Am 23. Februar wählt Deutschland einen neuen Bundestag. Doch bereits jetzt versuchen verschiedene Interessengruppen, die Wähler zu beeinflussen. Ein besonders gefährlicher Trend: Mit künstlicher Intelligenz (KI) lassen sich Fake News und Deepfake-Videos in nie dagewesener Qualität produzieren.
Der IT-Sicherheitshersteller ESET warnt vor den gravierenden Folgen für die Demokratie.
KI als Waffe im digitalen Wahlkampf
„Gezielte Desinformationskampagnen, von Social Media-Posts bis hin zu täuschend echten Deepfake-Videos, können politische Entscheidungsprozesse massiv beeinflussen“, erklärt Maik Wetzel, IT-Sicherheitsexperte bei ESET. „Durch den Einsatz von KI können sowohl Einzelpersonen als auch organisierte Banden automatisiert Falschinformationen verbreiten. Das reicht von manipulierten Kommentaren bis hin zu künstlich erstellten Videos, die Politiker kompromittieren sollen.“
Blickt man in die USA, wird das Ausmaß des Problems deutlich: 77 Prozent der Wähler stießen dort während des Wahlkampfs auf Deepfakes. 81,5 Prozent zweifelten danach an ihrer politischen Entscheidung, und jeder Dritte revidierte sie sogar.
Wer steckt hinter den Manipulationen?
Häufig sind es ausländische Akteure, insbesondere aus Russland, die gezielt Desinformationen streuen, um Wahlen zu beeinflussen. Ihre Strategien umfassen erfundene Geschichten, persönliche Angriffe auf Politiker und das gezielte Schüren von Angst und Wut. Die Verbreitung erfolgt über soziale Netzwerke, Fake-News-Seiten und manipulierte Artikel.
Ein Beispiel für solche Kampagnen: Der amtierenden Außenministerin Annalena Baerbock wurde auf einer Amtsreise eine Affäre angedichtet – eine Falschmeldung, die von russlandnahen Medien verbreitet wurde, um ihr Ansehen zu schädigen.
Deepfake-Technologie wird immer perfider
Dank KI werden Deepfake-Videos immer realistischer und schwerer zu entlarven. Ein besonders kurioses Beispiel: Ein gefälschtes Video, das AfD-Politikerin Alice Weidel bei der Vereidigung zur Bundeskanzlerin zeigt. Doch nicht nur visuelle Manipulationen sind gefährlich. Auch „klassische“ Fake News, die über gefälschte Accounts mit automatisierten Likes und Kommentaren verstärkt werden, können die öffentliche Meinung massiv beeinflussen.
„Die Herausforderung für die Gesellschaft besteht darin, diese subtilen Manipulationen zu erkennen und kritisch zu hinterfragen“, betont Wetzel.
So entlarven Sie Fake News und Deepfakes
Um sich vor Manipulationen zu schützen, sollten Wähler skeptisch bleiben und folgende Tipps beachten:
- Den Urheber berücksichtigen: Ist der Autor unbekannt oder nicht angegeben, handelt es sich oft um gezielte Desinformation. Neue, anonyme Social-Media-Accounts könnten Fake-Profile sein.
- Andere Quellen prüfen: Wenn eine Nachricht unglaubwürdig erscheint, sollte man seriöse Medien heranziehen. Gibt es keine weiteren Bestätigungen, ist Vorsicht geboten.
- Plausibilität testen: Enthält der Beitrag vertrauenswürdige Quellen? Klingt er mehr nach Meinung als nach einem Nachrichtenartikel? Dann könnte es sich um Fake News handeln.
- Druck widerstehen: Nachrichten, die zum sofortigen Teilen oder Liken auffordern, verfolgen oft unlautere Absichten.
- Details beachten: Deepfake-Videos verraten sich durch unnatürliche Betonung, merkwürdige Aussprache oder falsche Mundbewegungen.
Weitere Tipps hat die Bundesregierung auf ihrer Website zusammengestellt.
In Zeiten von KI und digitaler Manipulation ist kritisches Denken wichtiger denn je. Bleiben Sie wachsam – Ihre Stimme zählt!
Weitere Informationen:
Zusätzliche Informationen dazu, wie KI im Wahlkampf missbraucht wird, finden Sie in unserem Blogpost „Deepfakes im Wahljahr 2024“.
(vp/ESET Deutschland GmbH)