Das Remote-Arbeiten auf breiter Front unterzieht die IT-Infrastruktur deutscher Unternehmen einem gewaltigen Stresstest. Nicht überall waren die technischen Voraussetzungen geschaffen, um Home-Office zu ermöglichen. NTT Ltd., ein IT-Dienstleistungsunternehmen, nennt die vier großen Herausforderungen, mit denen Unternehmen bei der Umstellung konfrontiert werden.
In der Covid-19-Pandemie offenbaren sich Vorteile und Versäumnisse bei der Digitalisierung in Deutschland. Unternehmen, die auf mobiles Arbeiten mit entsprechenden Geräten und Tools nicht vorbereitet waren, haben versucht, pragmatische Lösungen zu finden, um die Arbeitsfähigkeit ihrer Organisation zu erhalten. Mit weitreichenden Konsequenzen: Unzureichend gesicherte Privat-Rechner sind aktuell das Einfallstor Nummer eins für Cyber-Kriminelle. NTT Ltd. meldet ein Plus von täglich um die 15 bis 20 Prozent an Sicherheitsvorfällen, bei denen Hacker versuchen, auf diesem Weg an Unternehmensdaten heranzukommen. Daneben erleichtern offene Ports an Routern im Home-Office, ungeschützte Zugänge zum Firmenintranet, hastig eingerichtete Ersatz-Server und frei zugängliche Videokonferenztools den Kriminellen ihre Arbeit.
Vier Herausforderungen, vor denen Unternehmen bei der Umstellung auf das Remote-Arbeiten stehen
- Sichere Kommunikationswege nutzen: WhatsApp-Gruppen für die Kommunikation innerhalb von Projektteams oder Dropbox für den Dokumentenaustausch mögen in der ersten Phase eine schnelle Lösung gewesen sein, vertrauliche Unternehmensdaten sind aber über solche Kanäle für jeden einsehbar. Auch unverschlüsselte E-Mails, Skype-Anrufe und schlecht geschützte Kollaborationstools stellen ein großes Sicherheitsrisiko dar. Betriebsinterna gehören ins Intranet, Nachrichten und E-Mails müssen mit End-to-End-Verschlüsselung verschickt werden.
- Zugang zum Intranet über VPN einrichten: Die am häufigsten verwendete Technik, um aus der Ferne sicher auf ein lokales Netzwerk zuzugreifen, ist die Verbindung über einen verschlüsselten VPN-Tunnel (Virtual Private Network). Bei vielen Unternehmen reichte anfangs die Zahl der Lizenzen für den massenhaften Umzug ins Home-Office nicht aus oder es kam zu Kapazitätsproblemen, wenn sich zu viele Mitarbeiter gleichzeitig eingeloggt haben. Inzwischen sollte dieser Engpass behoben sein. Notzugänge mit einfacher Transportverschlüsselung dürften damit der Vergangenheit angehören.
- Eine flexible und skalierbare Infrastruktur: Es gilt, mobile Arbeitsplätze einzurichten, dafür notfalls neue Hardware anzuschaffen, die erforderliche Bandbreite auszubauen sowie zusätzliche Berechtigungen und Accounts einzurichten. Gerade Unternehmen, die vielleicht noch mit einem Token-Ring-Netzwerk arbeiten oder aufgrund ihrer Arbeitsplatzarchitektur nicht auf das Home-Office vorbereitet waren, kämpfen mit Verteilungsproblemen und brauchen schnellstmöglich komplett digitalisierte Secure-Access-Lösungen. Die Infrastruktur muss modernisiert und auf Skalierbarkeit ausgerichtet werden. Die Möglichkeiten reichen vom Software-defined Datacenter über Hybrid-IT bis hin zu Multi-Cloud-Umgebungen.
- Die Kosten niedrig halten: Bei einem Software-defined Datacenter oder Cloud-Modell hilft die Möglichkeit des schnellen Hoch- und Runterskalieren dabei, Kosten niedrig zu halten. Bei zurückgehenden Umsätzen beziehungsweise Zugriffen muss nur für wirklich in Anspruch genommene IT-Kapazitäten gezahlt werden. Gleichzeitig kann agil auf steigende Anforderungen reagiert und damit die Innovationsfähigkeit gesichert werden.
„Die Covid-19-Krise ist ein Stresstest für IT-Infrastrukturen weltweit. Viele deutsche Unternehmen waren auf eine solche Situation vorbereitet. Viele andere mussten allerdings auf die Schnelle Notmaßnahmen umsetzen und Stück für Stück nachbessern. Die Maßnahmen reichen von der Aufrüstung von Telearbeitsplätzen und der Installation von Kollaborationstools bis hin zur Einrichtung einer sicheren VPN-Verbindung sowie der Anpassung der Breitband-Internetverbindung“, erklärt Sylvia List, General Manager Solutions Go-To-Market bei NTT Ltd. „Im Hauruckverfahren ins Home-Office verlagerte Arbeitsplätze gehen auf Kosten der IT-Sicherheit. Unternehmen, die ihren Mitarbeitern jetzt noch erlauben, über ihr Heimnetzwerk auf Betriebsinterna zuzugreifen, müssen handeln.“
Ein anderes Hindernis beim massenhaften Remote-Arbeiten ist der schleppende Breitbandausbau. Zwar kommen die Netze mit der zusätzlichen Belastung durch Home-Office und Videokonferenzen gut zurecht – vorausgesetzt die Mitarbeiter sitzen in einer Region, in der ein schneller Internetanschluss per Mobilfunk, Kupfer- oder Glasfaserkabel verfügbar ist. „Alle anderen bremst das große Stadt-Land-Gefälle in puncto Telekommunikationsqualität beim Arbeiten im Home-Office aus“, so Sylvia List (im Bild) weiter. „Hier ist die Politik gefordert, trotz immenser finanzieller Belastungen im Rahmen der Pandemie den Ausbau von schnellen Netzinfrastrukturen mit Hochdruck weiter voranzutreiben. Immerhin werden uns die Einschränkungen noch eine ganze Weile beschäftigen – sind allerdings Mitarbeiter in ländlichen Regionen nicht gut angeschlossen, ist das Konzept des Von-Zuhause-aus-Arbeitens nicht realisierbar.“
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