Die Pläne von Zoom, sich mit einer Milliarden-Übernahme im Call-Center-Geschäft zu etablieren, sind gescheitert. Die Aktionäre der Firma Five9, die Zoom schlucken wollte, lehnten die Deal ab, wie die Unternehmen in der Nacht zum Freitag mitteilten.
Zoom hatte die Übernahme von Five9 im Juli angekündigt. Zoom wollte dabei seine in der Pandemie gestiegenen Aktien als Währung nutzen, um den damals angegebenen Kaufpreis von 14,7 Milliarden Dollar (12,5 Mrd Euro) zu zahlen. Allerdings fiel der Kurs der Zoom-Papiere seitdem um mehr als ein Viertel. Damit war der Deal für die Aktionäre von Five9 deutlich weniger lukrativ geworden.
Erschwerend kam in den vergangenen Wochen hinzu, dass die US-Regierung eine intensive Prüfung der Übernahme ankündigte. Ein spezielles Gremium unter Führung des Justizministeriums ging der Frage nach, ob der Deal Risiken für die nationale Sicherheit der USA berge.
Five9 ist ein Spezialist für in der Cloud betriebene Call-Center. Mit dem Kauf hätte Zoom sein Geschäft weiter über Videokonferenzen hinaus ausbauen können. Zoom-Chef Eric Yuan versicherte in einem Blogeintrag, dass der Rückschlag die Pläne von Zoom zur Erweiterung des Geschäfts nicht beeinträchtigen werde, da Five9 nicht entscheidend für den Erfolg der Plattform gewesen sei.
Zoom war mit der Corona-Krise in eine neue Liga aufgestiegen. Die Firma sollte ursprünglich Videokonferenzen für Unternehmen zur Verfügung stellen. In der Pandemie nahm aber nicht nur die Nutzung in Firmen zu: Auch Privatpersonen greifen zu Zoom für alle möglichen Gelegenheiten – von Familientreffen bis zu Yoga-Stunden.
Nach Umsatzsprüngen von mehr als 300 Prozent im vergangenen Jahr hat sich das Wachstum normalisiert. Zoom versucht deshalb, den Rückenwind für den Ausbau seines Geschäfts zu nutzen. Der Plan ist unter anderem, neben Videokonferenzen auch die Versorgung mit Telefonie in Firmen zu übernehmen.
dpa