Eine neue KI-Innovation kommt in Form eines kleinen, immer lauschenden Anhängers. Doch anstatt seinen Besitzer produktiver zu machen, soll er ihn einfach begleiten, zuhören, motivieren.
Avi Schiffmann präsentierte beim US-Magazin Wired stolz seinen „Friend“, ein kleines, rundes Wearable, das wie ein AirTag um den Hals getragen wird. Dieser AI-Buddy hört immer zu, bietet Meinungen, Motivation und manchmal auch spontane Kommentare – alles über Textnachrichten oder Push-Benachrichtigungen auf dem gekoppelten Smartphone.
Bereits während der Corona-Pandemie machte Schiffmann auf sich aufmerksam. Die weltweit beste Info-Seite zum Coronavirus stammte von ihm, einem Teenager aus Seattle. Die Süddeutsche Zeitung berichtete, wie es dem damals 17-Jährigen gelang, mit seinen Infos schneller als Behörden und Institutionen zu sein.
Heute setzt er sich mit der Einsamkeit auseinander. „Einigen Studien zufolge leiden bis zu 50 % der Amerikaner in verschiedenen Untergruppen – wie Jugendliche und Frauen mit kleinen Kindern – unter extremer Einsamkeit.“, stellt Jodi Halpern, Professorin an der UC Berkeley School of Public Health, fest.
Der „Friend“: Junkfood oder gesunde Nahrung?
Schiffmann betont, dass sein „Friend“, anders als andere tragbare KI-Geräte, keine Aufgaben automatisiert oder Produktivität steigert. Stattdessen soll der Friend als digitaler Begleiter dienen, der den Nutzer unterstützt, motiviert und immer da ist, um ein Gespräch zu führen – egal ob über Filme oder misslungene Dates.
Kritiker sehen jedoch die Gefahr, dass solche KI-Begleiter die Einsamkeit verstärken und echte menschliche Beziehungen ersetzen könnten. Jodi Halpern meint dazu, die Vorstellung, einen ständig verfügbaren KI-Freund im Gegensatz zu einem echten Menschen zu haben, sei so, als würde ein hungernder Mensch Junkfood essen. Kurzfristig kann man damit die Arbeit erledigen, aber es nährt die Person nicht so wie eine gesunde Mahlzeit.
An dem Werbevideo fällt auf, dass die Trägerin eines „Friend“ ganz am Ende des Videos einen echten Menschen anlächelt.
Das Gerät nutzt das KI-Modell Claude 3.5 von Anthropic und hat eine Batterielaufzeit von etwa 15 Stunden. Der „Friend“ soll 99 US-Dollar kosten und ab Januar 2025 ausgeliefert werden. Schiffmann will damit etwas schaffen, das einfach emotionale Unterstützung bietet. Er versichert, dass der Friend weder Gespräche speichert noch die Privatsphäre verletzt.