Traben-Trarbach

Wie steht es um den Verkauf des Cyberbunkers?

Hacker

Dieser Bunker hat es in den vergangenen Jahren in Deutschland immer wieder in die Schlagzeilen geschafft: der Cyberbunker in Traben-Trarbach an der Mosel, der im Herbst 2019 als illegales Rechenzentrum für millionenschwere kriminelle Geschäfte im Darknet aufgeflogen war.

In einem der bundesweit größten Prozesse gegen Cybercrime wurden die Betreiber des Bunkers verurteilt. 

Anzeige

Was ist mit der Bunkeranlage heute?

Sie steht über fünf Ebenen noch weitgehend so da wie zum Zeitpunkt des spektakulären Zugriffs. Der Cyberbunker war zunächst von der Generalstaatsanwaltschaft beschlagnahmt worden. Seit September 2023 ist das Land Rheinland-Pfalz Eigentümer des 13 Hektar großen Geländes, zu dem neben dem Bunker auch zwei Gebäude gehören. Und das Land will verkaufen.

Bisher haben sich 36 Kaufinteressenten gemeldet, wie das zuständige Landesamt für Steuern in Koblenz der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Die meisten potenziellen Käufer wollten die Anlage unternehmerisch nutzen, etwa als Datencenter oder für Telekommunikation. Teilweise gebe es aber auch Erwerbsabsichten von kommunaler Seite. Noch seien keine Angebote in einer engeren Auswahl.

«lch wäre heilfroh, wenn da mal was passiert», sagte Stadtbürgermeister Patrice Langer (SPD). Der Zustand der Gebäude und der Außenanlage werde nicht besser. Zudem ziehe die Anlage als «Lost Place» Eindringlinge an. «Der Bunker ist immer im Interesse von den Leuten. Sie wollen da rein», sagte Langer. Sie verschafften sich durch den Zaun Zugang. Es habe auch schon aufgehebelte Türen gegeben. 

Anzeige

Wie oft musste die Polizei kommen?

2024 habe es zwölf Einsätze am Gelände des Cyberbunkers gegeben, teilte Polizeisprecher Uwe Konz in Trier mit. Hierzu zählten «unerwünschte Besuche» möglicherweise im Kontext des «Lost Places», Sachbeschädigungen am Außenzaum, Eindringen in das Gelände sowie versuchte Einbrüche in verschiedenen Gebäuden auf dem Gelände. Vor wenigen Tagen erst war es wegen eines möglichen Einbruchs wieder zu einem Polizeieinsatz gekommen.

Die Stadt ist mit einem Angebot im Rennen. Sie will einen Teil der Anlage haben, wie der Bürgermeister sagte. Und zwar ein Gebäude plus eine Fläche von rund 10.000 Quadratmetern. «Ich möchte den Bauhof der Stadt dorthin verlegen.» Der sei derzeit noch im Stadtteil Wolf und platze aus allen Nähten. Zudem habe er noch die Idee, dass die Verbandsgemeinde einziehen könnte. Das sei aber bisher nur eine Idee.

Grundsätzlich werde eine Veräußerung der ganzen Liegenschaft angestrebt – und zwar an den, der das beste Kaufangebot unterbreite, sagte ein Sprecher des Amtes. Die Höhe des Verkaufspreises ist noch unklar. Es sei ein Wertgutachten in Auftrag gegeben worden, das Ergebnis noch offen. Ziel sei «eine zeitnahe Verwertung der Bunkeranlage», wobei es keine terminliche Zielvorgabe gebe. Der Bunker ist rund 5.500 Quadratmeter groß.

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.

Wie ist der Zustand der Immobilie?

Die ehemaligen Verwaltungsgebäude der Anlage seien sanierungsbedürftig, teilte das Amt weiter mit. Die Kosten für den Unterhalt des Bunkers, samt zugehörigem Areal, hätten sich im vergangenen Jahr auf einen niedrigen sechsstelligen Betrag belaufen. Stadtbürgermeister Langer sagte, beim Flachbau gebe es Probleme mit dem Dach – wegen Wassereinbruchs. 

Früher war in dem unterirdischen Schutzbau, der auf dem Bergrücken Mont Royal oberhalb von Traben-Trarbach liegt, das Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr untergebracht. Aufgearbeitete Daten, unter anderem zum Wetter an den Einsatzorten, gingen dann von dort an die Verbände, auch ins Ausland. Ende 2012 war Schluss mit dem Amt. 

Ende 2013 kaufte der Rädelsführer der Cyberbunker-Bande den alten Bundeswehr-Bunker für 450.000 Euro. Die Bande hatte Hunderte Server betrieben, über die fast 250.000 Straftaten abgewickelt wurden – Drogendeals, Datenhehlerei, Computerangriffe und Falschgeldgeschäfte. 

Wie geht es weiter? 

Das Landesamt für Steuern ist so lange für Pflege und Instandhaltung des Objekts verantwortlich, bis sich ein Käufer oder weiterer Verwendungszweck für die Immobilie findet. Langer hat am 10. Februar einen Vor-Ort-Termin mit Vertretern des Landesamtes und Vertretern aus der Landespolitik. «Ich brauche Rückendeckung aus dem Landtag zur Unterstützung.»

Nach früheren Angaben der Stadt hatte es zuvor bereits Anfragen für die Nutzung des Bunkers gegeben: Sie reichten von einem Käselager über ein Weindepot bis zu einem Bunkerhotel.

dpa

Anzeige

Artikel zu diesem Thema

Weitere Artikel

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.