«Bella» kann bis zu zwölf Teller auf einmal an die Tische bringen und Geburtstagsgästen ein Ständchen auf Deutsch, Englisch oder Chinesisch singen. «Vor allem Kinder und ältere Menschen lieben sie», berichtet die Inhaberin des asiatischen Restaurants «Osakii» in Mainz, Lina Wang.
«Manche Gäste sind auch enttäuscht, wenn Bella ihnen nicht das Essen an den Tisch bringt.»
Nur wenige Gaststätten in Rheinland-Pfalz haben bereits solche Serviceroboter im Einsatz. Nach Einschätzung des Präsidenten des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Rheinland-Pfalz, Gereon Haumann, können Roboter in der Gastronomie dem Arbeitskräftemangel punktuell aber durchaus etwas entgegensetzen. «Für stereotype Tätigkeiten, die immer gleich ablaufen, sind sie geeignet.»
Einen guten Appetit wünschen, kann der Roboter mit dem freundlichen Katzengesicht und den bunten Lichtern auch, servieren allerdings nicht. Die Gäste nehmen Getränke und Essen selbst von den an ihren Tisch gefahrenen Tabletts. Eine halbe bis eine Arbeitskraft lasse sich mithilfe des mehr etwa 15 000 bis 16 000 Euro teuren Roboters aus China aber schon einsparen, sagt Wang.
Von einem «wichtigen Service unterstützenden Tool» spricht Sonja Pek aus dem Café «Einstein» in Koblenz. Einsparen lasse sich damit aber nichts. Der Roboter werde in dem Lokal immer von einem Kellner begleitet, der dann serviere. «Viele Gäste wollen die Katze sehen. Vor allem Kinder sind ganz verrückt danach.»
Stufen machen den Einsatz unmöglich
Beim Einsatz der computergesteuerten Helfer komme es allerdings sehr auf die baulichen Gegebenheiten an, gibt Haumann zu Bedenken. Stufen und viele Bodenbeläge machten ihren Einsatz unmöglich. In einigen asiatischen Restaurants wie dem in Mainz sei der Einsatz der beweglichen Servicegeräte einfacher als beispielsweise in einer Zornheimer Weinstube in Rheinhessen, wo knarrenden Balken dazu gehörten. Eine Lösung für Betriebe an der Mosel oder Nahe mit ihrer «tolle Gastronomie in den Weinbergen» seien sie auch nicht.
Haumann geht davon aus, dass die mobilen Roboter sogar bei den allermeisten baulichen Gegebenheiten nicht problemlos eingesetzt werden könnten. Im Koblenzer Café hat «die Katze» eine feste, einprogrammierte Route. Wenn es sehr voll ist, werde es damit schwierig, sagt Pek. Die «Katze» sei in einer engen Ecke auch schon mal mit einem Kellner zusammengestoßen.
Wang sagt auch, «Bella» brauche Platz. Viele Jacken etwa störten ihre Wege. Kleineren Hindernissen weicht sie dagegen ganz elegant aus. Und könne dabei auch sagen: «Ich komme nicht durch. Bitte machen Sie den Weg frei.» Ganz entscheidend für das Fortkommen der am Display oder per App programmierbare Servicedame ist, dass sie den Kontakt zum Wlan nicht verliert.
Gastfreundschaft kann nicht digitalisiert werden
Haumann sieht den Einsatz von automatisierten Servicekräften noch aus einem anderen Grund skeptisch: «Wir haben in der Pandemie gesehen, dass beim Besuch in der Gastronomie außer Sattmachen und Durstlöschen noch ganz viele Emotionen eine Rolle spielen.» Viele suchten «die analoge Theke» und wollten sich mit anderen Menschen unterhalten. «Face to face (Gesicht zu Gesicht) ist in der Gastronomie ganz wichtig.»
Arbeits- und Sozialminister Alexander Schweitzer (SPD) ist auch überzeugt: «Digitalisierung wird den Menschen im Gastgewerbe auch in Zukunft nicht ersetzen. Die rheinland-pfälzische Lebensart und die Gastfreundschaft lassen sich nicht digitalisieren.» Trotzdem könnten die Helfer bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels ein wichtiger Baustein sein.
Noch zeichneten sich aber keine Beschäftigungseffekte durch Digitalisierung ab, sagt der Minister. Hotel- und Gastronomie seien jedoch darauf angewiesen, «alles was es an technischer Neuerung und Digitalisierung bei betrieblichen Abläufen gibt, anzupacken», betont Haumann mit Blick auf den Arbeitskräftemangel.
In der Hotellerie helfe Künstliche Intelligenz bereits bei der Erstellung der Infomappen. Schlüsseltresore oder Schließanlagen mit QR-Codes übers Handy ermöglichten das Ein- und Auschecken rund um die Uhr. Und bezahlt werden könne direkt nach Ankunft über das Handy. Bei den stark gefragten schnellen und unkomplizierten online-Buchungen von Unterkünften sieht Haumann hingegen noch erheblichen Nachholbedarf. Nur etwa ein Viertel bis 30 Prozent der Betriebe in Rheinland-Pfalz machten dabei bereits mit. «Wer nicht online buchbar ist, der wird nicht gebucht», mahnt der Dehoga-Landeschef. Die meisten Menschen wollten direkt buchen und nicht erst eine Buchungsanfrage online wegschicken. In der Branche halte sich aber der Irrglaube, dass sich dies nur für größere Betriebe lohne. «Da kann die Digitalisierung in Rheinland-Pfalz noch weit vorangebracht werden.»
dpa