Lukratives Geschäftsmodell

Tech-Mitarbeiter kassiert 30.000 Dollar für Fake-Empfehlungen

Geld

Mitarbeiter großer Technologieunternehmen verdienen sich durch massenhafte Jobempfehlungen für völlig fremde Bewerber lukrative Nebeneinkünfte. Wie jetzt bekannt wurde, konnte ein Tech-Mitarbeiter durch dieses Vorgehen innerhalb von 18 Monaten Prämien in Höhe von rund 30.000 Dollar generieren.

Der anonyme Mitarbeiter nutzte laut Bloomberg hauptsächlich die Plattform Blind – eine App, die von etwa 12 Millionen Tech-Beschäftigten für den anonymen Austausch über Arbeitgeber verwendet wird. Seine Methode war denkbar einfach: Interessierte Kandidaten füllten ein Google-Formular aus, dessen Inhalt er anschließend in das firmeneigene Empfehlungssystem kopierte.

Anzeige

Wachsender Underground-Markt

Um diese Praxis hat sich mittlerweile ein regelrechter Markt entwickelt. Neben kostenlosen Plattformen wie Blind existieren auch kommerzielle Anbieter wie Refermarket, Refer Me und ReferralHub. Die Effektivität solcher Empfehlungen ist beachtlich: Laut der Recruitingplattform Greenhouse haben extern empfohlene Kandidaten eine Einstellungswahrscheinlichkeit von 1:25, während reguläre externe Bewerber nur eine Quote von 1:200 aufweisen.

Rechtliche Grauzone

Die Praxis bewegt sich allerdings in einer rechtlichen Grauzone. Während einige Plattformen behaupten, die Vorgehensweise sei mit Unternehmen abgeklärt und als „Courtesy Referrals“ legitimiert, widersprechen große Tech-Konzerne dieser Darstellung. Google etwa betont, dass Empfehlungen ausschließlich auf persönlicher Kenntnis der Kandidaten basieren dürfen. Goldman Sachs bezeichnet die Teilnahme an solchen nicht genehmigten Empfehlungsaktivitäten sogar explizit als Verstoß gegen ihren Verhaltenskodex.

Der Markt scheint dennoch zu wachsen. Allein Refermarket verzeichnet nach eigenen Angaben 10.000 Nutzer, von denen etwa ein Drittel zahlende Premium-Kunden sind. Rund 60 Prozent der Nutzer kommen aus Indien und streben Positionen bei großen US-Tech-Unternehmen an.

Anzeige

Die Entwicklung wirft Fragen zur Zukunft betrieblicher Empfehlungsprogramme auf. Ursprünglich als Win-win-win-Situation für Bewerber, Mitarbeiter und Unternehmen konzipiert, könnte die Kommerzialisierung des Systems dessen Grundidee untergraben und zu einer Verwässerung der Empfehlungsqualität führen.

Lars

Becker

Redakteur

IT Verlag GmbH

Anzeige

Weitere Artikel

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.