Moderne Ernährungs- und Fitness-Apps versprechen Unterstützung auf dem Weg zu einem gesünderen Lebensstil. Doch eine neue Untersuchung der Flinders University wirft kritische Fragen auf: Könnten diese digitalen Helfer mehr schaden als nützen?
Insbesondere im Zusammenhang mit Essstörungen stehen sie zunehmend in der Kritik.
Potenzielle Risiken durch Fitness- und Ernährungs-Apps
Isabella Anderberg, Doktorandin an der Flinders University, warnt vor den negativen Folgen solcher Anwendungen: „Ernährungs- und Fitness-Apps werden als Hilfsmittel zur Verbesserung der Gesundheit vermarktet, können jedoch auch unbeabsichtigte negative Folgen haben.“ Sie hebt hervor, dass der Druck, die von der App gesetzten Ziele zu erreichen, zu Frustration und Schuldgefühlen führen kann, wenn diese nicht realisierbar erscheinen.
Wissenschaftliche Analyse: 38 Studien im Fokus
Gemeinsam mit Forschungsleiterin Ivanka Prichard hat Anderberg 38 wissenschaftliche Studien ausgewertet. Diese umfassten Themen wie Ernährungs- und Fitness-Apps, Essstörungen, Körperbild und zwanghaftes Fitnesstraining. Die Untersuchungen stammen aus verschiedenen Ländern, darunter die USA, Kanada, das Vereinigte Königreich, Australien, Neuseeland sowie einige europäische Staaten wie Frankreich, Norwegen und die Schweiz.
Die Analyse zeigt, dass Apps sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen. Während sie einerseits Motivation zur Bewegung und Zugang zu wichtigen Gesundheitsinformationen bieten, fördern sie andererseits unrealistische Schönheitsideale und setzen Nutzer unter Druck, bestimmte Diät- oder Fitnessziele zu erreichen. Besonders problematisch ist dabei die potenzielle Verstärkung eines gestörten Essverhaltens.
Junge Erwachsene besonders gefährdet
Laut Anderberg sind insbesondere junge Erwachsene betroffen. „Wir haben festgestellt, dass junge Erwachsene, die Diät- und Fitness-Apps nutzen, im Vergleich zu denen, die sie nicht nutzen, stärkere Symptome von Essstörungen aufweisen. Sie halten verstärkt schädliche oder restriktive Diäten ein und haben von ihrem eigenen Erscheinungsbild eine negative Meinung.“
Gerade Personen, die bereits mit Unsicherheiten bezüglich ihres Körperbildes zu kämpfen haben, könnten durch den Fokus auf Gewichtsverlust und diätetische Einschränkungen noch tiefer in problematische Verhaltensmuster rutschen.
Auch wenn einige Nutzer positive Erfahrungen wie gesteigerte Aufmerksamkeit und Motivation schildern, müssen die psychischen Folgen sorgfältig berücksichtigt werden. „Einige Nutzer berichteten zwar von positiven Erfahrungen wie einer gesteigerten Aufmerksamkeit und Motivation, doch die weiterreichenden Auswirkungen auf die psychische Gesundheit müssen sorgfältig abgewogen werden, insbesondere bei gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie Jugendlichen“, erklärt Anderberg.
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit, ein gesundes Körperbild und ein ausgeglichenes Bewegungsverhalten zu fördern – besonders bei jungen Erwachsenen, die durch den Einfluss digitaler Gesundheitshelfer einer besonderen Herausforderung ausgesetzt sind.