Laut einer Studie des Internationalen Zentralinstituts für Jugend- und Bildungsfernsehen aus dem Jahr 2021 gaben 40 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren an, seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie deutlich mehr Zeit mit online Computerspielen zu verbringen. Gar 80 Prozent gaben an, mehr YouTube-Videos zu konsumieren, als davor. Zudem geht aus einer deutschen Studie hervor, dass mehr als drei Prozent aller 12- bis 17-Jährigen die Kriterien einer Computerspielabhängigkeit vollständig erfüllen.
Österreichweit gelten rund 57.000 Menschen der 14- bis 64-Jährigen als internetabhängig. Dass Schulen auch hier ihren Bildungsauftrag ernst nehmen und Suchtprävention in Bezug auf Medien professionalisieren, leuchtet ein.
Genau damit beschäftigte sich die FH Burgenland-Studentin Anja Haspl in ihrer Bachelorarbeit aus dem Studiengang Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung. Auf das Thema aufmerksam wurde die Studentin in einem Praktikum in der Abteilung für Public Health der Österreichischen Gesundheitskasse. Der dort angesiedelte Bereich für schulische Gesundheitsförderung bietet Module für Schulen, unter anderem zum Thema Medien an.
“Die schulische Gesundheitsförderung kann viel bewirken, aber braucht noch mehr Ansatzpunkte. Es gibt in vielen Schulen bereits definierte Personen wie etwa die/den Direktor*in, jemanden aus dem Elternverein oder Schüler*innen selbst”, führt Haspl aus. Ihr eigener Medienkonsum habe sich durch die Beschäftigung mit dem Thema verändert, gibt sie an. “Ich achte darauf, nur seriöse Quellen zu nutzen. Da passe ich jetzt besser auf. Auch meine jüngeren Geschwister habe ich aufgeklärt – man darf nicht alles glauben, was im Internet steht.”
Schon Kleinkindern ist die große Rolle von Medien im Alltag klar
Das Medienverhalten und der Medienumgang der Jugendlichen werden schon im frühen Kleinkindalter geprägt. Der Großteil der Jugendlichen wächst heutzutage mit digitalen Tools wie Smart Toys, Smartphones und Tablets auf und lernt durch die ständige Gegenwart der Medien, dass diese eine große Rolle im Alltag spielen. “Schulen können im Rahmen der schulischen Gesundheitsförderung durch ihr Teilgebiet der Suchtprävention einen wesentlichen Beitrag, zur Bewältigung und Vorbeugung von Süchten, leisten”, erklärt Anja Haspl. Des Weiteren ist es von großer Bedeutung, dass die schulische Suchtprävention auch auf mögliche Gefahren, welche durch die Medien und den Internetzugang gegeben sind, aufmerksam machen und den Schüler*innen die notwendigen Kompetenzen vermittelt, um einen medienbewussten Umgang und Konsum zu gewährleisten.
Medienkompetenz in der Schule fördern
Die Schule spielt bezüglich der Förderung medienbezogener Kompetenzen sowie der Stärkung eines angemessenen Umganges mit digitalen Medien von Schüler*innen eine wesentliche Rolle . “Daher ist das Setting Schule ein wichtiger und zentraler Umsetzungsort, wo gesundheitsförderliche und präventive Maßnahmen für Kinder, Jugendliche, Schulpersonal und nicht schulisches Personal gesetzt werden können und somit zur Stärkung der Gesundheit aller Beteiligten beitragen soll.”
Eine effektive Gesundheitsförderung in der Schule kann die Gesundheit und Sicherheit der Schüler*innen auch über das Jugendalter hinaus stärken, denn Medienkompetenz wird kaum durch die familiäre Erziehung oder durch die selbstständige Nutzung in der Freizeit gestärkt, weiß die Studentin. Aufgrund dessen sei es seitens der Schule notwendig, diese Kompetenzen in die schulische Bildung miteinzubeziehen, da sie ebenfalls die Persönlichkeitsbildung und die gesellschaftliche Integration positiv beeinflussen kann. Im Kontext Schule könne man die Medienkompetenz etwa nach dem Learning-by-doing Ansatz durch die selbstständige Gestaltung und Verbreitung von Beiträgen in den Medien üben.
Als überaus vielversprechendes Instrument beschreibt Haspl ein sogenanntes Medientagebuch zu führen. “Hier notieren die Schüler*innen über einen Zeitraum von drei Wochen, wann und wie lang sie welche Medien nutzen und wie sie sich dabei und danach fühlen. Das schafft Bewusstsein bezüglich der Mediennutzung im eigenen Alltag und der Bezug zur Stimmung kann augenöffnend sein.”
Risikofaktoren für Mediensucht
Von einer Mediensucht sind vor allem jene Personen betroffen, welche einsam, schüchtern oder gestresst sind, die ein geringes Selbstwertgefühl sowie eine gering ausgeprägte Verhaltenskontrolle, Depressionen, Versagensängste und kaum Fähigkeiten haben, Probleme zu bewältigen. Des Weiteren werden Medien vorwiegend dann verwendet, wenn das Alltagsleben von betroffenen Jugendlichen von mehr Misserfolgen als Erfolgserlebnissen, Langeweile, Enttäuschungen oder problematischen Lebenssituationen gekennzeichnet ist. Mangelhafte Alternativen oder wenig Freizeitaktivitäten erhöhen das Risiko, eine zu intensive Bindung zur digitalen Medienwelt aufzubauen.
Ein weiterer wesentlicher Risikofaktor für die Entwicklung einer Mediensucht ist ein fehlendes Familienklima mit einer schwierigen Beziehung zwischen Eltern und Kind. Demzufolge ist der Rückzug in die mediale Welt häufig eine Reaktion auf Auseinandersetzungen mit den Eltern. Außerdem ist eine nicht vorhandene Grenzsetzung bei der (Medien-) Erziehung in Bezug auf den Umgang mit Medien ebenso für die Begünstigung einer Mediensucht ausschlaggebend.
www.fh-burgenland.at