Streaming-Angebote ermöglichen es Musikliebhabern, ohne großen Zeit- und Geldaufwand ihre gewünschten Künstler und Songs zu finden. Da diese in Zeiten von Spotify und Co quasi immer und überall zur Verfügung stehen, ist auch der Anreiz gesunken, sich eine persönliche Musiksammlung zuzulegen. Die Musikstücke selbst werden dadurch subjektiv weniger wert, was sich auch in einem geminderten Musikgenuss bei den Usern niederschlägt. Das besagt eine Studie der Bar-Ilan University (BIU).
“Sammeln optional geworden”
“Seit Thomas Edison vor einem Jahrhundert das Grammophon erfunden hat, mussten die Menschen ihre Lieblingsmusik sammeln, um sie anhören zu können”, so Studienleiter Ofer Bergman, Associate Professor am Department of Information Science der BIU, gegenüber “TechXplore”. Das habe sich mit dem Siegeszug von Streaming-Apps grundlegend geändert. “Diese Dienste erlauben es, so viel an Musik zu sammeln, wie man möchte, ohne viel Geld dafür ausgeben zu müssen. Sie ermöglichen aber auch das Anhören seiner Lieblingsmusik, ohne diese vorher zu sammeln. Das Sammeln ist also zum ersten Mal in der Geschichte des Musikhörens optional geworden”, erklärt der Forscher.
Diese Entwicklung könne gravierende Folgen auf den subjektiv empfundenen Wert und das Hörerlebnis der Konsumenten haben, wie Bergman betont. In seiner qualitativen Studie hätten die Interviewpartner etwa durchwegs eine “gedämpfte Stimmung” in Bezug auf den Musikgenuss in der modernen Streaming-Landschaft ausgedrückt. “Die Fülle an Songs, die für geringe Kosten verfügbar ist, hat den subjektiven Wert von Musik reduziert. Unsere Analyse zeigt, wie wichtig das Musiksammeln an sich ist, um das eigene Vergnügen zu steigern”, so der Experte.
User zum Sammeln motivieren
Im Zuge seiner Untersuchung, bei der 40 Teilnehmer zu ihrem persönlichem Musikkonsum befragt worden sind, konnten Bergman und sein Team drei grundlegende Ergebnisse zu Tage fördern: Erstens war der subjektiv empfundene Musikgenuss der User letztlich bei Streaming-Diensten geringer als sie vorweg angenommen hatten, zweitens hatten sie mehr Freude am Sammeln von Songs als erwartet und drittens ließ das Anhören von gesammelten Stücken sie ein besseres Hörerlebnis erzielen.
“Diese Resultate sollten für Streaming-Anbieter eine starke Motivation sein, ihre User mehr zum Sammeln von Musik zu motivieren. Wir wollen damit eine Diskussion anregen und ein fundamentales Problem der meisten Streaming-Apps beleuchten, die ihr Design überdenken müssen, um das Musiksammeln zu fördern”, fasst Bergman zusammen.
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