Kommentar

ERP-Systeme und der Klimawandel

Quelle: vegefox.com / fotolia.com

Auf den ersten Blick haben ERP-Systeme und der Klimawandel nichts miteinander zu tun, auf den zweiten Blick eigentlich auch nicht. Wenn wir aber noch genauer hinschauen, dann erkennen wir Verknüpfungspunkte.

In dem folgenden Kommentar wird sich zeigen, dass ein ERP-System zwar nicht als Allheilmittel für den Klimawandel fungiert, aber einen Schritt in die richtige Richtung darstellen kann.

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Worum geht es überhaupt?

Der menschengemachte Klimawandel wird auch als globale Erwärmung bezeichnet und mit überwiegend negativen Auswirkungen wahrgenommen. Um die gesamte Problematik der globalen Erderwärmung zu verstehen, ziehen wir einen Teil der Palette der MINT-Fächer heran. MINT steht hierbei für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, wobei wir die Naturwissenschaften besonders die Physik und die Chemie unterteilen. Um das Thema vollständig verstehen zu können, müssen wir die Kenntnisse aus jedem dieser Teilgebiete zusammenführen.

Physik

Die Energiebilanz lässt sich ganz einfach erklären: Aktuell strahlt die Erde im Durchschnitt etwas weniger Energie in den Weltraum ab, als sie von der Sonne empfängt. Dies führt dazu, dass sich ein neuer Temperaturmittelwert einstellt. Der CO2-Anteil in der Atmosphäre reflektiert bevorzugt Wärmestrahlung. Der kurzwellige Anteil des Strahlungsspektrums gelangt größtenteils auf die Erdoberfläche und wird dort als Wärme wieder abgestrahlt. Und diese Wärmestrahlung wird jetzt wieder zurückreflektiert. Auf diese Weise funktioniert ein Treibhaus oder ein Wintergarten, daher spricht man von Treibhausgasen.

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Chemie

Mit zum vollständigen Bild der Klimaproblematik gehört das Verständnis der chemischen Prozesse und der Transportmechanismen der Atmosphäre. Unsere Atmosphäre ist ein riesiger chemischer Reaktor, in dem Gase wie Stickstoff, Sauerstoff, Kohlendioxid, Wasserdampf aber auch Aerosole oder Mikrofeinstaub miteinander reagieren. Außerdem dient sie als Energie (Zwischen-)Speicher und bildet den Raum, in dem sich das Wetter abspielt.

Technik

Mit der Dampfmaschine hat die Industrialisierung vor knapp 200 Jahren begonnen, damals war die Technik mit ein Auslöser unseres heutigen Problems. Rauchende Schornsteine wurden als Zeichen für Fortschritt und Wohlstand gesehen. Jetzt wird von der Technik erwartet, dass sie alle Probleme löst. Hinter der Forderung nach klimaneutraler Energieerzeugung, CO2 neutralen Treibstoffen und energieeffizienten Antrieben steckt der Wunsch, unseren Lebensstil beibehalten zu können.

Welche Maßnahmen kann es geben?

Die Klimaproblematik stellt die größte aber leider nicht die einzige Herausforderung dar. Zum einen gibt es Teilaspekte, wie die Energieerzeugung, den Verkehr und die Landwirtschaft, die mit dem Klima unmittelbar zusammenhängen, andererseits haben wir Problemfelder, wie Plastikmüll und Umweltgifte, die nicht direkt das Klima beeinflussen. Es ist dieser Erde auch nicht geholfen, wenn wir CO2-freien Atomstrom produzieren und später den radioaktiven Müll nicht sicher entsorgen können.

Bringen wir nun den Punkt ERP ins Spiel: ERP steht für Enterprise-Resource-Planning und ist quasi das Betriebssystem eines Unternehmens.

Ein ökologische Bedürfnisse unterstützendes ERP-System muss weitere Parameter, wie den „ökologischen Fußabdruck“ (CO2) oder den „ökologischen Rucksack“ (enthält weitere Kennzahlen wie Ressoucenverbrauchsäquivalente) erfassen und mit dem Materialstamm verknüpfen. Dies dient als Grundlage für ökologische Transparenz.

CO2-Transparenz

Die Kalkulation der Herstellungskosten einer Ware berücksichtigt die Einkaufspreise der Rohstoffe, die Fertigungskosten sowie die Kosten für Lager und Transport. In analoger Weise können wir mit dem ökologischen Fußabdruck verfahren. Wir ordnen einem Material oder einem Fertigungsprozess den CO2-Verbrauch zu und haben damit eine der Finanz-Kostenrechnung vergleichbare CO2-Verbrauchskalkulation.

Durch ökologische Kennzahlen wie die CO2-Transparenz werden innerhalb der ERP-Prozesse Optimierungspfade erkennbar und wir haben eine Entscheidungshilfe, bspw. für eine Investition in eine energieeffizientere Fertigungstechnologie.

CO2-Bepreisung

Aktuell diskutiert die Politik intensiv darüber ein Preisetikett an die Erzeugung von CO2 anzuhängen. Ein Betrieb, der detaillierte Kenntnisse über seinen CO2-Verbrauch besitzt, ist da klar im Vorteil. Die Politik müsse dabei die Dinge so ordnen, dass umweltschädliches Verhalten teuer und im Extremfall auch verboten werde.

Ökotransparenz

Eine Verallgemeinerung der CO2-Transparenz wäre, einen detaillierteren „ökologischen Rucksack“ anzugeben. Dieser beinhaltet nicht nur das erzeugte und freigesetzte Kohlendioxid, sondern auch andere natürliche Ressourcen, wie Flächenverbrauch oder Umweltbelastung. Wenn es der Gesetzgeber zur Pflicht macht, die Ökobilanz mit anzugeben, dann hat der Kunde neben dem Preis ein weiteres wichtiges Kriterium für eine Kaufentscheidung.

Energiespeichersysteme

Es gibt aus technologischer Sicht eine Vielzahl von Lösungsideen für Energiespeicher. In Zeiten hoher Wind- und Solarenergieproduktion können diese Energiespeicher gefüllt werden, um dann nachts bei Windstille wieder geleert zu werden. Kommerziell rechnet sich eine solche Anlage aus der Tatsache heraus, dass bei Überproduktion die Kilowattstunde weniger kostet als in Zeiten der Unterproduktion.

Innovation

Es wird nicht nur eine technische Innovation geben, die die Umweltprobleme löst, sondern es bedarf derer eine Vielzahl. Ein Teil dieser Ideen beinhaltet neue Geschäftsprozesse, die in einem Standard-ERP nicht bekannt sind. In einem guten anpassungsfähigen ERP kann man diese aber als Designerweiterung nachprogrammieren. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit werden einige Ideenansätze im Folgenden aufgeführt: Abrechnungsmodelle für erneuerbare Energie, Intensivierung der Kreislaufwirtschaft, Sharing-and-Shared-Cost-Modelle, Roaming-Clearinghouse-Modelle für selbsterzeugten Ökostrom, Steuerbegünstigung für Mitarbeiterparkplätze mit elektrischer Ladevorrichtung usw.

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Fazit

Um die Herausforderungen der Zukunft, wie Einhaltung der Klimaziele und Bewältigung der Energiewende – um die wichtigsten zu nennen – bedarf es vieler innovativer Konzepte und Ideen aus Wissenschaft und Technik. Ein modernes ERP-System darf sich dem nicht entgegenstellen und muss von seiner Programmierarchitektur flexibel konstruiert sein, sodass es eine Unterstützung darstellt und kein Hindernis. Durch ein simples Softwareupdate im ERP-System lässt sich die Welt zwar nicht retten, jedoch sind Aussagen wie: „Dieses Kostenmodell lässt sich im ERP nicht abbilden“, dann Geschichte.

Dr. Rainer Schuldt
Dr. Rainer Schuldt, Senior Consultant, Industrial Application Software GmbH (IAS)

www.caniaserp.de

 

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