Kommentar

Künstliche Intelligenz zwischen Hype und Hysterie

KI

Der Zugang zu generativen KI-Modellen für die breite Öffentlichkeit gleicht einem gesellschaftlichen Erdbeben, ja, beinahe dem Durchbruch der vielbeschworenen vierten industriellen Revolution. Ist die Künstliche Intelligenz damit die moderne Dampfmaschine, die zur damaligen Zeit tiefgreifende Veränderungen der Arbeitsweisen und sozialen Strukturen einläutete? Vielleicht. Aber eines ist mehr als deutlich: KI-Modelle wie ChatGPT haben das Potenzial, die Art und Weise, wie wir arbeiten und kommunizieren, für immer zu verändern.

Gemessen an diesem digitalen Paukenschlag ist es wenig verwunderlich, dass ein breiter Diskurs über den Einsatz der Technologie nicht ausbleibt. Ein tieferer Blick in die Diskussion zeigt allerdings ein verzerrtes Bild – denn weder ist das Konzept neu, noch die Kritik daran. Es ist kaum zu glauben, aber das Konzept der Künstlichen Intelligenz existiert bereits seit den 1940er Jahren, wir reden also von Jahrzehnten der intensiven Forschung und Entwicklung. Und trotzdem scheint es, als würden wir immer noch auf einem Drahtseil balancieren, uns unsicher angesichts der Risiken und Chancen dieser Technologie fühlen. Zugegeben, seit dem Auftauchen der ersten primitiven Chatbots in den 1960er und 1970er Jahren haben das zunehmende Verständnis über die Funktionsweise von neuronalen Netzwerken sowie neue Ansätze wie das maschinelle Lernen und Deep Learning das Thema KI auf ein völlig neues Level gebracht. Das ist zweifellos beeindruckend und aufregend. Inmitten dieser technologischen Wunder und des rasanten Fortschritts gibt es aber zumindest eine Konstante: die Kritik daran. Prominente Stimmen wie die von Elon Musk bezeichnen die Künstliche Intelligenz schon seit vielen Jahren als unsere größte existenzielle Bedrohung und verlangen strenge Regeln für ihren Einsatz. Während diese Warnungen in vielen Ohren übertrieben und nach Panikmache klingen, sollten wir nicht vergessen, dass Kritiker wie Musk oder Stephen Hawking einen Punkt haben könnten. Die Frage ist, ob wir bereit sind, zuzuhören.

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Wie wir aus der Vergangenheit wissen, liegt die potenzielle Gefahr einer neuen Technologie nicht in der Technologie selbst, sondern darin, wer sie wofür einsetzt. Es ist daher an uns, einen ausgewogenen gesellschaftlichen Diskurs zu führen, die moralischen Grundpfeiler für KI-Modelle festzulegen und eine passende Gesetzgebung zu entwerfen. Denn trotz aller Fortschritte der letzten Jahre kratzen wir aktuell lediglich an der Oberfläche von dem, was möglich ist. Zukünftig stehen den Modellen noch mehr Daten zur Verfügung und komplexere Technologien werden mit der wachsenden Rechenleistung von Computern völlig neue Einsatzbereiche eröffnen. Ob im medizinischen Sektor, bei intelligenten Energiesystemen, autonomen Fahrzeugen, komplexer Sprach- und Textverarbeitung oder automatisierten Fertigungsprozessen in der Industrie, um nur einige Beispiele zu nennen – KIs können unseren Alltag vollkommen verändern. Damit es sich dabei um positive Veränderungen handelt, müssen wir jetzt die Weichen stellen. Dabei sind Horrorszenarien und das Schüren von Ängsten sicherlich nicht angebracht, vielmehr geht es um den ethisch vertretbaren Weg, den wir alle gemeinsam mit den großen Chancen, die KIs uns bieten, gehen werden. Denn diese sind mehr als zahlreich.

Es ist eine spannende Zeit. Die Entwicklung von neuen Technologien ist in voller Fahrt und nimmt weiter Geschwindigkeit auf. Unser aller Aufgabe, und besonders die der Politik, ist es dabei, die richtige und ethische Strecke zu nehmen und das Ziel einer vielversprechenden Zukunft nicht aus dem Blick zu verlieren.

Jack Klaassen, Director Innovation und Technology bei Macaw, www.macaw.net

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