Im Internet gibt es für nahezu jede Anforderung bewährte Lösungen. So hat sich WordPress weltweit als „Goldstandard“ unter den Content-Management-Systemen (CMS) für Webseiten etabliert. Alternativen wie Joomla, Typo3 oder Drupal verlieren zunehmend an Marktanteil.
Inzwischen wird mehr als jede zweite CMS-basierte Webseite mit WordPress erstellt. Wohlgemerkt: Jede zweite (klassische) Webseite. Doch was ist eigentlich mit Online-Shops?
Wenn es nicht um das Erstellen einer „einfachen“ Webseite geht, sondern vielmehr um das Aufsetzen eines leistungsfähigen E-Commerce-Projektes, fällt die Entscheidung für das optimale CMS nämlich deutlich schwerer. Soll es vielleicht sogar eines der Schwergewichte wie Magento oder Shopware sein? Die können zwar viel, setzen jedoch ein besonders hohes technisches Verständnis und eine potente Hardwarebasis voraus. Gerade unerfahrene Nutzer werden davon schnell abgeschreckt. Warum also nicht auch hier auf eine Lösung aus dem WordPress-Regal vertrauen?
Mit WordPress zum Online-Shop?
Einige Leser*innen dürften bei dieser Idee erstmal die Nase rümpfen. Ein Online-Shop-System mit einem Webpage-CMS realisieren? Ja, warum auch nicht? Schließlich galt es vor einigen Jahren noch als ähnlich „abstrakt“, eine Webseite mit einem Blog-System aufzubauen. Nichts anderes war aber WordPress zu dieser Zeit.
Doch WordPress hat sich weiterentwickelt. Und tut es noch. Im Kern überzeugt WordPress nämlich schon seit Beginn mit einer zugänglichen Oberfläche, intuitiver Usability und unzähligen Erweiterungen. All das sind Vorzüge, von denen auch jeder potenzielle Online-Shop-Betreiber profitiert.
Eine der zahlreichen CMS-Erweiterungen, für die WordPress von vielen Entwicklern und Webmastern besonders geschätzt wird, ist WooCommerce. Dabei handelt es sich um ein Plugin, das WordPress um die Funktionalität eines Online-Shops erweitert. WooCommerce stammt zudem aus dem Hause „Automattic“, also aus den Händen der Entwickler von WordPress. Das garantiert maximale Kompatibilität, eine nahtlose Integration und Zukunftssicherheit.
Doch für wen und welche Art von E-Commerce-Projekt macht sich WooCommerce eigentlich besonders bezahlt – und wer ist mit Konkurrenzprodukten womöglich besser bedient?
WooCommerce als etablierte Shop-Plattform – auch für Profis!?
Kurz ein paar harte Fakten: Mit über 15 Millionen Downloads ist WooCommerce eines der beliebtesten WordPress-Plugins. Im direkten Vergleich mit der Konkurrenz setzt sich WooCommerce klar an die Spitze. So gibt es weltweit aktuell rund 3 Millionen aktive Shop-Systeme, die auf WooCommerce basieren. Schaut man sich die verschiedensten Quellen zu den Top 10.000 Online-Shops im Internet an, so schafft es WooCommerce mit 10% Marktanteil immerhin noch auf Platz 3, knapp hinter Magento (12%) und Oracle Commerce (11%).
Übrigens: Soll eine bestehende WordPress-Webseite um einen Online-Shop erweitert werden, ist WooCommerce natürlich eine besonders naheliegende Lösung. So lassen sich die vorhandene Webpräsenz und der neue Shop zentral mit einem System administrieren. Zudem erfordert WooCommerce für alle, die bereits mit WordPress vertraut sind, keine große Einarbeitung. Alles wirkt vertraut und aufgeräumt.
Und wer mit dem geplanten Shop sein Online-Debut feiert, könnte ebenfalls von der Kombination aus WordPress und WooCommerce profitieren. Denn vielleicht soll ja später noch ein Blog oder ein umfassendes Informationsangebot entstehen? Für diesen umgekehrten Entstehungsweg wären dann bereits die Weichen nahezu optimal gestellt. Schließlich handelt es sich bei WordPress um die Blog-Software schlechthin, welche sich besonders durch Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit auszeichnet.
Drei große „Schwächen“ von WooCommerce
Doch natürlich hat so viel „Komfort“ auch einige Nachteile. Ist nämlich ein komplexer Online-Shop oder ein umfangreiches Produktsortiment geplant, schmilzt der Usability-Vorsprung von WooCommerce auf die Mitbewerber oft schnell dahin.
1. Kein eingebautes WWS
WooCommerce bietet kein eingebautes Warenwirtschaftssystem (WWS). Sobald der Versand und die Lagerhaltung größere (und damit oft deutlich unübersichtlichere) Dimensionen annehmen, muss sich der Online-Shop-Betreiber eine individuelle Lösung mit zusätzlichen Plug-ins zusammenbauen.
2. Keine standardmäßige Anbindung an andere Marktplätze
Soll der Shop über die Warenverwaltung hinaus auch noch an populäre Marktplätze wie beispielsweise Amazon, Ebay oder Alibaba angebunden werden, stößt man mit WooCommerce ebenfalls schneller an die eigenen Shop-Grenzen. Mittlerweile gibt es aber auch für diesen Zweck eine Handvoll Plugins, mit denen sich ein WooCommerce-Shop doch noch an etablierte Marktplätze anbinden lässt.
3. Not Dropshipper`s Liebling… yet!
Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit der Einrichtung von „Dropshipping“. Denn hier bietet WooCommerce von Haus aus keine Möglichkeit, den Shop entsprechend zu konfigurieren. Dank zahlreicher Plugins ist jedoch auch dieses Problem inzwischen gelöst – und somit erfreut sich WooCommerce sogar bei Dropshippern einer stetig wachsenden Beliebtheit.
Wir fassen also zusammen: Ein WooCommerce-Shop passt am besten zu denjenigen Anforderungsprofilen, bei denen die Artikel manuell gepflegt werden können. Wer dagegen besonders große E-Commerce-Ziele verfolgt, ist mit Shopware, Magento oder einem anderen dedizierten E-Commerce-System womöglich besser beraten.
Kann auf eine besonders leistungsfähige Warenwirtschaft zu teilen verzichtet werden oder hat der Shop-Betreiber das technische Wissen WordPress individuell anzupassen, stellt WooCommerce oft die perfekte Lösung dar. Doch bevor Sie nun gleich zur Installation schreiten, hier noch ein wichtiger Tipp: Es empfiehlt sich nämlich auch bei „kleineren“ Projekten, den neuen WooCommerce-Shop direkt auf einem speziellen WordPress-Hosting einzurichten.
Die Serverleistung kann dabei übrigens zunächst ruhig niedrig angesetzt werden. Der einfache Grund: Erst wenn der Shop rundum fertiggestellt ist, lässt sich über Speed-Tests der tatsächliche Performance-Bedarf der Installation zuverlässig ermitteln. Stellen Sie deshalb unbedingt sicher, dass ein Upgrade Ihres Hosting-Pakets oder virtuellen Servers (wie bei DomainFactory) später jederzeit ohne zusätzlichen Aufwand möglich ist. Nur so kann die Hardwarebasis optimal auf die Applikation abgestimmt werden. Viele Hoster bieten darüber hinaus extra auf WordPress und WooCommerce zugeschnittene Managed WordPress-Pakete an, die wiederkehrende Aufgaben, wie das updaten von entsprechenden Version übernehmen.
Mangelhafte Performance als Umsatzbremse? Nicht mit diesen Tipps!
Die Performance des Online-Shops ist ein wichtiger Faktor. Klar. Denn ist der Seitenaufbau zu langsam, wirkt sich das unmittelbar auf die Absprungrate potenzieller Käufer aus – und somit auf den Umsatz. Und: Indirekt rutscht ein langsames E-Commerce-Angebot auch im Suchmaschinen-Ranking nach unten. In der Summe führt das zu weniger Besuchern, die anteilig auch noch seltener bis zum Checkout „durchhalten“.
Neben der geeigneten Server- oder Hosting-Basis spielt dabei übrigens vor allem die Performance der installierten Webshop-Applikation (also Ihr WooCommerce-System) die entscheidende Rolle.
Performance-Tipp 1: Plugins mit Bedacht wählen!
Überlegen Sie sich daher gut, welche Plugins Sie wirklich benötigen und beobachten Sie die Auswirkungen auf die Seitenaufbau-Geschwindigkeit mit jeder Änderung am System! Warum das so wichtig ist? Ganz einfach: Ein Webshop wird im Idealfall täglich tausendfach besucht. Jede einzelne Pageview beansprucht den Webserver jedoch in einem Maß, das allein durch die Architektur der Applikation bestimmt wird.
Oder anders ausgedrückt: Je schlanker die Software, desto weniger Leistung und Arbeitsspeicher wird bei jedem Klick benötigt. Wer dagegen versucht, grundsätzliche konzeptionelle Schwächen mit reiner Hardwarepower zu kompensieren, gerät bei steigender Besucherzahl schnell in einen teuren – und völlig unnötigen – Kostenstrudel.
Performance-Tipp 2: Passendes Theme erspart unnötigen Ballast!
Ist WordPress samt WooCommerce erst einmal installiert, geht es darum, den Shop zu individualisieren. Optische Anpassungen sind ebenso gefragt wie das eine oder andere Zusatzfeature. Vieles davon kann entweder durch ergänzende Plugins oder unmittelbare Anpassungen am Theme realisiert werden.
Letzteres bietet sich an, um das System schlank und übersichtlich zu halten. Suchen Sie sich deshalb am besten ein Theme aus, das Ihren Anforderungen bereits möglichst nahe kommt und mit WooCommerce kompatibel ist. Denn das reduziert nachträgliche Anpassungen. Prüfen Sie auch, was sich bereits bequem und einfach über ein Konfigurationsmenü im WordPress-Backend umgestalten lässt.
Performance-Tipp 3: Zusätzliche CSS-Files nutzen!
Ist weitere Individualisierung gefragt, so lässt sich vieles davon über ein zusätzliches CSS-File abbilden. Erstellen Sie eine solche Datei und binden Sie diese im Header von WordPress ein. Alles was Sie hier konfigurieren, ist strukturell losgelöst von bestehenden Theme-Files und wird somit auch bei einem Update nicht überschrieben. Fehlen ganze Elemente im Quellcode, können die PHP Template-Dateien des gewählten Themes editiert werden.
Achten Sie jedoch darauf, dass Sie dafür ein sogenanntes „Child-Theme“ anlegen. Dabei handelt es sich um ein Theme, das auf einem bestehenden (Parent-)Theme basiert und nur Kopien von den Dateien beinhaltet, die in angepasster Form verwendet werden sollen. Diese Vorgehensweise erlaubt es, Änderungen an Dateien vorzunehmen, die bei einem Update des Original-Themes nicht überschrieben werden. Ein weiterer Pluspunkt: Eine bessere Übersicht, da im Ordner des Child-Themes sofort ersichtlich ist, welche Dateien modifiziert wurden.
Performance-Tipp 4: Server-Caching sorgt für schnelles Rendering und reduzierte Hardwarelast!
Richten Sie ein Server-Caching ein, damit Bildinhalte und komplexe Produktseiten nicht bei jedem Seitenaufruf neu geladen (beziehungsweise generiert) werden müssen. Setzt der Shop auf einer vorhandenen WordPress-Webseite auf, sollte zudem die Performance des existierenden Gesamtsystems kritisch beurteilt werden.
Denn greift die Webseite bereits auf einen umfangreichen Pool von Plugins zurück, kann es sich durchaus lohnen, für den Shop ein zusätzliches WordPress-System aufzusetzen. Der Vorteil einer zentralen Administration geht dann allerdings zu Gunsten einer besseren Performance verloren.
E-Commerce-Security: So machen Sie Ihren WooCommerce-Shop sicher!
Bei der Installation von WordPress – und in unserem Fall damit auch WooCommerce – sollten Vorkehrungen getroffen werden, das System für Hacker unzugänglich zu machen. Achten Sie deshalb unter anderem auf folgende einfache Kniffe für mehr Sicherheit:
- Der Benutzername für den Administrator sollte keinesfalls „admin“ lauten, wie es der Installations-Assistent standardmäßig vorschlägt. Passen Sie diesen Benutzernamen zumindest geringfügig an, wird es bereits deutlich schwieriger für Außenstehende, unerlaubten Zugang zu erhalten.
- Ebenso sollten Sie für die Datenbanktabellen ein individuelles Präfix wählen, das nicht dem Standard „wp_“ entspricht. Auch diese Maßnahme erschwert einen unbefugten Zugriff.
- Mit Hilfe von speziellen Plugins lässt sich zudem der Pfad zur Login-Maske (/wp-admin/) für das Backend ändern. Auch das schließt ein potenzielles Einfallstor für Hacker und Bots, die Schaden anrichten könnten.
Für den letzten Feinschliff, nicht nur in Security-Fragen, sorgt eine Auswahl an über 100.000 Plugins. Ganz gleich, ob es um die Einbindung von Zahlungsmethoden wie PayPal oder Alipay geht oder um eine Aufwertung der Produktpräsentation: Von 3D-Darstellungen bis hin zu 360 Grad-Ansichten ist alles möglich, was den Abverkauf fördert!
Neben rein kosmetischen Verbesserungen besticht WooCommerce zudem mit einigen Erweiterungen, die nicht nur besonders praktisch, sondern schon fast obligatorisch sind. Hierzu zählt beispielsweise „Germanized Pro“, das den Online-Shop-Betrieb im Handumdrehen an die rechtlichen Vorgaben des deutschen Markts anpasst. Ein Prozedere, das bei vielen anderen Systemen nicht nur jede Menge Aufwand, sondern oft fast schon eine juristische Basisausbildung in Datenschutz- und Wettbewerbsrecht erfordert. Übertrieben ausgedrückt, natürlich.
Ebenfalls empfehlenswert ist ein Social-Sharing Plugin, das eine Möglichkeit zum Teilen von Produkten in sozialen Netzen mit den umfassenden gesetzlichen Anforderungen der DSGVO vereint. Stichwort: 2-Klick-Mechanismus!
Regelmäßige Geschwindigkeitsmessungen bleiben trotzdem Pflicht!
Ist das Gesamtsystem assembliert, gibt eine PageSpeed-Messung Aufschluss darüber, ob die Auslieferung der Unterseiten noch immer schnell genug ist – und wo gegebenenfalls noch einmal nachgebessert werden sollte.
Mein Tipp: Wiederholen Sie diese Messung zukünftig immer dann, wenn ein neues Plugin installiert wird. Denn nur so lässt sich zeitnah ermitteln, welche Auswirkungen das zusätzliche Programm auf die Performance hat. Aus diesem Grund sollten Plugins bevorzugt werden, die im Rahmen einer kostenlosen Probezeit ausprobiert werden können.
Wiederholen Sie die PageSpeed-Messung regelmäßig – insbesondere dann, wenn die Besucherzahlen und die dafür benötigte Performance steigen. So wissen Sie immer, wann es wieder Zeit für ein Hostingpaket-Upgrade (oder gleich den Wechsel zu einem optimierten WooCommerce-Hosting) ist.