Stärkere Beteiligung von Frauen in der IT-Branche

Frau IT

Die Geschichte der Informatik ist stark geprägt von Frauen. Ada Lovelace schrieb um 1840 das erste Computerprogramm der Welt – einen Algorithmus zum Berechnen von Bernoulli-Zahlen mit der Analytical Engine. Grace Hopper war eine der ersten drei Programmier*innen der US-Geschichte. Sie arbeitete mit dem ersten vollelektronischen Rechner der Welt Mark I, bereitete der stark an die englische Sprache angelehnten Programmiersprache Cobol den Weg, erfand den Compiler und etablierte die Bezeichnung „Bug“ im Informatik-Kontext. 

Dies sind nur zwei von unzähligen Beispielen, wie Frauen den Weg für die Entwicklung der Informatik bereitet haben. Zu Beginn der Programmiergeschichte und besonders während des zweiten Weltkrieges gab es vorranging weibliche Programmierer*innen. Doch aufgrund von zahlreichen, vorwiegend gesellschaftlichen Faktoren hat in den letzten Jahrzehnten ein Wandel stattgefunden. Mittlerweile werden Jobs in der IT-Branche größtenteils von Männern ausgeführt. 

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Der Status Quo in Deutschland

Laut einer Bitkom-Umfrage haben 11 % aller Unternehmen in der IT-Branche in Deutschland keine einzige weibliche Mitarbeiterin, bei 76 % der Unternehmen liegt der Frauenanteil unter 25 % – nur bei 7 % der Unternehmen liegt der Anteil zwischen 26 % und 50 %. Grundsätzlich sind bei größeren Unternehmen auch prozentual mehr Frauen angestellt. Doch in der Führungsetage ist der Frauenanteil besonders gering: 49 % der Unternehmen haben keine Frau in einer oberen Führungsposition.  

Dieses Ungleichgewicht beginnt schon bei der Ausbildung, denn auch in den Informatik-Hörsälen sind Frauen unterrepräsentiert: Laut einer Bitkom-Studie sind nur rund ein Viertel aller Informatik-Studierenden in Deutschland weiblich. Doch viele Unternehmen und Politiker*innen haben sich das Ziel gesetzt, wieder mehr Frauen für die Informatik-Branche zu gewinnen – „back to the roots“ also.

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen. So bieten 40 % der Unternehmen Weiterbildungsprogramme zur Förderung von Frauenkarrieren an, weitere 15 % planen ähnliches in der Zukunft. 34 % setzen auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen und 24 % kooperieren gezielt mit Hochschulen, um Frauen zu gewinnen, weitere 14 % wollen das in Zukunft tun. Zudem gibt es zahlreiche Kampagnen, Digital Camps, Workshops und Jobmessen, die von Unternehmen, Hochschulen, Ausbildungsbetrieben und der Politik organisiert und unterstützt werden, um Frauen für die IT-Branche zu gewinnen. 

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Wie Irland Frauen in MINT-Berufen unterstützt

Ein weiteres Beispiel, wie man sich proaktiv für die Präsenz von mehr Frauen in der IT-Branche einsetzt, ist Irland. Laut dem European State of Tech Report 2020 sind 32 % der Softwareentwickler*innen in Irland Frauen, was über dem europäischen Durchschnitt von 30 % liegt. Um diese Entwicklung nachhaltig zu unterstützen, plant die irische Regierung bis 2026 zum Vorreiter Europas im Bereich MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu machen und die Zahl der Frauen, die MINT-Fächer im Abitur belegen, um 40 % zu erhöhen.

Potenziell besteht bereits großes Interesse: Einer Umfrage unter mehr als 2.500 Schülerinnen in Irland zufolge möchten 85 % der Befragten gerne mehr über MINT oder MINT-Berufe wissen. 93 % der befragten Lehrer*innen nannten den Glauben an die eigenen Fähigkeiten der Schülerinnen als eine der größten Herausforderungen bei der Förderung von MINT. Das Ziel sollte also sein, das Vertrauen der Schülerinnen in ihre eigenen Fähigkeiten zu stärken. Zudem gibt es in Irland zahlreiche Initiativen, die Frauen für MINT-Fächer und -Berufe begeistern sollen, unter anderem kostenlose Programmier- und Informatik-Workshops.

Zudem sollen auch in Irland gezielt mehr IT-Führungspositionen mit Frauen besetzt werden. Eine von Grant Thornton International durchgeführte Studie ergab, dass 18 % der irischen Unternehmen immer noch keine Frauen in Führungspositionen haben, was jedoch zumindest ein deutlicher Anstieg gegenüber 8 % im Jahr 2019 ist, während 17 % der Unternehmen nur eine Frau in einer Führungsposition haben. Dies ist eine weitere Herausforderung, die nicht nur in Irland angegangen werden muss, um Diversität und Spitzenleistungen zu erreichen.

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CoderDojo – ein globales Phänomen

Eine Initiative, die einst in Irland begann und Frauen in der Tech-Branche von Beginn an bei ihrem Ausbildungs- und Karrierepfad unterstützt, ist heute ein globales Phänomen: das CoderDojo. Im Jahr 2011 wurde das erste CoderDojo im National Software Centre in Cork ins Leben gerufen und erfreute sich bereits bei den ersten Veranstaltungen großer Beliebtheit. Aufgrund dieses Erfolgs beschlossen die beiden Gründer James Whelton und Bill Liao, das Modell als Open-Source-Projekt zur Verfügung zu stellen und Tausende von engagierten Mentor*innen richteten weitere Dojos auf der ganzen Welt ein. Inzwischen gibt es mehr als 1.900 verifizierte Dojos in 93 Ländern und über 60.000 Mädchen haben mit CoderDojo das Programmieren gelernt.

Diversität als Erfolgsfaktor 

Um das Vorhaben, mehr Frauen in der IT-Branche zu etablieren, erfolgreich umzusetzen, müssen unbewusste Muster durchbrochen, eine geschlechtsunabhängig Talentförderung vom Kindesalter an gefördert und ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, in dem sich alle Mitarbeiter*innen wohl- und wertgeschätzt fühlen. Zudem müssen mehr Frauen auf Konferenzen, in Webinaren, in Branchengruppen und bei Einladungen zu Events vertreten sein. Davon profitieren Arbeitnehmer*innen und Unternehmen gleichermaßen, denn Diversität – nicht nur, aber auch auf das Geschlecht bezogen – ermöglicht neue Perspektiven, eine verbesserte Unternehmenskultur, eine größere Mitarbeiter*innenzufriedenheit sowie eine bessere Reputation für das Unternehmen.

Aimee Williams IDA Ireland

Aimee

Williams

Vice President, Content, Consumer & Business Services Division

IDA Ireland

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