Das Handy-Verbot an vielen Schulen ist falsch. So heißt es in einer Stellungnahme der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft Kultur und Kommunikation (UNESCO). Den Experten nach sollte das Problem differenzierter angegangen werden. “Unsere Gesellschaften müssen sich dafür einsetzen, dass die Regierungen bei der Regulierung von Technologieunternehmen handeln. Dazu gehören die Verabschiedung und Durchsetzung von Altersgrenzen für Social-Media-Apps, die Einschränkung des Zugangs zu Daten von Kindern und die Eindämmung der Präsenz von Technologieunternehmen als Bildungstechnologiebranche in Schulen”, heißt es.
Online-Lernen ist kein Ersatz
“Online-Lernen kann die Vorzüge des persönlichen Zusammenseins in Klassenzimmern nicht replizieren oder ersetzen”, konstatiert der Bericht weiter. Er erkennt jedoch besondere Umstände an, unter denen Technologie verbindend oder inklusiv sein kann. Es wird allerdings kritisch darauf hingewiesen, dass der Vorstoß zur Individualisierung des Lernens durch digitale Technologien und Online-Lernumgebungen “möglicherweise das verfehlt, worum es in der Bildung geht”.
Bildungseinrichtungen müssten sich darüber im Klaren sein, dass Investitionen in Technologie im Bereich Bildung allein die seit Langem bestehenden Ungleichheiten und Herausforderungen im Bildungsbereich nicht lösen werden. Bildungstechnologie sollte auch nicht als Mittel zur Kürzung der Bildungsbudgets für Präsenzunterricht eingesetzt werden.
Forderung nach neuen Lehrplänen
Junge Menschen kämpfen mit Informationsüberfluss, versteckter technologischer Manipulation und einem Ansturm von Fehl- und Desinformationen. Das Verbot von Mobiltelefonen in Schulen wird dieser Komplexität nicht gerecht, argumentieren die Fdachleute. Ebenso wenig wie veraltete Medienkompetenz oder enge Lehrpläne für digitale Kompetenz. Vielmehr brauche es umfassende neue Lehrpläne, die Schülern dabei helfen, die emotionalen, psychologischen, kognitiven und ethischen Anforderungen des Online- und Präsenzlebens zu meistern.
Trotz des Reizes vereinfachender Lösungen erfordert der Weg in die Zukunft umfassende staatliche Eingriffe. Diese würden Technologieunternehmen regulieren, in das Gemeinwohl der öffentlichen Präsenzbildung investieren und einen Lehrplan für das ganze Kind entwickeln, der moralische Panik vermeidet und stattdessen kritische Kompetenz und soziale Verantwortung fördert.
An mehr als jeder zweiten deutschen Schule sind Smartphones tabu. 54 Prozent der Schüler berichten vom Verbot der privaten Nutzung der Geräte auf dem Schulgelände. Je ein Drittel sagt, dass die Nutzung lediglich in Notfällen oder in Pausen und Freistunden erlaubt ist. Und drei Prozent dürfen ihr Smartphone auch im Unterricht privat nutzen, wie eine Befragung unter 504 Schülern zwischen 14 und 19 Jahren im Auftrag des Digitalverbands BITKOM zeigt.
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