Umfrage

Zwei von drei Unternehmen importieren Halbleiter

Ob Autos, Smartphones oder Spielekonsolen: Computer-Chips finden sich in immer mehr Alltagsgegenständen und aktuell übersteigt die Nachfrage nach Halbleitern das Angebot bei weitem.

Zwei von drei deutschen Unternehmen (66 Prozent) importieren digitale Bauteile und Hardware-Komponenten wie Chips, Sensoren oder Prozessoren. Je größer die Unternehmen, desto wichtiger sind die Importe. Bei den Unternehmen ab 500 Beschäftigten importieren 83 Prozent solche digitalen Bauteile. Hardware-Komponenten sind quer durch alle Branchen gefragt. Besonders hoch ist die Nachfrage in der Chemie- und Pharmaindustrie (72 Prozent) sowie in der Finanzbranche (71 Prozent). Auch im Handel (62 Prozent) sowie in der Automobilindustrie und im Maschinen- und Anlagenbau (je 61 Prozent) ist die Mehrheit der Unternehmen betroffen. Das sind Ergebnisse einer Studie zum Thema Digitale Souveränität im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Dafür wurden mehr als 1.100 Unternehmen aller Branchen ab 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern repräsentativ befragt. „Mikroelektronik ist eine Schlüsseltechnologie im digitalen Zeitalter und Halbleiter sind die Basis für fast alle künftigen digitalen Technologien. Die aktuellen Lieferengpässen sind ein Anlass, einseitige Abhängigkeiten zu hinterfragen und die Ausgangsposition im globalen Wettbewerb um digitale Technologien zu verbessern“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.

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Corona-Nachfrageschub fiel mit angespannten Lieferketten zusammen

Die Gründe für die aktuellen Lieferengpässe bei mikroelektronischen Bauteilen sind vielschichtig. Berg: „Der Corona-bedingte Digitalisierungsschub in allen Lebensbereichen hat zu einer verstärkten Nachfrage nach Halbleitern geführt. Bereits 2020 war die Nachfrage in Bereichen wie Mobilfunk, Kommunikations- und Dateninfrastruktur, Computing oder Home Entertainment stark angestiegen.“ Zudem hätten sich andere Märkte deutlich schneller erholt, als noch im vergangenen Sommer erwartet wurde. „So traf der Corona-bedingte Nachfrageschub mit angespannten Lieferketten zusammen. Geopolitische Konflikte haben die Situation weiter zugespitzt“, sagt Berg. Insgesamt hat sich mit der Corona-Krise das digitale Ungleichgewicht nach Einschätzung der Unternehmen weiter verschärft. Drei von vier (74 Prozent) sehen durch die Corona-Pandemie verschärfte internationale Ungleichheiten im Wettbewerb um digitale Technologien. Vier von zehn (41 Prozent) gehen sogar davon aus, dass der technologische Vorsprung anderer Länder für Deutschland nicht mehr aufzuholen ist. Berg: „In den vergangenen Jahrzehnten haben wir in einigen Bereichen an Boden verloren, aber das heißt nicht zwangsläufig, dass es auch so weitergehen muss. Wenn wir jetzt gezielt digitale Schlüsseltechnologien fördern und die Rahmenbedingungen für die datengetrieben Plattformökonomie verbessern, können wir die Trendwende einleiten.“

Vor diesem Hintergrund sei die gemeinsame Erklärung zahlreicher EU-Mitgliedstaaten zur Schaffung einer europäischen Initiative im Bereich Mikroprozessoren und Halbleitertechnologien zu begrüßen, um Produktionskapazitäten und Kompetenz für Mikroelektronik in Europa aufzubauen und diese Vorhaben mit Milliardensummen zu fördern. Diese soll die Etablierung einer europäischen Allianz für Mikroelektronik vorantreiben sowie die Erstellung eines sogenannten wichtigen Projekts von gemeinsamem europäischem Interesse („Important Project of Common European Interest“, IPCEI) zu Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien unterstützen. Berg: „Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, muss die EU ihre Kräfte bündeln und gemeinsam die notwendigen Investitionen in Forschung und Entwicklung tätigen. Diese Absichtserklärungen müssen zügig in die Tat umgesetzt werden. Wir dürfen keine Zeit verlieren, aber uns auch nicht zu Kurzschlussreaktionen verleiten lassen. Wir brauchen eine konzertierte Antwort auf die strukturellen Herausforderungen.“

Bitkom setzt sich dafür ein, die gesamte Industriepolitik an den besonderen Bedingungen der digitalen Wirtschaft auszurichten, um ihre Wirkung nicht zu verfehlen. „Wenn Fördergelder wie bislang erst zwei Jahre nach Antragsstellung ausgezahlt werden, nützen uns die besten Absichten nichts. Das gilt gleichermaßen für die EU wie für die nationalen Initiativen der Mitgliedsstaaten“, sagt Berg und fordert insgesamt mehr Tempo.

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Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.103 Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die Gesamtwirtschaft.

https://www.bitkom-research.de/de

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