Viele Unternehmen haben bereits jahrzehntelange Erfahrung mit der Auslagerung von IT-Leistungen an externe Dienstleister – die erfolgreiche Umsetzung solcher Vorhaben ist jedoch auch 25 Jahre nach dem ersten großen IT-Outsourcing (EastmanKodak an IBM) kein Selbstläufer.
Eine aktuelle Umfrage unter IT-Führungskräften in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigt: Rund 60 Prozent der Befragten verfehlen mindestens eines der gesteckten Outsourcing-Ziele. Dabei fällt auf, dass die gewählte Sourcing-Strategie den Erfolg der Auslagerung nicht beeinflusst. Vielmehr erweist sich die Qualität der operativen Umsetzung – Vertragsgestaltung sowie Auswahl des richtigen Partners und vor allem dessen Steuerung – als ausschlaggebend für den Outsourcing-Erfolg. Dies sei insbesondere bei größeren IT-Outsourcing-Projekten mit hohem Komplexitätsgrad von großer Bedeutung, so ein weiteres Ergebnis der von der Managementberatung Horváth & Partners in Kooperation mit der Universität Bayreuth durchgeführten Studie.
Erfolg und Misserfolg im IT-Outsourcing sind – fragt man die Outsourcing-Geber – breit gestreut: 60 Prozent der Befragten gaben an, nicht alle Ziele ihres Outsourcing-Vorhabens erreicht zu haben. Trotzdem: Der externe Bezug von IT-Leistungen ist aus der heutigen Welt der CIOs nicht mehr wegzudenken. Während durchschnittlich 59 Prozent der gesamten IT-Leistungen ausgelagert sind, verzichten nur 4 Prozent der Befragten komplett auf die strategische Option „IT-Outsourcing“.
Dabei erhoffen sich neun von zehn Unternehmen mit dem IT-Outsourcing die Erhöhung der Servicequalität. Zweitwichtigstes Ziel ist die IT-Modernisierung (79 Prozent der Befragten). An dritter Stelle steht bei den Outsourcing-Gebern das Ziel, mit der Auslagerung Kosten zu senken (66 Prozent). Dabei werden die Kostensenkungsziele in den meisten Fällen erreicht, gehen aber zu Lasten der Ziele IT-Modernisierung und Erhöhung der Servicequalität: „Befragte, die sich hohe Kostenreduktionsziele (>10 Prozent) setzen, scheitern 21 Prozentpunkte häufiger bei der Servicequalität und 24 Prozentpunkte häufiger bei der IT-Modernisierung im Vergleich zu Unternehmen mit geringeren Kostenreduktionszielen“, so Studienleiter Tobias Würz von Horváth & Partners.
Erfolgreich: Unternehmen mit Fokus auf operative Umsetzung und Steuerung
Mangelnder Erfolg mit IT-Outsourcing wird in der Praxis häufig der falschen Strategiewahl zugeschrieben. Diese Vermutung bestätigte sich jedoch in der Studie nicht: Keine der drei grundlegenden Strategien „Single Vendor“, „Best-of-Breed“ und „Competition“ resultiert in einer höheren Erfolgswahrscheinlichkeit. Vielmehr zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Komplexitätsgrad und Erfolg: Unternehmen mit kleineren Outsourcing-Vorhaben (< 5 Mio. Euro Vertragsvolumen pro Jahr) erreichen ihre Ziele dreimal häufiger als Firmen mit größeren Auslagerungen (> 50 Mio. Euro pro Jahr).
Dies verwundert zunächst nicht. Es macht aber deutlich, dass vor allem größere Outsourcing-Projekte alles andere als Selbstläufer sind. Dabei scheinen besonders die Unternehmen erfolgreich zu sein, die viel Energie in die operative Umsetzung des Outsourcing-Vorhabens sowie die Steuerung des Outsourcing-Partners investieren. „In der Praxis wird meist ein sehr großer Fokus auf die Auswahl des richtigen IT-Outsourcing Partners und auf die Vertragsgestaltung gelegt, beides natürlich sehr wichtige Aspekte. Demgegenüber wird aber zu wenig Augenmerk auf die laufende Steuerung des Partners gelegt. Gerade diese ist aber ein Schlüssel, um mit dem gewählten Partner die angestrebten Potenziale auch tatsächlich zu heben“, so Dr. Stefan Bergsmann, Geschäftsführer von Horváth & Partners in Österreich.
Die Studie
Die Online-Umfrage unter 85 IT-Führungskräften wurde von Horváth & Partners in Kooperation mit der Professur für Wirtschaftsinformatik und Strategisches IT-Management der Universität Bayreuth in Zusammenarbeit mit der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT durchgeführt.