Data-Act: Daten werden zum Kernelement der Unternehmensstrategie

Data-Act: Daten werden zum Kernelement der Unternehmensstrategie
Bild: Hewlett Packard Enterprise

Der Data-Act hat Potenzial. Zumindest sieht dies die Mehrheit der Industrie-Unternehmen in Deutschland so. Laut YouGov- und HPE-Umfrage soll mit den Produktdaten Abläufe optimiert und automatisiert werden. Noch gilt es aber den Daten-Reifegrad zu verbessern, inklusive Herausfiltern und Schutz vertraulicher Informationen bei der Datenbereitstellung.

Eine aktuelle Umfrage von YouGov und Hewlett Packard Enterprise (HPE) zeigt, dass zwei Drittel der deutschen Industrieunternehmen den Data-Act als Chance wahrnehmen. Überraschenderweise bereiten sich bereits 43 Prozent der Befragten aktiv auf das Gesetz vor. Dies steht im Kontrast zu den kritischen Stimmen der Branchenverbände.

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Stefan Brock, Enterprise Architecture und ICT Operations Manager bei HPE, erläutert: »Das Ziel des Data-Act besteht darin, die europäische Datenwirtschaft zu stärken, indem Hersteller vernetzter Produkte und Dienste dazu verpflichtet werden, die durch die Nutzung ihrer Produkte in der EU generierten Daten den Nutzern zugänglich zu machen.« Nutzer, ob Privatpersonen oder Unternehmen, dürfen diese Daten auch an Dritte weitergeben, um deren Verwertung zu ermöglichen.

Dies soll eine große Menge an bisher von den Herstellern kontrollierten Produktdaten für die Datenwirtschaft zugänglich machen. Die Europäische Kommission schätzt, dass das neue Gesetz bis 2028 ein zusätzliches EU-Bruttoinlandsprodukt von 270 Milliarden Euro generieren und Einsparungen von zehn bis 20 Prozent in den Bereichen Verkehr, Gebäude und Industrie durch Echtzeitanalyse ermöglichen wird.

Prozesse und Geschäftsmodelle verbessern

Stefan Brock, HPE
Stefan Brock, HPE

Die meisten Befragten (59%) sehen dabei das Potenzial, mit den Produktdaten ihre Abläufe zu optimieren und zu automatisieren. Standen bisher beispielsweise die Nutzungsdaten von Produktionsmaschinen nur den jeweiligen Besitzern zur Verfügung, sollen sich künftig Maschinendaten von mehreren Herstellern frei miteinander vernetzen können. Damit sollen sich Produktionsprozesse optimieren lassen, unter anderem mittels eines digitalen Zwillings der Produktion, oder um ein Closed-loop Manufacturing umzusetzen.

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»Das am zweithäufigsten (39%) genannte Einsatzgebiet der Produktdaten ist das Training künstlicher Intelligenz (KI)«, sagt Brock. Eine Mehrheit sehe aktuell in dem Mangel an Daten in ausreichender Quantität, Qualität und Vielfalt eine der größten Barrieren für den erfolgreichen Einsatz von KI (46% Zustimmung, 45% teilweise Zustimmung). Der Data-Act soll hier helfen, neue Datenquellen zu erschließen. Gleichzeitig besteht die Hoffnung, die Zusammenarbeit in der Lieferkette zu optimieren (39%) sowie der Aufbau datengetriebener Geschäftsmodelle (33%).

Die Optimierung und Automatisierung von Prozessen, werden als Vorteile des Data-Act gesehen. (Quelle: HPE)
Die Optimierung und Automatisierung von Prozessen, werden als Vorteile des Data-Act gesehen. (Quelle: HPE)

Kritik am Data-Act

Branchenverbände und CEOs großer Konzerne äußern Bedenken gegenüber dem Data-Act. Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, kritisiert: »Der Data-Act bleibt hinter den möglichen Potenzialen zur Stärkung der europäischen Wirtschaft im globalen Wettbewerb zurück, da die Lieferanten von Komponenten nicht ausreichend berücksichtigt werden.«

Bitkom-Präsident Achim Berg ergänzt: »Der Data-Act könnte Unternehmen dazu zwingen, Geschäftsgeheimnisse zu teilen, was besonders in weniger freundlich gesinnten Ländern problematisch ist. Geschäftskritische Daten müssen weiterhin geschützt bleiben.«

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Herausforderungen und Daten-Reifegrad

Die größte Herausforderung für die Unternehmen besteht darin, vertrauliche und personenbezogene Daten bei der Bereitstellung zu schützen (41 Prozent). Zudem befürchten 36 Prozent der Befragten, dass die Herausgabe von Nutzungsdaten Reverse-Engineering ermöglichen könnte. Stefan Brock von HPE betont die Notwendigkeit, Kompetenzen in den Bereichen Datenstrategie, -governance, -sicherheit und -technologie zu entwickeln. HPE verwendet ein Daten-Reifegradmodell, um die Fähigkeiten eines Unternehmens im Umgang mit Daten zu bewerten. Die befragten Unternehmen erreichen im Durchschnitt einen Reifegrad von 2,6, was der Stufe »Daten-Reporting« entspricht. Eine Datenstrategie ist nur bei sechs Prozent der Befragten Teil der Unternehmensstrategie.

Das Herausfiltern bzw. der Schutz von vertraulichen und personenbezogenen Daten bei der Datenbereitstellung wird als größte Herausforderungen gesehen. (Quelle: HPE)
Das Herausfiltern bzw. der Schutz von vertraulichen und personenbezogenen Daten bei der Datenbereitstellung wird als größte Herausforderungen gesehen. (Quelle: HPE)

Fokus auf hybride Cloud

Der Data-Act beeinflusst auch den Wettbewerb im Cloud-Markt. Cloud-Anbieter sollen ihren Kunden den Wechsel zu anderen Plattformen erleichtern und Wechselentgelte abbauen. Dies soll zu einer größeren Wechselbereitschaft und Vielfalt in den Cloud-Umgebungen führen. Nur 16 Prozent der Befragten planen keine Veränderungen ihrer Cloud-Strategie. Die Mehrheit (46 Prozent) strebt eine hybride Cloud-Strategie an, die mehrere Cloud-Plattformen mit der eigenen IT-Umgebung kombiniert.

Marc Fischer, Vorsitzender der Geschäftsführung bei HPE Deutschland, resümiert: »Der Data-Act könnte Europa zur führenden Region für die industrielle Datenwirtschaft machen. Unsere Umfrage zeigt, dass die Industrie das Potenzial erkannt hat. Um dieses Potenzial zu nutzen, muss die Datenwertschöpfung zentraler Bestandteil der Geschäftsstrategie werden. Dies erfordert eine umfassende Transformation.«

Weiterführende Links:

Karl Fröhlich, speicherguide.de

Karl

Fröhlich

Chefredakteur

speicherguide.de

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