einkommen (53 Prozent) und freier Zeiteinteilung (54 Prozent). Die Möglichkeit, den Arbeitsplatz selbst zu bestimmen, ist damit ein wichtiger Bestandteil eines modernen Arbeitsmodells.

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Das neue Arbeitsmodell: Vertrauen statt Kontrolle

Der Trend zur ortsunabhängigen Arbeit ist mehr als nur eine Frage des Arbeitsmodells – er symbolisiert einen kulturellen Wandel in der Arbeitswelt. Laut Thomas Maas, CEO von freelancermap, ist „Remote längst mehr als ein Arbeitsmodell, es ist ein kultureller Richtungswechsel.“ Wer heute als Unternehmen die besten Talente gewinnen möchte, muss nicht nur einen Arbeitsplatz, sondern vor allem Vertrauen anbieten. Für viele Freelancer ist Remote-Arbeit längst keine Verhandlungssache mehr, sondern eine Voraussetzung. Maas warnt: „Unternehmen, die das nicht erkennen, werden für Freelancer aber auch junge Festangestellte immer unattraktiver.“

Die Zukunft der Arbeit: Flexibilität als Erfolgsfaktor

Die Forderung nach mehr Flexibilität in der Arbeitswelt wird immer lauter, und Unternehmen, die diesen Wandel nicht mitgehen, könnten auf lange Sicht Schwierigkeiten haben, die besten Talente zu gewinnen und zu halten. Die junge Generation legt zunehmend Wert auf Selbstbestimmung und Freiheit. Wer diesen Bedürfnissen gerecht wird, wird als Arbeitgeber erfolgreicher sein. Der Trend zu mehr Vertrauen und weniger Kontrolle über den Arbeitsort ist dabei nicht nur eine Reaktion auf technologische Veränderungen, sondern auch ein kultureller Wandel hin zu einer Arbeitswelt, die auf Eigenverantwortung und Flexibilität setzt.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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