Auf der Europakonferenz des Hyperkonvergenz-Weltmarktführers Nutanix kündigte der Hersteller mehrere neue Storage-Services an. Bislang noch nicht im Portfolio sind allerdings eigene Lösungen für Backup und Recovery. Allerdings springen dem Hersteller einige namhafte Firmen bei. Nutanix »Prism 5.5« kommt zudem mit Echtzeit-Replikation.
Nutanix-CEO Dheeraj Pandey: »Es geht beim Edge-Computing vor allem um Datenmanagement« (Bild: Ariane Rüdiger).Auf der diesjährigen Europakonferenz von Nutanix, Next2017, gab es eine ganze Reihe Ankündigungen. Auf der begleitenden Ausstellung mit um die dreißig teilnehmenden Unternehmen war eine Branche ganz besonders gut vertreten: die Anbieter von Backup- und Restore-Lösungen, etwa Commvault, Comtrade, Drupa, Rubrik, Unitrends, Veeam und Veritas.
Veeam kündigte auf der Veranstaltung eine eigene, neue Lösung für Nutanix an. Wichtigste Eigenschaften: VMs und zu ihnen gehörende Daten lassen sich mit einem Mausklick wiederaufbauen. Objekte, Dateien und andere Applikationsbestandteile aus Microsoft SQL, AD, Exchange, SharePoint und Oracle können ohne Agenten, granular und sofort wiederhergestellt werden. Kunden können virtuelle Labs mit der Software aufbauen, um Abläufe im Vorhinein zu testen. Die Software läuft in einer virtuellen Maschine auf dem Nutanix-Hypervisor.
Mindestens zwei weitere Hersteller betrachten ihre schon länger am Markt befindlichen Lösungen als ganz besonders gut an Nutanix angepasst: Rubrik, wo wie bei Nutanix auch ein ehemaliger Google-Mitarbeiter zu den Gründern zählt. Rubriks Lösung gibt es als Software und Appliance. Sie ist wie die Architektur von Nutanix selbst in mehr oder weniger gleiche Blocks, sogenannte Bricks, aufgeteilt. Gesichert werden auf diesen, vorerst lediglich, virtuellen Maschinen, keine Container. Eine Master-Maschine ist nicht erforderlich. Jeder Knoten ist gleichberechtigt. Einsetzbare Hardware für die reine Software-Version kommt von Dell EMC, HP UCS, Lenovo oder Supermicro. Einsatzfeld sind Umgebungen mit Hunderten von virtuellen Maschinen. Derzeit unterstützt Rubrik die großen Hyperscaler Amazon, Azure und Google es sollen aber immer mehr Plattformen folgen, beispielsweise IBM AIX.
Comtrade-Backup dockt an Nutanix-OS Acropolis an
Comtrade, bereits 20 Jahre auf dem Backup-Markt aktiv und Lieferant eines variantenreichen Lösungsprogramms, hat mit Hycu nun eine Lösung exklusiv für Nutanix-Umgebungen produziert. Sie entdeckt selbsttätig die vorhandenen Applikationen, auch wenn sie auf mehrere VMs verteilt sind, soll nahtlos mit dem Nutanix-Betriebssystem Acropolis zusammenarbeiten und die neu in Prism 5.5 integrierte Block-Tracking-Funktion unterstützen, aus der zukünftig auch andere Anbieter Nutzen ziehen werden. Zudem ermöglicht Nutanix ab Version 5.5 von Prism auch, einzelne Files aus virtuellen Maschinen ohne eigenen Agenten auf der entsprechenden VM wiederherzustellen.
Andere, etwa der Disaster-Recovery-Experte Zerto oder die Anbieter von an Nutanix anschließbarer Object Storage wie Cloudian, waren zwar vertreten, hatten aber auf der Veranstaltung eher weniger zu lachen. Denn Nutanix kündigte hier eigene Lösungen an, die den von Nutanix ausgehenden Bedarf in dieser Richtung eher nach unten korrigieren dürften.
Xi Cloud Services in Zusammenarbeit mit Google
Mit Xi Cloud Services ist ein erstes Ergebnis der auf der Nutanix-Weltkonferenz im Sommer verkündeten Zusammenarbeit mit Google zustande gekommen. Xi Cloud Services bieten Disaster-Recovery auf Knopfdruck auf Google-Storage. Dabei wird eine nahtlose, sichere Netzverbindung zum betroffenen Rechenzentrum aufgebaut. Anwender definieren über ein Bildschirmformular zunächst eine Schutzregel und anschließend einen Recovery-Plan, der beschreibt, in welcher Reihenfolge die wiederherstellungsbedürftigen Maschinen wieder zum Laufen gebracht werden. Ein Runbook enthält dabei jeden einzelnen Schritt und wird vom System in ein Skript umgesetzt. Schließlich definiert man Recovery-Points. Fürs Login in den Dienst verwenden Anwender die Nutanix-Credentials.
Der Service läuft mit Nutanix-Software und unter Nutanix-Kontrolle in den Rechenzentren der Provider, zunächst bei Google (Xi powered by Google), allerdings vorläufig nur in den USA. Weitere Versionen sind zunächst für AWS und Azure geplant. Auch weitere große Kollokateure und Provider wie Equinix sollen zum Zuge kommen, in Deutschland befasst sich gerüchteweise T-Systems mit dem Thema. Dazu passend wird es demnächst einen Object-Store-Service mit der weit verbreiteten S3-Schnittstelle geben, der ebenfalls in der Public-Cloud liegen soll.
Nutanix Prism 5.5 mit Echtzeit-Replikation
In Version 5.5 des Infrastruktur-Managementsystems Prism integriert Nutanix ebenfalls eine Reihe neuer Funktionen. Ein Beispiel ist die echtzeitnahe Replikation. Sie hat gegenüber zeitversetzten Varianten den Vorteil, das Risiko von Diskrepanzen zwischen Original und Recovery-Version weitgehend zu vermeiden, ist aber erheblich kostengünstiger als stilechte synchrone Replikation. Für die neue Funktion werden zunächst zwei vollständige Snaps in kurzem Abstand geschossen. Anschließend folgen nur noch Deltas in vom Anwender definierten Abständen, um den Daten-Overhead zu minimieren. Wegen der schnellen Abfolge der Snaps ähnelt das Ganze hinsichtlich der Genauigkeit eher Mechanismen, wie sie bei der Continuous Data Protection im Einsatz sind.
Software-Alternative zu automatisierter Hardware-Verschlüsselung
Während bisher Verschlüsselung ruhender Daten nur funktionierte, wenn selbstverschlüsselnde Festplatten implementiert wurden, ist ab Version 5.5 eine Software für diese Aufgabe in Nutanix HCI integriert. Die biete allerdings, so wandten einige Storage-Spezialisten auf der Ausstellung ein, nicht dieselbe Sicherheit wie die automatisierte Hardware-Verschlüsselung – schließlich könne man die verschlüsselten Laufwerke entwenden und anderswo in ein gleich konfiguriertes Nutanix-System einsetzen. Viele Anwender werden trotzdem froh sein, die teuren, automatisch verschlüsselnden Platten nicht mehr unbedingt kaufen zu müssen.
Datenmanagement in Edge-Core-Infrastrukturen
In Zukunft will Nutanix seine Aktivitäten auch auf das Edge ausdehnen, etwa auf IoT-Systeme in Schiffen, Flugzeugen, Ölbohrplattformen oder Fabriken. Dann sollen Nachrichten und einige Daten über eine einheitliche Middleware-Schicht vom Edge zum Core fließen, während Metadaten zum Edge zurückkommen, um dort in aktuelle eventbasierende Entscheidungen einzufließen. »Während normalerweise das Management der Business-Logik die anspruchsvollste Aufgabe ist, geht es bei Edge-Core-Infrastrukturen mit weit verteilten Applikationen vor allem um Datenmanagement«, erklärt Nutanix-Gründer und CEO Dheeraj Pandey.
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