Immer mehr Unternehmen setzen auf sogenannte Citizen Developer, um ihre Automatisierungsstrategie umzusetzen und um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Idee dahinter ist simpel und naheliegend: Mitarbeiter mit geringen Vorkenntnissen können mithilfe von Low-/No-Code-Lösungen selbstständig Automatisierung entwickeln.
Theoretisch spart dieser Ansatz Kosten. Gleichzeitig können die Mitarbeiter dadurch selbst bestimmen, welche Prozesse automatisiert werden sollen, um ihre Arbeitslast zu reduzieren.
Allerdings ist die Umsetzung in die Praxis mit Herausforderungen und Schwierigkeiten verbunden, die berücksichtigt werden sollten. Laut Gerd Plewka, Head of Solution Consulting Central, East and North Europe bei SS&C Blue Prism, sind Citizen Developer daher kein wie so oft angepriesenes Allheilmittel, um etwaige Probleme im Unternehmen zu lösen und Versäumnisse wettmachen zu können.
Gerd Plewka ausführlich dazu:
„Citizen Developer sind so, wie sie meist implementiert beziehungsweise eingesetzt werden, nicht immer die beste Wahl. Denn zum einen müssen diese Mitarbeiter ihre Zeit zwischen Entwicklung und anderen Aufgaben aufteilen. Zum anderen erfordert das Erlernen einer neuen Fähigkeit Zeit und Geduld. Wenn man nun aber mit konkurrierenden Fristen und anderem Arbeitsdruck konfrontiert wird, wird die Automatisierung von Geschäftsprozessen, um eigentlich einige Aufgaben einfacher und produktiver zu machen, hintenangestellt. Des Weiteren ist die Fehlerquote bei Automatisierungen von ungelernten Mitarbeitern relativ hoch, was wiederum mehr Zeit von Fachleuten kostet, die sie korrigieren. Denn es muss eine Mindestqualität der Automatisierungen sichergestellt werden. Weiterhin besteht keine Kontrolle darüber, ob zeitgleich Automatisierungen für dieselben Aufgaben erstellt werden – und damit überflüssig sind.
Das Konzept Citizen Developer muss eindeutig überdacht werden. Es ist ein Umdenken nötig. Es darf nicht länger darum gehen, dass diese quasi nebenher selbstständig Automatisierungen entwickeln. Unternehmen müssen Citizen Developer als Vollzeitstelle verstehen. Zudem müssen sie ihren technisch-versierten Mitarbeitern die Möglichkeit geben, sich trotz fehlender Coding-Kenntnisse Vollzeit mit dem Thema beschäftigen zu können. Entsprechende Low-/No-Code-Plattformen können das fehlende Wissen wettmachen, aber nicht die fehlende Zeit und fehlende Strategie hinter den Automatisierungen.“
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