Häuslebauer in Deutschland könnten aus Sicht von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) bald in großem Stil Häuser in Schnellbauweise aus dem 3D-Drucker bauen.
«Das ist genau das, was wir in Deutschland brauchen», sagte Heil auf einer USA-Reise in Austin (Texas) angesichts der Baukrise in Deutschland. Zuletzt hatte Heils für Bau zuständige Kabinettskollegin Klara Geywitz (SPD) bekräftigt, dass sie serielles Bauen als Zukunftsmodell sieht. Die großen Lücken auf dem deutschen Wohnungsmarkt sollen so schneller gefüllt werden können.
Rohbau in ein bis zwei Wochen
Heil besichtigte eine teils noch im Bau befindliche Siedlung von in Serie gebauten Bungalows. «Es ist schon ganz irre, in welcher kurzen Geschwindigkeit die hier einen Rohbau hochziehen mit dem 3D-Drucker.» Die Bauzeit für den Rohbau beträgt nur ein bis zwei Wochen, wie der Leiter des Projekts, Caleb Mann, dem staunenden deutschen Minister berichtete. Kostenpunkt für einen schlüsselfertigen Bungalow: rund 500 000 Dollar, wie es in Immobilienanzeigen heißt.
Grundsätzlich hätte Heil auch selbst nichts dagegen, in einem 3D-Drucker-Haus zu wohnen, wie er sagte. «Ich fand es sehr, sehr ansprechend und schön.» Die Häuser hätten gutes Raumklima und hohe Energieeffizienz. «Lebens- und Wohnqualität kann das auch haben.»
Heil sieht Chancen für Bauarbeiter
Auch für die Beschäftigten auf dem Bau biete die Herstellungsweise mithilfe von Künstlicher Intelligenz Chancen. «Die Bauarbeiter in Deutschland arbeiten bei Wind und Wetter und sind auf der Baustelle Gefahren ausgesetzt», sagte Heil. Werde die schwerste Arbeit am Rohbau komplett von Maschinen übernommen, könnten sich die Menschen weiterentwickeln und auch andere Arbeit machen. So sei für den Innenausbau immer noch viel menschliche Arbeit nötig. «Menschliche Arbeit wird am Bau immer gebraucht werden.»
295 000 statt 400 000 neue Wohnungen
Vor dem Hintergrund der deutschen Baukrise und des verbreiteten Wohnungsmangels kündigte Heil an, er wolle sich dafür einsetzen, dass auch in Deutschland solche Häuser gebaut werden. Hintergrund ist, dass hohe Baukosten und Fachkräftemangel den Neubau in Deutschland einbrechen ließen. Die Bundesregierung hatte beim Amtsantritt versprochen, dass in ihrer Amtszeit 400 000 neue Wohnungen pro Jahr gebaut werden sollten. Vergangenes Jahr waren es lediglich rund 295 000.
Bauministerin Geywitz hatte sich zuletzt optimistisch für mehr Neubau in Deutschland gezeigt. Allerdings werde es angesichts der mauen Konjunktur ein schwieriges Jahr werden, sagte Geywitz im Juni beim Tag der Immobilienwirtschaft. Wenn man von rund 300 000 auf 400 000 neue Wohnungen pro Jahr kommen wolle, seien deutliche Produktivitätssteigerungen nötig.
dpa