Unternehmen können im Rahmen eines Daten-Ökosystems, in dem sie Daten teilen, austauschen und zusammenarbeiten, finanzielle Zugewinne von bis zu 940 Millionen US-Dollar erzielen.
Dieser Effekt lässt sich über die nächsten fünf Jahre hinweg durch Kosteneinsparungen, neue Einnahmequellen und Produktivitätssteigerungen realisieren. Die Beispielrechnung gilt für ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 10 Milliarden US-Dollar, so die Studie „Data sharing masters: How smart organizations use date ecosystems to gain an unbeatable competitive edge“ des Capgemini Research Institute. Für Unternehmen, die sich an besonders kollaborativen, komplexen Daten-Ökosystemen beteiligen, wird der finanzielle Vorteil auf zusätzliche 10 Prozentpunkte geschätzt. Dennoch setzen 61 Prozent der Unternehmen in erster Linie auf Daten-Ökosysteme mit einfachem Datenaustausch und einem geringen Maß an Zusammenarbeit. Nur 39 Prozent der Unternehmen verwandeln datenbasierte Erkenntnisse in einen tragfähigen Wettbewerbsvorteil.
Interesse an Daten-Monetarisierung wächst
Als wichtigste Gründe für die Teilnahme an Daten-Ökosystemen nennen 54 Prozent der Unternehmen ein steigendes Interesse an der Monetarisierung von Daten. Denn Daten-Ökosysteme haben in einigen Unternehmensbereichen einen beträchtlichen Einfluss entfaltet: Sie haben die Kundenzufriedenheit um 15 Prozent verbessert, zu einer Steigerung der betrieblichen Produktivität bzw. Effizienz um 14 Prozent geführt und die Kosten um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesenkt. Insofern sehen die meisten Unternehmen Daten-Ökosysteme positiv und erwarten, dass sie in den nächsten drei Jahren die gleichen Effekte erzielen werden.
Dr. Sebastian Olbrich, Bereichsleiter Insight Driven Business Innovation bei Capgemini Invent, erklärt: „Daten sind die zentralen Ausgangspunkte von Innovation und Eintrittskarten in die Netzwerkökonomie. Organisationen, die externe Daten erwerben bzw. ihre Datenbasis durch Kooperation erweitern, erzielen bereits heute messbare Wettbewerbsvorteile.“
Organisationen planen intensiveren Datenaustauschs in Ökosystemen
Angeregt durch die Realisierung des wirtschaftlichen Mehrwerts wird jedes vierte Unternehmen in den nächsten zwei bis drei Jahren mehr als 50 Millionen US-Dollar in Daten-Ökosysteme investieren; 76 Prozent beabsichtigen mehr als 10 Millionen US-Dollar zu investieren. Im Durchschnitt wird die Investitionssumme bei 40 Mio. US-Dollar pro Organisation liegen. Die Investitionen variieren jedoch stark zwischen den einzelnen Branchen und Ländern: 55 Prozent der Telekommunikationsunternehmen werden mehr als 50 Millionen Dollar investieren, im Bankensektor sind es 43 Prozent. Das Gesundheitswesen und die Öffentliche Hand hingegen liegen mit 18 Prozent bzw. 7 Prozent an Institutionen, die mehr als 50 Millionen Dollar investieren, zurück. In den USA und Großbritannien werden die Investitionen am höchsten ausfallen: Mehr als jedes dritte Unternehmen beider Regionen wird in den nächsten drei Jahren mehr als 50 Millionen Dollar für Daten-Ökosysteme aufwenden.
Fast die Hälfte der befragten Organisationen weltweit (48 Prozent) – in Deutschland fast zwei Drittel (64 Prozent) – möchten sich an neuen Ökosystemen oder Initiativen beteiligen. 84 Prozent von diesen weltweit beabsichtigen, dies innerhalb der nächsten drei Jahre zu tun. Mehr als jede dritte Organisation (36 Prozent) arbeitet daran, ihre bestehenden Ökosystem-Initiativen auszubauen.
Obwohl der finanzielle Mehrwert unverkennbar ist, haben erst 14 Prozent der Organisationen besonders kollaborative Ökosystem-Modelle und komplexe Arten des Datenaustauschs eingeführt. 61 Prozent der Unternehmen arbeiten weiterhin in traditionellen Ökosystemen mit geringem Potenzial, die vergleichsweise wenig Zusammenarbeit und nur einfache Arten der gemeinsamen Datennutzung ermöglichen.
Christina Poirson, Group Chief Data Officer bei Société Générale, erklärt: „Daten sind für uns viel mehr als nur ein Asset und wir sind bestrebt, das Potenzial von Daten durch Datenaustausch zu maximieren. Wir beobachten einen starken regulatorischen Druck in der EU, um reibungslosere Systeme zum Datenaustausch im Finanzdienstleistungssektor zu etablieren. Im Einklang damit haben wir robuste und umfassende Data-Governance-Strukturen geschaffen und tun unser Bestes, um sensible Daten unserer Kunden zu schützen. Das hilft uns langfristig, nicht nur Daten mit unseren Ökosystem-Partnern auszutauschen, sondern auch größere Mehrwerte zu erschließen.“
Neue Formen des Datenaustauschs ermöglichen es Unternehmen zudem, sensibler zu agieren und sind darauf ausgelegt, mit anonymisierten Daten zu arbeiten. Als größte technologische Herausforderung für den Start und die Skalierung ihrer Data-Sharing-Initiativen nennen allerdings weltweit 56 Prozent sowie in Deutschland 49 Prozent der Organisationen das Fehlen von Sharing-Plattformen, die Zugriffsrechte kontrollieren können.
Capgemini empfiehlt eine Roadmap mit den folgenden fünf Schritten:
- Formulieren einer Strategie für das Daten-Ökosystem
- Treffen der grundlegenden Design-Entscheidungen für das Ökosystem
- Konzipieren eines detaillierten Einführungsplans und Start der Umsetzung
- Maximieren des Nutzens
- Proaktiver Umgang mit Datenschutz, Ethik, Vertrauen und regulatorischen Anforderungen.
Methodik der Studie
Die Studienergebnisse basieren auf einer Primärbefragung von 750 Führungskräften (Direktorenebene und höher) aus Unternehmen in den USA, Europa und APAC, die derzeit im Bereich externer Datenaustausch aktiv sind und weltweit einen Umsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar verzeichnen. Die Befragung fand im April/Mai 2021 statt. Darüber hinaus führte Capgemini Tiefeninterviews mit 30 Führungskräften und Wissenschaftlern.
Die Studie baut auf der Capgemini-Studie „The data powered enterprise“ aus dem Jahr 2020 auf, die den Umgang mit Daten in Bezug auf die Unternehmenskultur untersucht hat.
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