Im Kampf gegen Falschinformation erwägt YouTube, das Teilen von Videos mit grenzwertigem Inhalt auf anderen Seiten zu behindern. Das geht aus einem offiziellen Blog-Post zum Umgang mit Falschinformation hervor.
Demnach sucht die Plattform auch nach Ansätzen, wie sich neu aufkommender Info-Unsinn möglichst im Keim ersticken lässt, bevor er eine Chance auf virale Verbreitung bekommt.
Links „kaputtmachen“
Nicht jeder Unsinn verstößt so klar gegen YouTube-Richtlinien, dass das Video einfach gelöscht wird. Bei solch grenzwertigen Videos bemühe sich YouTube darum, deren Sichtbarkeit auf der Plattfrom zu minimieren, so Neal Mohan, Chief Product Officer für YouTube, im Blog. „Aber auch, wenn wir ein bestimmtes grenzwertiges Video nicht empfehlen, kann es immer noch Aufrufe über andere Webseiten erhalten, die auf ein YouTube-Video verlinken oder es einbetten“, schreibt er. Daher denkt YouTube darüber nach, welche zusätzlichen Schritte die Reichweite solcher Videos minimieren könnten.
Möglich wäre ein Deaktiviren des Share-Buttons oder ein „Kaputtmachen“ der Links, so dass diese nicht korrekt zum Video führen. Das würde auch ein Einbetten unmöglich machen. „Wir hadern aber damit, ob ein Teilen zu verhindern nicht als Einschränkung der Freiheiten von Sehern zu weit ginge“, so Mohan. Immerhin sei Teilen eine aktive User-Entscheidung. Zudem müsste es dann kontextabhängige Ausnahmen geben, etwa für die Verlinkung grenzwertiger Inhalte im Rahmen einer kritischen wissenschaftlichen Auseinandersetzung oder Berichterstattung. Eine Alternative könnte sein, bei grenzwertigen Videos vor dem Abspielen Warnhinweise einzublenden.
Gar nicht viral gehen lassen
Der Umgang mit dem Teilen gerade noch zulässiger Inhalte ist freilich nur ein Aspekt des Kampfes gegen Fake News. Mohan betont aber: Dieser werde heute dadurch erschwert, dass viel schneller neue potenziell gefährliche Verschwürungstheorien aufkommen – etwa, dass 5G zur Ausbreitung des Coronavirus beitrage, was in manchen Ländern zu Brandanschlägen auf Funkmasten geführt hat. Ideal wäre es, solchen Unsinn frühzeitig zu erkennen, bevor er sich viral ausbreiten kann.
Das ist jedoch kein triviales Problem. „Nicht zu jeder künftigen, sich schnell verbreitenden Erzählung wird es Expertenratschläge geben, die unsere Richtlinien beeinflussen können“, erklärt Mohan. Zudem gebe es bei völlig neu aufkommender Falschinfo zunächst kaum eine Datenbasis, mit der YouTube seine Erkunnungsalgorithmen trainieren könnte. Um trotzdem weltweit größere Erfolge im Kampf gegen Fake News zu erzielen, wolle YouTube unter anderem verstärkt auf Klassifikatoren und Schlüsselwörter in zusätzlichen Sprachen setzen. Auch der Input regionaler Analysten soll helfen, bislang schlecht erkannte Unsinns-Erzählungen schneller zu finden.
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