Nicht nur Kunden von Hyperkonvergenzlösungen mussten bisher in der Regel einen separaten Infrastrukturturm für die Backup-Funktion aufbauen. Nutanix steigt mit Nutanix Mine nun auch in diesen anspruchsvollen Markt ein. Bekanntgegeben wurde dies, mit einigen anderen Storage-News auf der jährlichen weltweiten Kunden- und Partnerkonferenz Nutanix Next. Die Kollegin Ariane Rüdiger war für uns vor Ort.
Die rund 6.500 Kunden und Partner, die zur Jahreskonferenz von Nutanix, Nutanix Next, nach Atlanta gekommen waren, konnten sich unter anderem über Neuigkeiten im Bereich Sekundär-Storage/Backup freuen. Dieses Thema hatte der Anbieter bislang ausgespart. Es ist komplex, schwierig und in der Regel auch teuer.
Nicht nur bei hyperkonvergenten Lösungen klafft zwischen den primären Systemen und deren Datensicherung eine Lücke, die technische Anstrengungen, erhebliche finanzielle Mittel und hohen Integrationsaufwand erfordert. Zudem schrumpfen die Backup-Fenster, während die Datenmengen nach wie vor schnell ansteigen. Mit anderen Worten: Das Thema Datensicherung gehört häufig zu den Sorgenkindern im IT-Bereich. »Eine teure Versicherung« seien die klassischen Backup-Lösungen daher, schreibt Gartner in einer Studie aus dem Jahr 2018.
Links ist eine traditionelle Backup-Infrastruktur zu sehen. Mit Nutanix Mine sollen Backup-Vorgänge durch eine enge Integration in die Hyperkonvergenz-Umgebung vereinfacht werden (Bild: Nutanix).
Mit dem Aufkommen der hybriden Cloud, einer Mischung aus diversen On-Premise- und Public-Cloud-Komponenten, die gemeinsam die IT-Infrastruktur von Organisationen bilden, hat sich diese Herausforderung nicht unbedingt verringert. Denn es ist zwar einfach, Backup-Daten in eine Public Cloud hineinzubekommen, problematisch wird es dann, wenn sie, weil der Ernstfall eintritt und Daten rückgespielt werden müssen, wieder heraus sollen. Dann nämlich fallen meist happige Gebühren an. Und oft genug ist auch nicht ausreichend Bandbreite vorhanden, um das Recovery so flott wie gewünscht abzuwickeln.
Greg Smith: Nutanix: »Primär- und Sekundär-Storage sollten so eng wie möglich miteinander integriert sein« (Bild: Nutanix). Für Anwender wäre es wohl am interessantesten, wenn sie die Sicherung von Daten auf eine Umgebung durchführen könnten, die der Primärumgebung weitestgehend entspricht. »Der Backup sollte am besten komplett integriert mit dem Primärsystem sein und einen nativen Datensicherungsdienst zur Verfügung stellen«, sagt Greg Smith, Vice President Product Marketing bei Nutanix. Je enger und einfacher die Integration mit dem Primärsystem, desto leichter wird es bei Datenverlusten, entsprechende Wiederherstellungsvorgänge durchzuführen.
Backup integriert in Management-Plattform der Hyperkonvergenzlösung
Nutanix Mine, das nun vorgestellt wurde, verschmilzt laut Nutanix nahtlos als Lösung mit dem Acropolis Operating System (AOS). Das funktioniert für Files (Nutanix Files) und Objekte (Nutanix Buckets) sowie Teile der Nutanix Enterprise Cloud Platform.
Mit Nutanix Mine werden auch alle Backup-Vorgänge für diese Datenformate von der einheitlichen Nutanix-Verwaltungskonsole mit Nutanix Prism gesteuert und verwaltet, selbst wenn sie wie häufig an, einem zweiten Standort implementiert sind. Die Verwaltung der Sekundär-Storage sieht für den Admin im Prinzip so aus wie das Management des Primärspeichers. Angezeigt wird beispielsweise der Status der Datenschutzaktivitäten und die dazugehörigen Workflows. Zudem profitiert das Backup automatisch von allen Datenreduzierungs-, Verschlüsselungs- und Tiering-Funktionen, die Nutanix ohnehin als Bestandteile seiner Plattform anbietet.
Schon bei der Auswahl der richtigen Größe für das Backup-System zeigen sich die Vorteile der Integration: Die Dimensionierungsfunktion Nutanix Sizer lässt sich auch auf Nutanix Mine anwenden. Einfacher sollen auch das Deployment und die Konfiguration werden. Schließlich sorgen integrierte Scale-Out-Funktionen dafür, dass Kapazität und Schutzleistung bedarfsgemäß mit der Größe der Primär-Storage wachsen. Durch die Integration über die Nutanix-APIs (Application Programming Interfaces) sollen sich alle Workloads auf Nutanix Mine sichern lassen.
Offenheit als Bauprinzip
Als Hardware-Basis dienen derzeit zwei unterschiedlich große Nutanix-Boxen: Die kleinere basiert auf der Plattform NX-1465-G6. Sie hat zwei Intel Skylake-Prozessoren. Der Kunde kann zwischen Modellen mit acht oder zehn Knoten pro CPU wählen. Als Storage stehen ein SSD-Laufwerk mit maximal 1,92 GByte, zwei Festplatten und zwei M.2-Boot-Laufwerke bereit. Die maximale Kapazität des Arbeitsspeichers liegt hier bei 512 GByte. Die Netzwerkanbindung erfolgt über 10-Gbit-Ethernet. Die größere Lösung basiert auf der neuen Plattform NX-8235-G6 mit erheblich mehr Storage.
Außerdem stehen, wie beim Software-Anbieter Nutanix üblich, demnächst weitere, von dem Hersteller zertifizierte Plattformen der inzwischen zahlreichen OEM-Anbieter zur Verfügung. Auf OEM-Basis arbeitet Nutanix mit einer hohen Anzahl an weit verbreiteten Hardware-Markenherstellern zusammen. Neu ist die Kooperation mit HPE, dessen Systeme derzeit vor dem Abschluss der Nutanix-Zertifizierung stehen.
Nicht nur hinsichtlich der Hardware haben Kunden eine große Auswahl: »Wir sind ein offenes System und wollen den Kunden nicht vorschreiben, welche Backup-Lösungen sie nutzen sollen«, betont Smith. Daher unterstützt Nutanix die gängigsten Backup-Lösungen. Kunden sollen hinsichtlich der Software-Funktionen beim Backup so weiterarbeiten können, wie sie es bisher gewohnt sind. Unterstützt werden etwa Commvault, Unitrends und Veritas.
Als schlüsselfertige Lösung ist ab der zweiten Jahreshälfte Nutanix Mine mit Veeam erhältlich. Dieses Produkt wird inklusive der Backup-Software von Nutanix vertrieben. Eine Standardmenge an Veeam-Lizenzen ist hier bereits im Lieferumfang enthalten. Ein neu entwickeltes Dashboard zeigt wichtige Statusinformationen sowohl der Nutanix- als auch der Veeam-Umgebung.
Ebenfalls eine schlüsselfertige Lösung für Nutanix Mine wird voraussichtlich ab dem dritten Quartal 2019 mit der Backup-Software von Hycu verfügbar sein. Sie besteht aus einer kompletten Plattform für Primär- und Sekundär-Storage in der Private-Cloud. Die hier verwendete Hycu-Version ist für die Arbeit auf der Nutanix-Mine-Plattform optimiert.
Neuigkeiten bei DR, VDI und Multi-Cloud-Security
Auch beim Thema Disaster-Recovery (DR) gab es in Atlanta Neuigkeiten: Nutanix’ DR-Service Xi Leap ist in wenigen Monaten in Deutschland, Japan und Italien verfügbar. In Italien wird Nutanix hierfür mit Sparkle kooperieren, der Dienstleistungstochterfirma von Telecom Italia.
Außerdem lassen sich nun auch Workloads in Xi Leap einbeziehen, die in privaten Nutanix-Clouds mit VMware ESXi ausgeführt werden. Durch das richtlinienbasierte DR-Management von Xi Leap sollen sich auch virtuelle Maschinen in hybriden Cloud-Umgebungen erheblich schneller wiederherstellen lassen.
Xi Beam, eine als SaaS (Software as a Service) vertriebene Cloud-Governance-Lösung, wird um ein Modul für die Sicherstellung von Security-Compliance erweitert. Es stellt in Echtzeit fest, ob eine Cloud-Infrastruktur Sicherheitslücken hat und gibt Empfehlungen zu ihrer Behebung. Wichtig ist dies besonders in Multicloud-Umgebungen, wo Workloads zwischen verschiedenen öffentlichen und privaten Clouds zu Sicherungs- oder anderen Zwecken bewegt werden. Denn die Sicherheit, für die der Betreiber der Workloads zumindest mitverantwortlich ist, sollen solche Migrationen keinesfalls beeinträchtigen.
Auch wenn dies kein spezielles Storage-Thema ist, sei noch kurz erwähnt, dass Nutanix seine VDI-Lösung Nutanix Xi Frame mit dem aktuellen Update nun auch für den Nutanix Acropolis Hypervisor (AHV) bereitstellt. Desktops können also auch von der Nutanix-Plattform in der Private-Cloud aus bereitgestellt werden, und zwar gleichzeitig von mehreren (privaten oder öffentlichen) Clouds aus. Dabei erfolgt das Management über eine gemeinsame Konsole. Bisher mussten die Desktops für die Bereitstellung über Nutanix Xi Frame in den Clouds der Hyperscaler liegen.