Zuhause nutzen viele KIs wie Alexa und Siri ganz selbstverständlich. Im Film sprechen die Akteure schon längst mit ihrem Computer und lassen sie komplexe Operationen ausführen. Wann wird dies auch im Rechenzentrum möglich sein? Wir sprachen darüber mit Christoph Spitzer, Senior Systems Engineer bei Tintri.
Als Konsumenten nutzen wir Sprachassistenten jeden Tag. Noch nicht ganz so, wie bei Star Trek oder Iron Man, aber mit jeder Spracheingabe lernen die auf Künstlicher Intelligenz (KI) aufgebauten Sprachassistenten hinzu. IT-Manager fragen sich zurecht, ob und wann es möglich sein kann, Teile des Rechenzentrums mit Alexa, Cortana und Siri zu verwalten. Wir sprachen mit Christoph Spitzer, Senior Systems Engineer bei Tintri, darüber, wie dies auf Speicherebene geschehen kann.
Tony Stark hat den allwissenden JARVIS. Unsereins kämpft leider noch mit Alexa, Siri und Cortana, um einfachste Befehle per Sprache zu übermitteln. Und mit diesen Assistenten soll schon bald die Verwaltung des Rechenzentrums möglich sein?
Christoph Spitzer, TintriSpitzer: Sicher, die Unternehmens-IT ist im Normalfall zu kompliziert, um mit einem einfachen Sprachbefehl gesteuert zu werden. Aber das ist ja auch ein Teil des Problems der heutigen IT: Sie ist einfach zu komplex und dadurch schwierig zu verwalten, egal wie man das macht. Wenn man die Wurzel des Übels beseitigt, also die Komplexität, dann könnten auch heutige Sprachassistenten schon einiges erledigen. Grundlage dafür ist neben der Vereinfachung auch die Automatisierung der IT.
Die IT vereinfachen ist ein heres Ziel, das viel Hersteller propagieren. Wie wollen Sie bei Tintri dies erreichen?
Spitzer: Die Vereinfachung der Unternehmens-IT ist ja nicht nur für IT-Admins wünschenswert. In modernen Unternehmen kommt es auf Geschwindigkeit an und der Druck, der auf der IT lastet, schnell reagieren zu können, ist enorm. Sei es bei der Fehlerbehebung oder bei der Bereitstellung neuer Dienste. Unsere Plattform ist nicht nur einfach Speicher, sondern VM-zentrischer Speicher, der von Grund auf für virtualisierte und Cloud-native Workloads entwickelt wurde. Dadurch lässt sich jede einzelne VM überwachen, isolieren und optimal verwalten. Und bietet so die Möglichkeit einzelne Workloads zu automatisieren. All dies ist mit veralteten Speicherkonzepten, die noch auf LUNs und Volumes aufbauen, unmöglich.
Und so vereinfacht kann man dann seinen Speicher mit Alexa verwalten?
Spitzer: Zum Beispiel. Oder auch mit Siri, Cortana oder mit einem Slack-Chatbot. Man könnte also einfach sagen: »Alexa, starte 50 Test-VMs auf Produktion 1« oder über Slack auf dem Handy die Nachricht schreiben »Status des Rechenzentrums prüfen«. Prädestiniert sind Aufgaben, die sich ständig wiederholen, wie die Bereitstellung oder Entfernung von Ressourcen. Je schneller und flexibler dies geschieht, desto besser. Und über Assistenten geht das schnell und einfach, was auch noch den Weg ebnet, Teile der Infrastruktur von Nicht-Profis verwalten zu können.
Und das ist mit heutiger Technologie bereits möglich?
Spitzer: Im Prinzip ja. Auf der einen Seite wird die künstliche Intelligenz mit jeder einzelnen Anfrage immer schlauer. Auf der anderen Seite werden Infrastrukturen immer mehr auf Virtualisierung und Cloud ausgerichtet, was eine der Grundvoraussetzungen ist.
Wie jedoch funktioniert das auf technologischer Ebene?
Spitzer: Voraussetzung ist eine Architektur, die ein Paket von REST-APIs beinhaltet über dessen Schnittstelle Aufgaben automatisiert und orchestriert werden können. Hersteller von Virtualisierungs- und Cloud-Plattformen können beispielsweise das Amazon-Software-Entwicklungskit nutzen, um ihre Dienste mit Funktionen in AWS kommunizieren zu lassen und über die APIs mit Aktionen im eigenen Rechenzentrum zu koppeln. Genauso funktioniert es auch mit Slack, dessen KI im Gegensatz zu Amazons Alexa über seine API keine Sprachkommandos, sondern Textnachrichten erkennt.
Das klingt erstmal nicht allzu kompliziert. Wo ist der Haken?
Spitzer: Sicher werden viele Hersteller mit einer möglichen KI-Integration werben. Wer daran denkt, KI zu nutzen, sollte allerdings genau prüfen ob eine Plattform dafür technisch wirklich geeignet ist.
Sonst könnte der an sich einfache Befehl 50 VMs als Test bereitzustellen zu einer langfristigen Konversation mit Alexa führen, während der man Fragen über LUN-Merkmale, Queue-Depths und andere Einstellungen herunterrattern muss. Das würde mit dem heutigen Stand der KI-Technik natürlich nicht funktionieren. Um KI realistisch zu nutzen, muss zuerst die Komplexität der Aufgabe vereinfacht oder abstrahiert werden, um im nächsten Schritt die folgenden Aktionen zu einem sehr hohen Grad zu automatisieren.
So könnte in Zukunft ja fast jeder Laie Teile der IT verwalten?
Spitzer: Zu einem gewissen Grad, ja. Aber eben auch nur bis zu einer Grenze, die die IT bestimmen kann. Die IT wird man also weiterhin benötigen. Die Arbeit könnte hiermit allerdings viel einfacher und weniger monoton werden.
Irgendwie muss ich jetzt an Lt. Commander Geordi La Forge denken: »Computer! Eine Ebene-3-Diagnose durchführen.« Das wäre schon cool, dauert aber noch. Vor allem ist aus meiner Sicht, eine KI wie Alexa oder Cortana im Rechenzentrum indiskutabel. Schon aus Sicherheitsgründen müssten die Betriebe ihre KI selbst ausbilden.