Neues Eigentumsmodell

Novum: IT-Dienstleister Arineo überträgt Firma an Mitarbeiter

Unterschrift

Der Göttinger IT-Dienstleister Arineo hat einen radikalen Schritt vollzogen: Das Unternehmen gehört nun vollständig seinen rund 400 Mitarbeitern. Diese ungewöhnliche Eigentumsstruktur soll nicht nur die Attraktivität als Arbeitgeber steigern, sondern auch langfristig die Unternehmenskultur prägen.

Mit der finalen Bestätigung am Montag wurde ein siebenjähriger Transformationsprozess abgeschlossen. Das Unternehmen ist damit eines der ersten in Deutschland, das sich vollständig im Besitz seiner Mitarbeiterschaft befindet. „Wir haben erkannt, dass die Mitarbeitenden die besten Eigentümer sind, da sie ein natürliches Interesse am langfristigen Erhalt des Unternehmens haben“, erklärt Geschäftsführer Marko Weinrich im Gespräch mit dem NDR.

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Stabilität statt ständiger Eigentümerwechsel

Die Entscheidung für dieses Modell fußt auf konkreten Erfahrungen. „In der New-Economy-Ära war es keine Seltenheit, dass man an einem Arbeitsplatz blieb, aber innerhalb von zwei Jahren fünf verschiedene Arbeitgeber hatte“, erinnert sich ein langjähriger Entwickler. Diese Instabilität soll der Vergangenheit angehören.

Das als „Employee Owned Company“ (EOC) konzipierte Modell basiert auf einer ausgeklügelten Struktur: Die Mitarbeiter können einem speziellen Verein beitreten, der wiederum die Leitung einer Stiftung wählt. Diese Stiftung hält die Unternehmensanteile. Durch entsprechende Satzungen sei sichergestellt, dass fundamentale Entscheidungen wie ein Unternehmensverkauf nur mit Zustimmung der Belegschaft möglich sind.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Die Implementierung erwies sich als komplex. „Der Prozess hat sieben Jahre gedauert und stellte auch für die beteiligten Behörden Neuland dar“, berichtet Wibke Jellinghaus, Gründungsvorsitzende des Mitarbeitervereins gegenüber dem NDR. Das von der Ampel-Koalition diskutierte „Verantwortungseigentum“ hätte möglicherweise eine einfachere rechtliche Grundlage geboten, wurde aber bisher nicht realisiert.

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Mit 17 Standorten in vier Ländern und überdurchschnittlicher Profitabilität zeige sich bereits der Erfolg des Modells. Die neue Eigentumsstruktur verstärke die ohnehin flachen Hierarchien und schafft zusätzliche Motivation. Jellinghaus betont den psychologischen Effekt: „Am Ende der Woche wissen wir, dass unser Einsatz direkt dem Unternehmen und damit uns allen zugute kommt – nicht externen Investoren.“

Lars

Becker

Redakteur

IT Verlag GmbH

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