Besonders kleinen und mittelständischen Unternehmen mit begrenzten Ressourcen und technischem Know-how fällt die Transformation zur Data Driven Company schwer. Ändern soll das ein intuitiv verständlicher KI-Unternehmensberater des Start-up Scavenger AI aus Frankfurt am Main.
Künstliche Intelligenz ist mittlerweile allgegenwärtig. Sie verfasst Gedichte, malt Gemälde im Stil alter Künstler und komponiert Musikstücke wie die Großmeister. Doch die Fähigkeiten reichen weit über kreative Anwendungen hinaus. KI unterstützt Unternehmen dabei, in riesigen Datenmengen verborgene Muster und Zusammenhänge zu erkennen und daraus gezielte Geschäftsstrategien abzuleiten – ein Konzept, das als „Data Driven Company“ bekannt ist. Doch trotz der vielversprechenden Möglichkeiten sind viele deutsche Unternehmen noch nicht ausreichend auf die KI-Zug aufgesprungen.
Eine Umfrage des IT-Branchenverbands BITKOM Ende 2023 zeigt, dass der Einsatz von KI in Unternehmen derzeit bei nur 15 % liegt. Zwar ist dies eine Verbesserung von 6 % im Vergleich zum Vorjahr, doch eine umfassende Integration ist noch nicht erreicht. Doch genau dieses flächendeckenden Roll-outs bedarf es, um auch kleine und mittelständische Unternehmen für die globale Zukunft wettbewerbsfähig aufzustellen. Es lohnt sich daher, einen Blick auf die größten Hemmnisse für den Einsatz von KI in der Geschäftswelt zu werfen.
Auf den KI-Zug aufspringen: Unternehmen beklagen fehlendes Technik-Know-how
Laut BITKOM sind die Hauptgründe für den Verzicht auf KI-Technologie fehlendes technisches Know-how (84 %) und unzureichende personelle Ressourcen (78 %). Vier von zehn Unternehmen sehen sich beim Thema KI abgehängt. „Die derzeitige Komplexität von KI-Lösungen stellt eine erhebliche Herausforderung dar“, sagt Maximilian Hahnenkamp, Mitgründer des Start-up Scavenger AI aus Frankfurt am Main. Zwar hätten Unternehmen Unmengen an Daten und erzeugten täglich noch mehr. „Doch oft fehlen ihnen Zeit und Ressourcen, um diese Daten sinnvoll zu analysieren und daraus Erkenntnisse zu gewinnen. Das ist besonders problematisch, wenn Entscheidungsträger auf präzise Datenanalysen angewiesen sind, um fundierte Entscheidungen zu treffen.“
Das Start-up hat deshalb einen neuen cloudbasierten KI-Unternehmensberater entwickelt, der so intuitiv und barrierefrei zu bedienen ist wie ein Smartphone. Er liefert in Sekundenschnelle Antworten auf entscheidende Geschäftsfragen. Der Name „Scavenger“, was auf Deutsch „Schnitzeljagd“ bedeutet, symbolisiert die Idee, dass Unternehmen künftig verborgene Schätze in ihren Daten genauso schnell finden sollten wie Kinder auf einer Schatzsuche.
Daten per Drag-and-Drop hochladen, dann übernimmt der KI-Berater
Die Software-as-a-Service von Scavenger AI funktioniert in der Cloud, indem Unternehmen ihre gesammelten Rohdaten einfach per Drag-and-Drop hochladen. Diese Daten können Verkaufszahlen, Kundenfeedbacks in Textform und Details zu Vertriebskampagnen, einschließlich Strategiepapieren, umfassen. Um Lücken im Datenschutz, laut BITKOM-Studie ebenfalls ein Hemmschuh, müssen sich Betriebe dabei nicht sorgen. „Die Daten werden vor dem Transfer sicher verschlüsselt und ausschließlich zu Servern innerhalb Europas weitergeleitet. Wir sind dabei zu 100-Prozent konform mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), wie ein aktuelles Audit bestätigt“, erklärt Hahnenkamp.
Nach dem Upload stellt der Anwender dem KI-Berater dann noch eine Frage in Textform, etwa „Wie kann ich meinen Umsatz steigern?“. Dann beginnt der Berater mit seiner Arbeit. Dabei kommen drei Tools zum Einsatz. Das erste Werkzeug bereitet die hochgeladenen Daten für die Analyse vor. Es bereinigt die Daten, indem es beispielsweise Anomalien in den Verkaufszahlen erkennt, die auf Datenfehler hinweisen könnten – etwa ungewöhnlich hohe oder niedrige Werte. Gleichzeitig harmonisiert das Tool die Daten, indem es Datenformate vereinheitlicht und Textdateien von numerischen Daten trennt.
Machine-Learning-Modelle erkennen komplexe, nicht-lineare Zusammenhänge
Diese konsistenten Datensätze bilden die Grundlage, um im nächsten Schritt Muster, Trends und Beziehungen zwischen den Datenpunkten erkennen zu können. Hier kommt das zweite Tool ins Spiel, eine Analyse-Engine, die basierend auf der Fragestellung „Wie kann ich meinen Umsatz steigern?“ mehrere Modelle gleichzeitig durchführt.
Machine-Learning-Modelle erkennen komplexe, nicht-lineare Zusammenhänge, was besonders nützlich ist, wenn viele Faktoren wie saisonale Trends und Kampagnen die Umsätze beeinflussen. Lineare Modelle bieten eine einfache und klare Interpretation der Beziehung zwischen Umsatz und einzelnen Einflussfaktoren, während multilineare Modelle mehrere unabhängige Variablen gleichzeitig berücksichtigen. „Das Tool testet mehrere Modelle und wählt dasjenige aus, das die Umsatzveränderung am besten vorhersagt, basierend auf dem statistischen Fit, der bewertet, wie gut das Modell die Beziehung zwischen Marketingstrategien und Umsatz widerspiegelt“, erklärt Hahnenkamp.
Die Ergebnisse des besten Modells speist der KI-Unternehmemsberater anschließend in das dritte Werkzeug ein: Ein Interpretationstool, das die Resultate in den Kontext der ursprünglichen Fragestellung setzt. Das Tool analysiert, welche Vertriebsstrategien besonders erfolgreich waren und welche weniger. Um die Ergebnisse weiter zu untermauern und zu kontextualisieren, kann der KI-Berater auf Industriedatenbanken zugreifen, um Marktdaten, Wettbewerbsinformationen, Preisentwicklungen und Trends zu erfassen. „Unser System ist in der Lage, relevante Marktdaten zu integrieren, unabhängig davon, in welcher Nische sich der Anwender bewegt“, unterstreicht Hahnenkamp. „Alle Informationen werden dann in einem Dashboard präsentiert, das dem Unternehmen nicht nur eine klare Antwort auf die Frage liefert, sondern auch tiefere Einblicke bietet.“
Ein KI-Sprachmodell gibt die Ergebnisse in leicht verständlicher Textform aus. So könnte beispielsweise aufgedeckt werden, das bestimmte Kundengruppen nach der Erstbestellung signifikant mehr ausgeben. In diesem Fall könnte sich eine E-Mail-Kampagne mit Cross-Selling-Angeboten an diese Kunden als sinnvoll erweisen. Zudem könnte das Modell herausfinden, welches Umsatzpotential Kunden haben, die bisher im Jahr noch nichts gekauft haben. Es könnte auch Vorschläge machen, Vetriebsaktivitäten in wachsende Märkte zu verlagern, um Umsatzeinbußen durch Konjunkturschwankungen zu vermeiden.
„Der Workflow, der die drei KI-Tools nahtlos miteinander verbindet, ermöglicht es, komplexe Datenprobleme schnell und effizient zu lösen, sodass Unternehmen fundierte Entscheidungen treffen können“, sagt Hahnenkamp. Dabei sei ein besonderes Merkmal des KI-Unternehmensberaters, dass er mit jeder Nutzung das Unternehmen immer besser kennenlernt und seine Leistungsfähigkeit steigert. „Dabei ist wichtig zu betonen, dass wir keine Kundendaten verwenden, um die KI für andere Kunden zu trainieren. Der Datenschutz hat für uns oberste Priorität.“
KI-Unternehmensberater ab Herbst 2024 branchenübergreifen nutzbar – vom Logistiker bis zum Fußballtrainer
Vom KI-Unternehmensberater aus Frankfurt am Main sollen zukünftig Betriebe aller Branchen profitieren. So sei es beispielsweise denkbar, dass der Trainer eines Fußballvereins mithilfe der KI herausfindet, wie Faktoren wie Wetter, Zuschauerzahl und gegnerische Taktiken die Leistung seiner Spiele beeinflussen. Auch in der Logistik kann Scavenger AI nützlich sein, indem es hilft, Verkehrsstaus vorherzusagen und proaktive Lösungen für eine reibungslose Abwicklung der Lieferkette zu bieten. „Ein weiteres Megathema ist die Nachhaltigkeit“, so Hahnenkamp abschließend. „Unsere Lösung unterstützt Unternehmen dabei, die richtigen Maßnahmen zur Verbesserung ihrer ökologischen Bilanz zu identifizieren und umzusetzen.“ Im Herbst 2024 ist die Markteinführung geplant.
(vp/Scavenger)