Virtual oder Augmented Reality (VR oder AR) gelten im E-Commerce als Buzzwords der Stunde. Vor allem sollen sie Shoppenden ermöglichen, Objekte vor dem Kauf genau in Augenschein zu nehmen und dadurch das Einkaufserlebnis zu verbessern. So bereichern etwa reale Farbdarstellung, 3-D-Modelle von Produkten und die freie Platzierung von holografischen Objekten in der eigenen Einrichtung den virtuellen Bummel.
Mithilfe von Smartphones und anderen mobilen Endgeräten können die meisten Personen relativ problemlos auf die Technologie zugreifen. Besonders die junge Generation ist mit Extended Reality vertraut und besitzt eine Affinität für Gamification von Abläufen. Entsprechend verwundert es wenig, dass vor allem große Konzerne den zukunftsträchtigen Trend für sich adaptieren. Gleichzeitig wächst in Anbetracht von Lösungen ab 100.000 Euro auch bei mittelständischen Onlinehändlern das Interesse an solchen Technologien. Trotzdem stehen nach wie vor zahlreiche Fragen zu Anwendung, Technik und Voraussetzungen im Raum.
Neues Kauferlebnis dank Extended Reality
Durch ihre Tauglichkeit für den Massenmarkt und eine vergleichsweise einfache Usability überzeugen Augmented-Reality-Technologien Anbieter und Anwender gleichermaßen. Allen voran punkten sie durch intensive interaktive Produkterlebnisse, die es erlauben, etwa das gewünschte Sofa noch vor dem Kauf maßstabsgetreu an Ort und Stelle in den eigenen vier Wänden zu sehen. Dabei überlagern sich virtuelle Komponenten in Echtzeit mit der realen Welt. Das erleichtert Interessenten nicht nur die Auswahl und steigert ihre Produktzufriedenheit, sondern führt auf Anbieterseite auch zu mehr Conversions, weniger Retouren und somit zu einem Umsatzplus. Damit enden die Möglichkeiten von 3-D-Technik allerdings noch nicht. Eingebunden in Showrooms lassen sich auch erklärungsbedürftige Produkte, neue Zusammenstellungen und spannende Design-Ideen visualisieren und aus unterschiedlichen Perspektiven präsentieren. User können so mit Produktkonfigurationen experimentieren und beispielsweise beim Autokauf ganz flexibel in verschiedenen Modellen Probe sitzen. Dabei ermöglichen es die digitalen Kristallkugeln sogar, kleinste Details nahezu lebensecht in drei Dimensionen zu begutachten. Sachliche und emotionale Kommunikation verbinden sich dabei spielerisch miteinander und vermitteln Nutzern das Gefühl, in eine neue Welt einzutauchen.
Mittendrin statt nur dabei
Die Anwendungsbereiche für AR oder VR sind vielfältig. Insbesondere die Automobil- und Messebranche gehört zu den Early Adoptern. Mittlerweile zeigt aber auch der Handel etwa in den Bereichen Fashion oder Innenausstattung großes Interesse. Insbesondere Onlineshops, die bereits über ein mobiloptimiertes Design verfügen, profitieren von der Technologie. Inwieweit sich die Investition lohnt, hängt jedoch von Faktoren wie dem Produktsortiment und der Zielgruppe ab. Letztere sollte idealerweise technikaffin und probierfreudig sein. Wer keinen Spaß an Gamification-Elementen hat, wird Extended-Reality-Anwendungen – egal ob als App oder im webbasierten Onlinestore – nicht nutzen.
Einstieg leicht gemacht
Wer überlegt, den eigenen Onlineshop um virtuelle Komponenten zu erweitern, kann zwischen verschiedenen Optionen wählen. Augmented Reality ist mittlerweile so tief in die mobilen Betriebssysteme iOS und Android verankert, dass die AR-Software in aktuellen Smartphones oder Tablets den Raum dreidimensional erfassen kann. Gleichzeitig ergänzt sie das Live-Bild der Kamera etwa aus der Wohnung des Kunden um das gewünschte virtuelle Objekt und stellt das Ganze auf dem Display maßstabsgerecht dar. Damit mobile Endgeräte dank ihrer Tiefensensoren beispielsweise Möbelstücke entsprechend abbilden können, müssen die Produkte in einem eigenen AR-CMS exakt nachgebaut werden. Für ein möglichst lebensechtes Feeling sollten dabei Texturen, Schattenwürfe und Helligkeit berücksichtigt und gegebenenfalls Optionen wie ‚Farbe wählen‘ integriert werden. Neben qualitativ hochwertigen Fotos gilt es hierbei auf exakte Produktabmessungen zu achten. Alternativ zur App gibt es auch kostengünstige webbasierte AR-Lösungen, wodurch sich der für Kunden oft unliebsame Medienbruch vermeiden lässt. Standardisierte E-Commerce-Anwendungen wie Shopify AR bieten dazu etwa verschiedene Themenkataloge mit entsprechenden Designelementen an. Dank spezieller Plug-ins können aber prinzipiell alle Shops Extended-Reality-kompatibel gestaltet werden.
Was noch zu bedenken wäre
Allen voran spielt das Thema Usability eine essenzielle Rolle. Neben der Optimierung für mobile Nutzer gilt es besonders den Kaufprozess einfach zu gestalten. Denn jeder zusätzliche Klick verringert die Wahrscheinlichkeit einer Conversion. Zudem macht sich eine Navigation mit übersichtlichen Kategorien und nachvollziehbar einsortierten Produkten bezahlt. Auch schnelle Ladezeiten sind ein unbedingtes Muss. Entsprechend lohnt sich eine gründliche Analyse der ressourcenbindenden Funktionen. Ebenso sollte es vermieden werden, Updates der Artikeldaten auf denselben Systemen durchzuführen, auf denen der eigentliche Shop läuft. Aus diesem Grund heißt es die Infrastruktur auf unterschiedliche Server verteilen. Überhaupt entscheidet das technische Fundament des Onlinestores über den Erfolg. A und O sind dabei die genaue Ausrichtung des Shops auf die jeweilige Zielgruppe und eine optimale Synchronisation mit der Unternehmens-DNA. Schließlich sollen sich neue Features wie AR möglichst reibungslos integrieren. Realistisch betrachtet ist es noch ziemlich früh, obwohl jetzt langsam die technischen Plattformen und Möglichkeiten zur Verfügung stehen, von denen vor Jahren gesprochen wurde. Dank Metaverse, Microsoft und Apple erwartet Endkunden in naher Zukunft ein massiver Push in Richtung Extended-Reality-Technologie, wodurch sie wahrscheinlich viel schneller an Relevanz gewinnen wird, als die meisten Menschen denken. Entsprechend sollte der Kompetenzaufbau jetzt beginnen, denn auch wenn die Handhabung der Anwendung einfacher wird, die Grundlangen dahinter und die erforderlichen Daten werden dieselben bleiben.