Inflation, Krieg und die bereits hohen Lagerbestände von Hyperscalern setzen dem Festplattenmarkt im dritten Quartal heftig zu. Das sagen die Marktforscher von Trendfocus und sprechen von einem regelrechten Einbruch, der auf 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr beziffert wird. Neben WD und Toshiba trifft es vor allem Seagate. Die Spitzenposition am HDD-Markt wackelt.
Trendfocus geht davon aus, dass im dritten Quartal des Kalenderjahres rund 39 Millionen Festplatten ausgeliefert werden, was einem Rückgang von 42 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres entspricht und 14 Prozent weniger als im vorangegangenen Quartal. Im Nearline-Bereich beträgt der Verlust 22 Prozent. Die gesamte HDD-Kapazität sinkt im dritten Quartal um elf Prozent auf 284 EByte im Vergleich zum Vorquartal.
Die Ursache für den Rückgang sei eine schwächere Nachfrage von Cloud-Anbietern, die Inflation, der Krieg von Russland gegen die Ukraine sowie Schwierigkeiten in der Lieferkette, sagt Trendfocus in seinem aktuellen »SDAS: HDD Information Service 3CQ22 Quarterly Update«.
Ein Bereich, der sich dem Trend widersetzt, sind Nearline-Festplatten (mit hoher Kapazität), bei denen die Kapazität voraussichtlich unverändert bleibt, da weniger High-Cap-Laufwerkslieferungen durch eine höhere Kapazität pro HDD ausgeglichen werden.
Trendfocus schätzt, dass das geplante Volumen an HDD-Einheiten in Q3 und Q4 in der Größenordnung von 35 Millionen liegen wird, verglichen mit 44,7 Millionen im zweiten und 52,8 Millionen Einheiten im ersten Quartal diesen Jahres. Die Gesamtzahl, der im Jahr 2022 ausgelieferten Festplatteneinheiten könnte, sich bei 170 Millionen Einheiten einpendeln, was einem Rückgang von 34 Prozent gegenüber 2021 entspricht.
Trendfocus geht davon aus, dass die Nachfrage im zweiten Quartal 2023 wieder steigen wird, da Cloud-Käufer derzeit zwar vorhandene Bestände nutzen, die gesamtwirtschaftliche Lage sich aber verbessern könnte. Zudem werde die Kapazität pro Platte durch den Umstieg von 10-Platter-HDDs auf 11-Platter-Technologie gesteigert, was einen Investitionsimpuls durch die Hyperscaler bedeuten könnte.
Rauhe See für Seagate
Bei den Marktanteilen für ausgelieferte Einheiten bleibt Seagate (40,9 Prozent) nur noch knapp vor Western Digital (38,2 Prozent) und Toshiba (20,9 Prozent). Die Kapazitätslieferungen von Seagate gingen im Quartalsvergleich um 24 Prozent auf 118,18 EByte zurück und gaben damit die Spitzenposition bei den Kapazitätsanteilen ab, die das Unternehmen seit 2020 innehatte. Die Stücklieferungen des Unternehmens von 15,71 Millionen HDDs führen die Branche weiterhin an, obwohl sie im Quartalsvergleich um 21 Prozent zurückgingen.
Toshiba meldet dagegen sogar einen Kapazitätsanstieg um drei Prozent auf 37,15 EByte, bei einem moderaten Rückgang der Stückzahlen um drei Prozent. Der Nearline-Markt stieg minimal unter einem Prozent auf 2,1 Millionen Einheiten. Lediglich bei Enterprise-Performance-HDDs war der Rückgang um 25 Prozent signifikanter.
Die Kapazitätslieferungen von Western Digital von 128,80 EByte blieben im Vergleich zum Vorquartal stabil, die Stücklieferungen von 14,67 Millionen sanken um elf Prozent. Die Lieferungen von Nearline-HDD-Einheiten gingen im Quartalsvergleich um 16 Prozent auf 6,13 Millionen Stück zurück, was mit einer Erhöhung der durchschnittlichen Nearline-Kapazität auf 16,9 TByte einher geht. Insgesamt wurden 103,85 EByte (minus 1 Prozent) im Bereich der hochkapazitiven Platten ausgeliefert. Das bedeutet unter dem Strich einen Marktanteil von 38,2 Prozent nach Stückzahlen, und eine ernste Herausforderung für Seagates Spitzenposition am Markt.
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