Eine Untersuchung der IW Consult im Auftrag von Google unterstreicht das transformative Potenzial von generativer KI für den deutschen Einzelhandel. Danach könnte die Nutzung KI-basierter Tools ein jährliches Wachstum der Produktivität im Handel von bis zu 1,3 Prozent ermöglichen.
Die Bruttowertschöpfung der Branche könnte sich um bis zu zehn Milliarden Euro erhöhen, sofern mindestens die Hälfte der Unternehmen generative KI einsetzen. Dies schreiben die Forscher*innen der IW Consult in ihrem veröffentlichten Papier “Der Digitale Faktor – Potenziale künstlicher Intelligenz im Einzelhandel”.
Führungskräfte im Handel skeptischer als in anderen Branchen
Teil der Untersuchung ist eine Befragung unter Führungskräften zu den tatsächlichen und erwarteten Effekten des Einsatzes von KI im Handel. Dabei geben 32 Prozent an, dass KI bereits zu einer verbesserten Produktivität in ihren Betrieben geführt hat. 38 Prozent sagen, dass KI zu neuen Ideen beigetragen hat und diese auch umgesetzt wurden. Allerdings bleibt der Einzelhandel bei beiden Werten jeweils rund 20 Prozentpunkte hinter dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft zurück.
Bei den Erwartungen für die kommenden fünf Jahre sind die Verantwortlichen im Einzelhandel dagegen ähnlich optimistisch wie ihre Kolleg*innen in anderen Branchen. 70 Prozent erwarten eine Erhöhung der Produktivität im Einzelhandel durch KI, 69 Prozent glauben an einen positiven Effekt auf die Innovationskraft. Für den Onlinehandel fallen die jeweiligen Erwartungen dabei deutlich höher aus als im stationären Handel.
Statement Professor Michael Hüther, Direktor Institut der deutschen Wirtschaft: „Die Zahlen unterstreichen das enorme Potenzial von KI für den deutschen Einzelhandel. Aber bei der Umsetzung hinkt der Handel anderen Branchen hinterher. Um das Potenzial schneller auszuschöpfen, sind Investitionen in Kompetenzaufbau, Aufklärung über Sicherheits- und Rechtsaspekte sowie die Unterstützung beim Identifizieren konkreter Anwendungsfälle, insbesondere im stationären Handel, entscheidend.”
Statement Philipp Justus, VP Zentraleuropa, Google: „Als langjähriger Partner unterstützen wir Einzelhändler in Deutschland dabei, die Potenziale von KI für ihr Wachstum und ihre Wettbewerbsfähigkeit nutzen zu können. Mit Google AI und Cloud können Unternehmen wie die Otto Group, Tchibo oder Rewe komplexe Fragestellungen mithilfe von Daten lösen – egal, ob es beispielsweise um die Optimierung von Marketing und Vertrieb geht, Produktinnovationen oder verbesserte Beschaffungs- und Logistikprozesse. All das sind zukunftskritische Themen für den Handel und Google setzt alles daran, kleinen wie großen Unternehmen Lösungen an die Hand zu geben, mit denen sie nachhaltig erfolgreich sind.”
Anwendungsbereiche und Hürden für KI im Handel
Derzeit wird KI im Handel am häufigsten für die Datenanalyse eingesetzt, beispielsweise für eine dynamische Preisoptimierung oder bei Logistikprozessen. Zudem kommt KI für die Optimierung von Marketing und Vertrieb zum Einsatz, u. a. zur Personalisierung von Werbung und Kund*innenansprache. Weitere häufige Einsatzgebiete sind die Informationsbeschaffung, beispielsweise durch Chatbots, und die Unterstützung beim Verfassen von Dokumenten.
Führungskräfte sehen insbesondere Schwierigkeiten bei der Entwicklung einer KI-Strategie und deren Implementierung sowie einen Mangel an grundlegenden Digital- und IT-Kenntnissen. Das betrifft auch sie selbst: 36 Prozent der befragten Führungskräfte im stationären Handel wissen selbst nicht, wo sie mit dem Einsatz von KI starten sollen.
Unterstützung für analytische oder kreative Tätigkeiten
Laut der aktuellen Zahlen müssen sich vor allem Angestellte in der Verwaltung auf starke Veränderungen ihrer Arbeit durch KI einstellen. Im Handel sind dies etwa 100.0000 Beschäftigte, bei denen die Forscher*innen eine starke Auswirkung von KI auf die Arbeit erwarten. Bei weiteren 1,4 Millionen Beschäftigten hat der Einsatz von generativer KI eine unterstützende Wirkung, wenn zum Beispiel Tätigkeiten wie die Analyse von Verkaufsdaten oder die kreative Präsentation von Produkten durch generative KI erleichtert werden. Einen geringen Einfluss erwartet die IW Consult dagegen für manuelle Tätigkeiten wie das Auffüllen von Regalen. Diese rund 1 Million Stellen seien durch KI nicht oder nur schwer automatisierbar, das betrifft etwa 39 Prozent aller Arbeitsplätze im Einzelhandel.
Über die Studie
Die Studie „Der digitale Faktor – Wie Deutschland von intelligenten Technologien profitiert“ wurde von der IW Consult im Auftrag von Google erstellt. Die Ergebnisse basieren vorwiegend auf Modellrechnungen der Implement Consulting Group und einer Führungskräftebefragung von Public First im Sommer 2024.
(pd/Google)