Die Software- und IT-Berater von Flexera legen die Ergebnisse zweier Unternehmensbefragungen vor. Beleuchtet werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den IT-Markt. Demnach ist bei 48 Prozent der Befragten die Bereitschaft, in die Cloud zu wechseln, gestiegen. 90 Prozent gehen davon aus, dass das geplante IT-Jahresbudget für die Cloud-Nutzung angetrieben von Covid-19 überstiegen wird.
Jährliche Ausgaben für die Public-Cloud (Quelle: Flexera)Rund 750 Unternehmen weltweit haben Fragen zur aktuellen Cloud-Nutzung, damit verbundene Pläne und das Ausgaben-Management beantwortet. Gestellt wurden sie von Flexera, einem US-Anbieter für Software-Lizenzierung, IT-Security und Installation, um die Langzeiteffekte der Covid-19-Pandemie auf Cloud-Initiativen und Investitionen zu beleuchten.
Laut dem »2021 State of Tech Spend Report« entfielen im Durchschnitt 7,5 Prozent des Unternehmensumsatzes auf die IT-Ausgaben. Dabei habe Covid-19 insbesondere in Sachen Cloud einen deutlichen Fußabdruck hinterlassen.
Corona treibt Unternehmen in die Cloud
Bei der Hälfte der befragten Unternehmen stiegen auf Grund der Corona-Pandemie die Ausgaben für SaaS (57 Prozent), für die Public-Cloud (49 Prozent) und für die Anschaffung von mobilen Geräten (45 Prozent). Die Kosten für On-Premises-Software hingegen fielen um ganze 36 Prozent. 2021, so Flexera, stünden neben SaaS und Public-Cloud auch Investitionen in die Automatisierung (73 Prozent) sowie KI und Machine-Learning (64 Prozent) an.
»Der Druck auf Unternehmen ist tatsächlich enorm«, sagt Jim Ryan, Präsident und CEO von Flexera. »Auf der einen Seite soll die digitale Transformation weiter vorangetrieben und die Wettbewerbsfähigkeit gesichert werden. Auf der anderen Seite heißt es, Kosten sparen. Die Jagd nach Innovationen beflügelt das Wachstum der Cloud. Doch dieses rapide Wachstum ist nicht immer nachhaltig und kann zu einer zu einseitigen Sicht auf IT-Ausgaben führen.« Ryan betont, dass Unternehmen umfassende Kostentransparenz benötigen, um den Return on Invest (ROI) nachhaltig zu bewerten.
Digitale Transformation auf europäischen Agenden
Laut der Umfrage erwarten 86 Prozent der Unternehmen, dass sich das Tempo der digitalen Transformation weiter beschleunigt. Europa geht dabei von einem sehr deutlichen Anstieg aus (51 Prozent) im Vergleich zu Nordamerika (35 Prozent). Als Folge der Corona-Pandemie ist bei 48 Prozent der Befragten die Bereitschaft in die Cloud zu wechseln gestiegen. Die Ausgaben für die Cloud (30 Prozent) übersteigen die Ausgaben für On-Premises (24 Prozent). Infrastructure-as-a-Service (IaaS) und Platform-as-a-Service (PaaS) machen davon 20 Prozent aus. Software-as-a-Service (SaaS) kommt auf zehn Prozent der Cloud-Ausgaben.
Im Zuge ihrer Cloud-Migration, planen 55 Prozent der Befragten die Zahl der Rechenzentren im nächsten Jahr zu reduzieren. Ganze sieben Prozent haben vor, ihre Rechenzentren vollständig aufzugeben. Nur 14 Prozent gaben an, die Zahl ihrer Rechenzentren zu erhöhen.
Multiple Cloud-Nutzung fast Standard
Weitere Details will Flexera mit dem »2021 State of the Cloud Report« anbieten. Demnach gehen 90 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass die Cloud-Nutzung angetrieben von COVID-19 auch in diesem Jahr das geplante IT-Budget übersteigen wird. In den nächsten zwölf Monaten sollen 55 Prozent aller Workloads in der Cloud ausgeführt werden. Das spiegelt sich auch in der Erwartungshaltung der Mitarbeiter wider. 59 Prozent der Cloud-Anwender sehen in der Optimierung und kontinuierlichen Migration von Workloads eine der wichtigsten Aufgabe von Unternehmen.
Einen entsprechend hohen Stellenwert erfahren daher Cloud-Initiativen, mit denen IT-Verantwortliche die Kosten für die Cloud besser kontrollieren können. Für 61 Prozent hat die Optimierung der Cloud-Ausgaben in diesem Jahr oberste Priorität.
Cloud ist (k)ein Wundermittel
»Die Cloud ist kein Wundermittel, das alle Probleme automatisch löst«, kommentiert Jim Ryan diese Cloud-spezifischen Befunde. »Bei der Geschwindigkeit, mit der sich Unternehmen derzeit in Richtung digitale Transformation bewegen, wird es wichtig, die Cloud fortwährend auf ihren unternehmerischen Mehrwert zu prüfen. Die Prioritäten und Herausforderungen haben sich seit dem letzten Jahr verschoben. Es geht darum, praktische Lösungen zu finden, um die Cloud-Sicherheit zu managen und IT-Ausgaben zu optimieren.«
Der ausführliche Report belegt weiter, dass 92 Prozent der befragten Unternehmen mehr als einen Cloud-Anbieter. Auch die Kombination aus Public- und Private-Clouds (Hybrid-Cloud) gehört mit 80 Prozent (2020: 87%) zur Best Practice von Unternehmen. Allerdings hat sich die Anzahl der Clouds im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Statt jeweils zwei Clouds im Vorjahr kommen nun durchschnittlich pro Unternehmen rund drei Public-Cloud sowie drei Private-Cloud zum Einsatz.
Trend&Friend-as-a-Service
Fast ein Drittel der befragten Unternehmen (31 Prozent) gibt pro Jahr mehr als zwölf Millionen US-Dollar für die Public-Cloud aus. Zu den drei führenden Cloud-Anbietern gehören wenig überraschend Amazon Web Service AWS (77 Prozent), Microsoft Azure (73 Prozent) und Google Cloud (47 Prozent). Google verzeichnete dabei erneut das größte Wachstum im Vergleich zu 35 Prozent im Vorjahr und 19 Prozent Marktanteil 2019.
Auch PaaS bleibt auf Wachstumskurs. Zu den am häufigsten genutzten Dienste gehören Data-Warehouse (54 Prozent), Datenbank als Service (DBaaS) (50 Prozent) sowie Container-as-a-Service (45 Prozent). Sie sollen für eine schnelle Bereitstellung, flexible Skalierung und höhere Effizienz der ausgeführten Workloads sorgen. Viel Potential versprechen zudem Services rund um Machine Learning und künstliche Intelligenz (46 Prozent), Disaster-Recovery-as-a-Service (DRaaS) (45 Prozent) und Edge Services (43 Prozent).
Cloud: Sicherheit und Kosten bereiten Kopfzerbrechen
75 Prozent der Unternehmen verfügen bereits über ein eigenes Cloud-Teams oder ein »Center of Excellence«, das vor allem für die Nutzung von Cloud, IaaS und PaaS sowie die IT-Ausgaben verantwortlich ist. Die größten Herausforderungen für Unternehmen bleiben mit 81 Prozent das Thema Sicherheit, dicht gefolgt von Cloud-Ausgabenmanagement (79 Prozent) und Governance (75 Prozent). Noch immer fehlt den meisten Unternehmen der transparente Einblick in ihre IT-Assets, was insbesondere bei der Cloud-Migration Probleme bereite. Hier werden die (Applikations-)Abhängigkeit (51 Prozent), die technische Machbarkeitsprüfung (48 Prozent) und der Kostenvergleich von Cloud und On-Premises (44 Prozent) moniert.