Low-Code-Plattformen versprechen eine schnelle und kostengünstige Entwicklung von Business-Anwendungen. Damit sie ihre Stärken ausspielen können, müssen Unternehmen allerdings bei der Einführung einige Dinge beachten. Pegasystems erklärt, welche das sind.
Häufig stehen Unternehmen bei ihrer Digitalisierung vor der Schwierigkeit, dass sie aufgrund begrenzter IT-Ressourcen nicht alle Anforderungen von Fachbereichen zügig umsetzen können. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bieten Low-Code-Plattformen, die Anwender aus Fachbereichen eng in Entwicklungsprozesse einbinden und mit visuellen Entwicklungstools eine schnelle und kostengünstige Erstellung von Anwendungen ermöglichen.
Pegasystems, Anbieter von Software zur Vereinfachung komplexer Arbeitsprozesse, erklärt, was Unternehmen bei der Auswahl und Einführung der Digitalisierungsbeschleuniger beachten müssen:
- Eine zum Problem passende Lösung wählen. Im Markt finden sich unzählige Low-Code-Plattformen für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke – von Tools für den Bau von Web-Apps über Lösungen für Datenauswertungen mit BI und KI bis hin zu mächtigen Werkzeugen für die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen. Unternehmen müssen aus dieser Vielfalt eine Plattform auswählen, die zu ihren konkreten Anwendungsfällen passt, und zwar nicht nur zu denen einzelner, sondern möglichst vieler Fachbereiche. Die Plattform sollte sowohl einfache als auch komplexe Problemstellungen im Geschäftsalltag abdecken, darf aber nicht dazu führen, dass Unternehmen „betriebsblind“ für andere Lösungen werden und Standard- oder Individualsoftware vollständig aus dem Blick verlieren.
- Alle Beteiligten an Bord holen. Low-Code bindet Fachbereiche viel stärker als die klassische Software-Entwicklung in Entwicklungsprozesse ein. Das ist gut, denn die neuen Anwendungen sollen fachspezifische Problemstellungen lösen. Gleichzeitig muss die Plattform sich in die IT-Landschaft einfügen und von der IT-Abteilung gepflegt werden. IT und Fachbereiche müssen die Auswahl daher gemeinsam treffen und frühzeitig Verantwortlichkeiten und Nutzungsrichtlinien klären. An den Business-Apps arbeiten sie anschließend gemeinschaftlich – am besten agil mit kurzen Entwicklungszyklen und regelmäßigen Tests und Feedbackrunden. So fallen Schwächen in der User Journey schnell auf und können behoben werden. Insbesondere die ersten Projekte sollten zudem nicht zu komplex sein, um ohne Risiken Erfahrung im Umgang mit der neuen Plattform zu gewinnen und für schnelle Erfolgserlebnisse zu sorgen.
- Kompetenzen aufbauen und bündeln. Für erfolgreiche Low-Code-Projekte brauchen Unternehmen engagierte Mitarbeiter aus den Fachbereichen, die Fachanforderungen mit visuellen Modellierungstools und aus vorgefertigten Softwarebausteinen weitgehend selbstständig umsetzen können. Diese sogenannten Citizen Developer benötigen keine Programmierkenntnisse, wohl aber technisches Verständnis und tiefe Kenntnis der Fachprozesse. Unternehmen sollten sie mit Schulungen und Coachings auf die neuen Aufgaben vorbereiten und ihnen Freiräume im Tagesgeschäft verschaffen, denn einfach on top kann die Mitarbeit an Low-Code-Projekten nicht erfolgen. Zudem lohnt es sich, erfahrene Citizen Developer zu Coaches und Mentoren aufzubauen, die ihr Wissen und ihre Erfahrung in andere Fachbereiche tragen und dort bei der Umsetzung von Business-Anwendungen unterstützen. Idealerweise bündeln Unternehmen ihre Low-Code-Kompetenzen in einem Center of Excellence, das Standards für die Qualifizierung von Anwendungsfällen, die Entwicklung von Anwendungen sowie deren Test, Produktivsetzung und Pflege etabliert.
- Die Chancen von Low-Code nutzen. Unternehmen müssen darauf achten, mit Low-Code nicht nur punktuell die Probleme von Fachbereichen zu lösen, sondern Abläufe über Abteilungs- und Unternehmensgrenzen hinweg zu verbessern. Nur so schaffen sie digitale Ende-zu-Ende-Prozesse, die einen hohen Automatisierungsgrad bieten und Innovationen entlang der gesamten User Journey ermöglichen. Gleichzeitig hilft der übergreifende Ansatz, Code und einzelne App-Elemente wiederzuverwenden – das reduziert den Entwicklungsaufwand für neue Apps und erleichtert die Pflege bestehender Apps. Zudem haben alle Anwendungen ein einheitliches Aussehen und eine konsistente Benutzerführung, sodass Anwendern die Einarbeitung und Nutzung leichtfällt. Und schließlich ist Low-Code für Unternehmen eine riesige Chance, die agile und bereichsübergreifende Zusammenarbeit zu fördern, um Herausforderungen jeglicher Art künftig besser zu meistern.
- Risiken minimieren. Die Einfachheit und die hohe Entwicklungsgeschwindigkeit von Low-Code dürfen nicht zu Sicherheits-, Datenschutz- und Compliance-Verletzungen führen. Die Plattformen brauchen die Kontrolle der IT-Abteilung, die auch dafür Sorge trägt, dass die neuen Anwendungen Konzepte wie „Security by Design“ und „Security by Default“ berücksichtigen. Zudem müssen alle Beteiligten vorab klären, wer die Anwendungen nach der Erstellung betreut, pflegt und weiterentwickelt. Hier hilft die Wiederverwendung von Code und App-Bausteinen sowie die im Center of Excellence gebündelte Expertise. Letztlich müssen Low-Code-Anwendungen dieselben Sicherheits-, Datenschutz- und Compliance-Standards erfüllen wie gekaufte oder klassisch entwickelte Anwendungen.
- Gutes tun und darüber reden. Low-Code lebt von der Mitarbeit der Fachbereichsanwender. Unternehmen sollten daher ihre Low-Code-Projekte intern bekanntmachen und Erfolge konsequent teilen. So zeigen sie ihre Wertschätzung gegenüber den an der Entwicklung beteiligten Anwendern, machen aber auch die Mehrwerte von Low-Code sichtbar und motivieren weitere Fachbereiche und Anwender, sich zu beteiligen. Damit Endanwender wirklich stolz auf ihre Apps und ihre Mitarbeit sind, müssen sie frühzeitig und intensiv in den Entwicklungsprozess einbezogen werden. Das gelingt nicht nur durch Citizen Developer, die regelmäßig Wünsche und Feedback einsammeln, sondern auch durch sogenannte Minimum Lovable Products (MLP). Diese frühen Versionen der Anwendungen liefern bereits einen guten Eindruck davon, was die fertige Anwendung später kann und wie sie funktioniert. Anders als Minimum Viable Products (MVP), die meist nur Funktionen abbilden und wenig benutzerfreundlich sind, vermag ein MLP bereits Begeisterung zu wecken und liefert besseres Feedback.
„Mit Low-Code beschleunigen Unternehmen ihre Digitalisierung, doch das ist kein Selbstläufer“, erklärt Florian Binder, Principal Solution Consultant bei Pegasystems. „Nur wer die richtige Plattform auswählt und die internen Strukturen anpasst, um Low-Code-Vorteile gezielt zu nutzen, wird das Potenzial voll ausschöpfen können.“